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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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verachtete weil er sich endlich von ihr getrennt hatte. ja, genau das war der Grund. Schade, dass er diesen Entschluss nicht schon viel früher gefasst hatte.
    Er musste daran denken, wie er erst vor zwei Tagen mit Jane zu Mittag gegessen hatte. Er sah wieder das süße Lächeln vor sich, mit dem sie sich bei ihm für das Glas Wein bedankt hatte. Und das, obwohl er sie nur wenige Minuten zuvor unsäglich rüde behandelt hatte. Sie hatte sich tadellos benommen, er dagegen hatte nicht nur wie ein Flegel ausgesehen, sondern sich auch so betragen. Wie sie ihn angestrahlt hatte, als. er sie vorhin unten in der Halle begrüßt hatte! Auch er selbst kam sich wie verwandelt vor.
    Er streifte das Hemd vom Körper und ließ es auf den Boden fallen. Dann ging er ins Bad und wusch seinen Oberkörper und sein Gesicht. Anschließend trocknete er sich ab und zog ein frisches weißes Hemd an. Als er seine Hose inspizierte, stellte er fest, dass sie fleckig und schmutzig war. Seufzend ließ er sich auf einen Stuhl sinken und zog seine ebenfalls verschmutzten Stiefel aus. Er schlüpfte in eine saubere Hose, wischte mit seinem abgelegten Hemd den Kot von den Stiefeln und polierte sie anschließend noch ein wenig. Dann eilte er beschwingt wie lange nicht mehr die Treppe hinunter.
    Jane war nicht zum Essen erschienen. Amelias Gedeck war schon abgeräumt. Der Earl ging einige Minuten in dem Raum auf und ab. Er spürte, dass Thomas ihn neugierig musterte, und fühlte sich unwohl in seiner Haut. Seit vier langen Jahren hatte er hier nicht mehr auf jemanden gewartet, sondern Tag für Tag ganz allein gegessen. Sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: »Thomas, wo ist Jane?«
    »Sie ist vorhin nach draußen gegangen, Sir. Meines Wissens ist sie bislang nicht zurückgekommen.«
    Nick begriff, dass er zum Essen nicht mehr mit ihr rechnen konnte. Warum sollte sie auch erscheinen? Sie ging vermutlich davon aus, dass Amelia anwesend sein würde. Und auf seinen kümmerlichen Humor konnte sie wahrscheinlich auch verzichten. Der Earl setzte sich an den Tisch, wollte sich seine Enttäuschung aber nicht eingestehen. Er war es gewohnt, alleine zu essen. Kein Problem.
     
    Chad hatte ein Shetland-Pony, einen schwarzweißen Wallach, den der Earl ihm zum vierten Geburtstag geschenkt hatte. Für sein Alter war der junge bereits ein exzellenter Reiter. Wie sein Vater ritt er ohne Sattel. Die beiden boten einen prachtvollen Anblick: der Earl auf einem schlanken mannshohen Jagdpferd, sein Sohn auf dem stämmigen, kaum einen Meter großen Pony. Nun trabten die beiden auf ihrem täglichen Ausritt über eine Kuhweide. Zwei Wolfshunde liefen neben ihnen her und schnüffelten an jedem Baum und Mauseloch.
    »Papa«, rief Chad. »Schau mal: der Baumstamm dort drüben. Darf ich?«
    Ein Stück von den beiden entfernt lag eine schwere alte Eiche im Gras, die offenbar umgestürzt war. Der Earl nahm den Stamm genau in Augenschein. Chad bettelte ihn an: »Bitte, bitte, Papa, bitte. Ich kann es ganz sicher.«
    Der Stamm war höher als alle Hindernisse, über die Chad bis dahin mit seinem Pony gesprungen war. Der junge saß wie festgeklebt auf dem Tier und ritt ohne Sattel sogar noch besser als mit. »Warte hier«, sagte der Earl und ritt voraus.
    Er ritt um den Baum herum. Als er sich vergewissert hatte, das der Untergrund stabil war, ritt er wieder zu seinem Sohn. Unterwegs brach er von dem umgestürzten Baum einen Zweig ab und reichte ihn Chad. »Gib ihm zwei Klapse, Chad.«
    Ponys sind völlig unberechenbare Tiere. Dabei war Chads Pferdchen sogar noch verlässlicher als die meisten seiner Artgenossen. Doch der Earl wollte nicht riskieren, dass das Pony im letzten Augenblick vor dem umgestürzten Baum stehen blieb und seinen Schrie abwarf. Chad verstand sofort. Er gab dem Tier vorne seitlich einen leichten Klaps, um es aufzuwecken. Tatsächlich hob das Pony sofort den Kopf und legte die Ohren nach hinten. Chad grinste, drückte dem Tier die Fersen in die Flanken und verpasste ihm mit dem Zweig nochmals einen raschen Hieb. Das Tier verfiel in einen leichten Galopp.
    »Immer ganz konzentriert bleiben«, rief der Earl stolz. Chad hatte das kleine Pferd jederzeit unter Kontrolle, bis die beiden – wie aus einem Guss – über den Baustamm hinwegflogen.
    Chad krähte vor Vergnügen, streichelte das Tier und klopfte ihm mit der flachen Hand auf den Hals. »Hast du das gesehen? Hast du uns gesehen?«
    »Gut gemacht.« Der Earl lächelte. Er

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