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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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richtig«, sagte der Earl sanft, »machen wir.« Er strich Chad gedankenverloren über den Kopf. »Aber zuerst musst du den Teller leer essen. Und zwar alles. Auch die Erbsen. Und dann kommst du zu mir in die Bibliothek. Einverstanden?« Er sah seinen Sohn lächelnd an.
    Janes Brust war wie zugeschnürt. Unglaublich, wie attraktiv der Earl aussah, wenn er so freundlich und warmherzig lächelte. Wieder fing ihr Herz an zu pochen. Oh Gott – ob sie in ihn verliebt war?
    Ob sie wirklich in den Mann verliebt war, den ganz England nur als Herrn der Finsternis kannte?
    Einen Mann, den man als mutmaßlichen Mörder seiner Frau vor Gericht gestellt hatte.
    »Komm mit«, sagte der Earl zu Jane und strich Chad ein letztes Mal über den Kopf. Ein Befehl. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos und verschlossen. Jane war gerade im Begriff, sich von ihren monströsen Gedanken ein wenig zu erholen. Sie war noch nie verliebt gewesen, wusste nicht, was das für ein Gefühl war oder wie sie beurteilen sollte, ob das Wort ihren Zustand korrekt bezeichnete. Wenn ich wirklich verliebt bin, werde ich schon wissen, was mit mir los ist. Oder etwa nicht? dachte sie.
    »Jane«, sagte der Earl, der bereits an der Tür stand.
    Jane wollte nicht mit ihm gehen. Sie war sicher, dass er ihr wegen ihres Verhaltens am Vorabend Vorhaltungen machen wollte, dabei hatte sie sich doch selbst schon pausenlos Vorwürfe gemacht. Aber wenn er in diesem Ton sprach, duldete er keinen Widerspruch. Auf das Schlimmste gefasst, nahm Jane eine aufrechte Haltung an, ging tapfer hinter dem Earl die Treppe hinunter und folgte ihm in die Bibliothek.
    Dort angekommen, hatte sie unvermittelt wieder einen Anfall von Übelkeit. Außerdem hatte sie scheußliches Kopfweh. Dann sah sie, wie er Earl aus einer Silberkanne auf dem Schreibtisch Kaffee in eine Tasse goss und noch einen Schuss Whiskey dazugab. Als er ihr das Gebräu reichte, wich sie im ersten Augenblick erschrocken zurück. »Für mich?«, piepste sie. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Das hilft. Vertraue mir.«
    Sie blickte zu ihm auf und sah ein zärtliches Leuchten in seinen Augen. Doch dann kehrte er ihr sogleich den Rücken zu. Jane war sicher, dass sie sich den zärtlichen Blick in seinen Augen bloß eingebildet hatte, aber die Worte »Vertraue mir« – die hatte sie sich ganz sicher nicht eingebildet. Er hatte leise, sanft drängend, fast werbend gesprochen. Sie wollte ihm ja so gerne vertrauen, sie hatte ja Vertrauen zu ihm. Der Gedanke machte sie schwindeln.
    Sie nippte an dem Kaffee und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass er nicht einmal schlecht schmeckte. Und als sie die Tasse geleert hatte, ging es ihr tatsächlich spürbar besser.
    Vertraue mir, hatte er gesagt.
    Jane wusste plötzlich, dass sie ihm trotz aller Missverständnisse völlig vertraute.
     
    Jane war erst seit vier Tagen in Dragmore. Nach dem Gebräu, das der Earl ihr gereicht hatte, ging es ihr wieder deutlich besser, und sie unternahm auf den ausgedehnten Rasenflächen, die das Herrenhaus umgaben, einen langen Spaziergang. Dabei hatte sie sich recht weit vom Haus entfernt. jenseits der gepflegten Rasenflächen ging das Gelände in weites Hügelland mit Feldern und Wiesen über. Die einzelnen Parzellen wurden von Natursteinmauern eingefasst ein Muster, das sich erst am Horizont verlor. Auf den Hügeln ringsum weideten Schafherden. Es war ein klarer kühler Tag mit einem ungewöhnlich blauen Himmel, an den flauschige weiße Wolken getupft waren. Die frische Luft tat Jane gut. Hätte sie sich am Vorabend nicht so lächerlich gemacht, und wäre dieses rothaarige Flittchen nicht aufgetaucht, dann wäre sie jetzt gewiss in allerbester Stimmung gewesen.
    Aber Amelia war aufgetaucht, und Jane war nun einmal betrunken gewesen und hatte sich lächerlich gemacht. Wenn sie sich in den Earl verliebte, der – wie sie inzwischen erfahren hatte – dreiunddreißig Jahre alt war und der bis dahin noch nicht einmal von ihrer Existenz gewusst hatte, musste sie auf immer neue Demütigungen gefasst sein. Deshalb beschloss sie, dass Abendessen weder an diesem noch an einem künftigen Abend gemeinsam mit dem Earl und seiner Mätresse einzunehmen. Und in ihn verlieben wollte sie sich auch nicht. Sie hatte ihre Lektion gelernt.
    Sie trug wieder dasselbe karierte Kleid wie am Tag ihrer Ankunft, jenes Kleid also, das sie besonders verabscheute. Der Saum war verschmutzt, denn sie hatte die Schneise der Zerstörung gequert, die der Earl morgens mit

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