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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blicken an und stürzte sich mit ihren in Krallen verwandelten Händen auf ihn. Nick hielt sie sich recht und schlecht vom Leibe und ging dann aus dem Zimmer.
    Acht Monate später brannte sie mit ihrem Liebhaber durch, dem Earl von Boltham.
    Sofern Nick zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch etwas für sie empfand, erstarb dieses Gefühl augenblicklich, als Patricia ihn und seinen Sohn im Stich ließ.
    Aber sie war nun einmal seine Frau. Was noch schwerer wog: Sie war Chads Mutter. Also nahm er die Verfolgung auf. Er fand das entlaufene Paar ohne große Mühe in einem Gasthaus in Dover, von wo aus die beiden sich nach Frankreich einschiffen wollten. Er forderte Boltham zum Duell. Der Mann sah zwar recht gut aus, war aber so ungeschickt, dass Nick es nicht übers Herz brachte, ihn zu erschießen. Er ließ es deshalb dabei bewenden, dem Mann die Kniescheibe zu zerschießen und ihn zum Krüppel zu machen. »Damit Ihr es nicht vergesst«, sagte er zu Boltham. »Hände weg von Sachen, die mir gehören!«
    Patricia sah ihn hinterher hasserfüllt an und weigerte sich strikt, auch nur ein Wort mit ihm zu sprechen. Trotzdem brachte er sie wieder nach Dragmore. Ob sie sich mit ihm in Zukunft noch in der Gesellschaft zeigen wollte, war ihm völlig egal. Er konnte die vornehme Gesellschaft ohnehin nicht ausstehen. Und das sagte er ihr auch. Außerdem versprach er ihr, sie nie mehr zu berühren, und verlangte von ihr lediglich, sich wie eine gute Mutter um Chad zu kümmern, sonst nichts. Patricia wies dieses Ansinnen entrüstet zurück.
    Nach eigenem Bekunden hasste sie ihren kleinen Sohn nämlich mit derselben Inbrunst wie ihren Mann.
    Diese Mitteilung löschte auch den letzten Funken Zuneigung, der bis dahin vielleicht noch in Nick gelebt hatte.
    Umgebracht hatte er sie aber nicht. Auch wenn es ihm kein bisschen leid tat, dass sie tot war.
    Fortan hatte sie es strikt abgelehnt, ihre Räume zu verlassen, was Nick nicht weiter tangierte. Ein halbes Jahr später wütete dann im Südflügel ein Feuer und ließ nur ein paar Mauern und die Turmruinen stehen. Später fand man Patricias verkohlten Leichnam zwischen den Trümmern. Zunächst hatte niemand das Feuer bemerkt. Die Bediensteten hatten nämlich zu dem Zeitpunkt in ihren Quartieren unweit der Stallungen fest geschlafen. Als sie schließlich etwas bemerkt hatten, war es bereits zu spät gewesen. Sie hatten also nur hilflos im Freien gestanden und die gellenden Schreie einer Frauenstimme gehört. Nick war in der Nacht nicht daheim gewesen.
    Wie es um die Beziehung des Earls zu seiner Frau bestellt war, hatte in der Gegend – aber auch in der Londoner Gesellschaft – jeder gewusst. Ferner war allgemein bekannt, dass Nick Boltham zum Krüppel geschossen und Patricia gezwungen hatte, nach Dragmore zurückzukehren. Auch die heftigen Streitereien zwischen beiden waren kein Geheimnis. Trotzdem fiel Nick aus allen Wolken, als der örtliche Sheriff erschien und ihn unter Mordverdacht festnahm.
    Der Prozess löste in England ein gewaltiges Echo aus.
    Das kleine Gerichtsgebäude in der Hauptstadt der Grafschaft war jeden Tag bis zum Bersten gefüllt. Die komplette Londoner Gesellschaft fand sich ein, um dem wohl spektakulärsten Gerichtsverfahren des Jahrhunderts beizuwohnen, in dem ein Aristokrat angeklagt war. Die Staatsanwaltschaft ließ jeden Tag neue Zeugen aufmarschieren. Sämtliche »merkwürdigen« Gewohnheiten des Earls wurden breitgetreten – und man war sich schon bald darin einig, dass er kein echter Engländer war.
    Und so kam ein Punkt zum nächsten: Er war ein unmäßiger Trinker. Er rauchte. Er spielte. Er genierte sich nicht, in der Öffentlichkeit zu fluchen. Außerdem war er bekennender Atheist. Kurz: Er war ein ausschweifender Lebemann und seiner Frau darüber hinaus untreu gewesen.
    Die meisten dieser Vorwürfe entsprachen der Wahrheit. Angesichts der systematischen Zerstörung seines guten Rufes versuchte Nick gar nicht erst, sich zu verteidigen, und be stritt nicht einmal den Vorwurf der Untreue, obwohl er Patricia treu gewesen war, bis sie ihn verlassen hatte. Er wusste instinktiv, dass es ohnehin völlig sinnlos war, irgendetwas zu seiner eigenen Entlastung vorzubringen. Die so genannten besseren Kreise wollten nämlich unbedingt glauben, was sie vor Gericht hörten: Sie wollten seinen Kopf.
    Die Beziehung zu seiner Frau wurde öffentlich breitgetreten. Bedienstete bezeugten, dass sie ihn seit dem Tag der Hochzeit gehasst hatte. Dass die beiden keine normale Ehe

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