Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mit einem perlenbesetzten Kamm so fest, dass es hinter dem Ohr auf die Schulter fiel. Dann legte sie noch etwas Rouge auf, zog sich die Lippen nach und betrachtete sich im Spiegel.
    Jane hatte gerade erst entdeckt, welche Macht sie auf Männer ausübte.
    Eigentlich hatte sie am Vorabend gar nicht die Absicht gehabt zu lauschen. Aber dann hatte sie es dennoch getan. Lindley und der Earl waren sich darin einig gewesen, dass sie schön sei.
    Unglaublich: Der Earl von Dragmore hatte eingestanden, dass sie schön war.
    Doch seither hatte sich gezeigt, dass er sie zwar für schön halten mochte, in ihr deswegen aber noch lange keine ihm ebenbürtige Frau sah.
    Lindley hingegen vertrat in diesem Punkt eine völlig andere Auffassung.
    Lindley hatte sie sogar vor dem Earl in Schutz genommen. Für Lindley war sie eine erwachsene Frau. Jane wusste das, weil sie am Vorabend gelauscht hatte. Dafür sprachen aber auch die Blicke, mit denen er sie bedachte, und die Art, wie er mit ihr flirtete.
    Sie wusste inzwischen, dass sie die Augen der Männer mit einem sanften, intensiven Blick bei halb geschlossenen Lidern zum Leuchten bringen konnte. Lindley brachte seine Bewunderung ganz offen zum Ausdruck. jane war daran gewöhnt, von anderen bewundert zu werden. Sie war schon immer bewundert worden, bis man sie aus London entfernt und in dem Pfarrhaus eingesperrt hatte. Es tat ihr unendlich gut, aufs Neue diese Art von Zuwendung zu erfahren. Sie hatte das Gefühl, auf Wolken zu gehen!
    Und …
    Wenn der Earl nicht bereit war, sie als ebenbürtige Frau anzuerkennen, würde sie ihm beweisen, wie sehr er sich täuschte: indem sie mit Lindley flirtete.
    Jane eilte die Treppe hinunter. Ihre Wangen waren vor Aufregung leicht gerötet. Die beiden Männer erwarteten sie bereits in der Bibliothek: Lindley in perfekter Abendgarderobe, der Earl dagegen in einer schwarzen Hose, Hemd und Weste. Trotzdem war sie sofort entflammt, als sie den Earl so sah. Doch sie begnügte sich damit, ihn lediglich knapp anzulächeln. Lindley hingegen begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    »Du bist atemberaubend~‹, hauchte Lindley, und es schien ihm mit dieser Bekundung sehr ernst.
    Jane bedankte sich für das Kompliment, während Lindley sich inbrünstig über ihre Hand beugte. Hinter ihr fing der Earl an zu husten, weil er sich an seinem Drink verschluckt hatte.
    »Darf ich dich an deinen Platz geleiten?«, fragte Lindley liebevoll.
    »Geleite mich, wohin du willst«, entgegnete Jane kühn und mit belegter Stimme. Obwohl sie sich nicht umsah, spürte sie das brennende Interesse des Earls. »Wann immer du willst.«
    Lindley lachte geschmeichelt. Er war hin und weg.
    Der Earl kam hinter ihnen her. Es war deutlich zu spüren, dass er seine Wut nur mühsam unterdrückte. »Ob er dich irgendwo hingeleitet«, sagte er, »hängt ganz von meinem Willen ab.«
    Lindley fing an zu kichern.
    »Ganz ruhig, alter Knabe. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Kann man nichts machen: Ich bin eben ihr Typ.« Er zwinkerte Jane zu.
    Jane spielte die Verknallte und sah ihn hingerissen an. Sie meinte beinahe zu hören, wie der Earl mit den Zähnen knirschte.
    Während des Essens sprach der Earl kein einziges Wort. Lindley unterhielt Jane mit Geschichten aus Indien und von den Philippinen. Jane wiederum unterhielt Lindley mit Geschichten über ihre Mutter und das Theater. Sie lachte, er lachte. Beide lachten. Der Earl machte ein finsteres, mürrisches Gesicht.
    »Ich brauche jetzt sofort einen Whiskey«, brummelte der Earl schließlich und stand abrupt von seinem Stuhl auf. Sie waren zwar mit der Himbeertarte fertig, trotzdem war sein Benehmen äußerst rüde, da Jane und Lindley sich noch angeregt unterhielten. Nick blieb vor dem Tisch stehen und verneigte sich geckenhaft. »Meine Teuerste? Wollen wir uns nun in den Salon begeben?« Dabei äffte er den kultivierten Gesprächston nach, in dem die beiden ihre Unterhaltung führten.
    Lindley erhob sich und zog elegant Janes Stuhl zurück, als sie aufstand. Jane bedankte sich aufs Artigste. Der Earl schnaufte und ging seiner Wege. Jane legte die Hand auf Lindleys Ärmel. »Was für eine herrliche Nacht«, sagte sie versonnen. »Viel zu schade, um im verqualmten Salon zu sitzen und etwas zu trinken. Wollen wir nicht lieber noch einen Spaziergang im Mondschein machen?«
    Lindley grinste und sah über die Schulter zurück, doch der Earl war schon verschwunden. »Du bist entweder sehr raffiniert«, sagte er leise, »oder sehr

Weitere Kostenlose Bücher