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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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geführt hatten. Dass nicht nur sie ihn, sondern auch er sie gehasst und bedroht hatte. Dass die Comtesse in den letzten Wochen und Monaten ihres Lebens nicht einmal mehr ihre Räume habe verlassen dürfen. Einige Zeugen behaupteten sogar, sie hätten mit eigenen Ohren gehört, wie er sie geschlagen hatte. Auch wenn diese Aussagen bei der Urteilsfindung keine Berücksichtigung fanden – der Schaden war nicht mehr zu beheben.
    Der Earl galt nunmehr als gewalttätig. Er hatte den Earl von Boltham in dem Duell angeblich in kühler Berechnung zum Krüppel gemacht. Er trug stets ein Messer bei sich, dessen er sich mit der Geschicklichkeit eines professionellen Killers zu bedienen verstand. Hatte er das Messer nicht bereits in der Jugend gegen einen anderen jungen erhoben? Dieser inzwischen erwachsene Adelssprössling berichtete enthusiastisch über den fast zwanzig Jahre zurückliegenden Zwischenfall. Und dann hieß es noch, seine Frau habe solche Angst vor ihm gehabt, dass sie weggelaufen sei. Der Einspruch, den die Verteidigung gegen diese Behauptung einlegte, wurde abgewiesen.
    In den Augen der vornehmen Gesellschaft, die vor allem auf äußere Schicklichkeit, Contenance und Selbstbeherrschung Wert legte, galt Nick fortan als finsterer, trunksüchtiger, gewalttätiger amerikanischer Rohling und Lüstling. Allerdings konnte man ihm nicht beweisen, dass er das Feuer gelegt hatte, in dem Patricia zu Tode gekommen war. Hinzu kam, dass sich eine Londoner Nobelprostituierte, die er regelmäßig konsultierte, für eine erkleckliche Summe zu der Aussage bereit fand, dass er in der betreffenden Nacht bei ihr gewesen war. Und so wurde er schließlich in sämtlichen Punkten der Anklage freigesprochen.
    Ungeachtet des glatten Freispruchs wurde er eines allerdings nicht mehr los: seinen neuen Titel. Denn von nun an hieß er in ganz England: Herr der Finsternis.
    Dieser Beiname sollte ihm fortan wie eine Klette anhaften.
     

Kapitel 17
     
    Er war angespannt und verärgert.
    Der Earl war so angespannt und verärgert, dass er auf seinem Wallach im vollen Galopp über den Rasen zum Herrenhaus zurückritt. Vor dem Haus ließ er das schnaubende Pferd einfach neben einem Rosenbeet stehen. Er eilte die Steinstufen hinauf. Wo zum Teufel steckten die beiden bloß?
    Im Laufe des Morgens hatte er den gesamten Besitz von Süden nach Norden durchquert und unterwegs nirgends das geringste Zeichnen von Lindley und Jane entdeckt. Er redete sich ein, dass seine schlechte Stimmung nichts mit alledem zu tun hatte, sondern nur mit der Hitze und dem Schweiß an seinem Körper. Wo zum Teufel hatten die beiden nur den ganzen Vormittag gesteckt?
    In der Halle brüllte er: »Thomas!«
    Der Butler hatte bereits in perfekter Haltung hinter ihm Aufstellung bezogen. ja, Euer Lordschaft?«
    »Wo ist Lindley?«
    »Er ist mit Miss Jane im Morgenzimmer.«
    Nick verspürte einen Stich.
    Er eilte durch die Halle und blieb dann kurz stehen, um sich ein wenig zu sammeln. Er hörte Janes glockenklares Lachen, in das Lindleys volltönender Bariton einstimmte. Dann trat er in das Zimmer. »Wie außerordentlich gemütlich«, knurrte er schlecht gelaunt.
    Die beiden blickten ihm schuldbewusst entgegen, wozu sie zweifellos jeden Grund hatten. Sie saßen auf einem zweisitzigen Sofa eng beieinander; Janes Rock berührte sogar Lindleys Bein. Die eine Hälfte des aufgeschlagenen Buches, das sie vor sich hatten, lag auf Janes, die andere auf Lindleys Schoß. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt. Nicks unfreundliche Bemerkung hatte sie sichtlich überrascht.
    Lindley grinste. »Hallo, Shelton. Höchste Zeit, dass du kommst. Wir haben schon einen mächtigen Appetit.«
    »Oh, habe ich euch etwa warten lassen?«, fragte der Earl distanziert. Er wandte den Blick von Lindley ab und sah Jane an, deren cremig weißer Teint aufs Schönste mit ihrem rosa Kleid kontrastierte. Ihr dichtes blondes Haar, von dem eine dicke Strähne vorne auf ihrer rechten Schulter lag, wurde von einem großen Samtreif zusammengehalten.
    »Anstrengend heute Vormittag?«, fragte Lindley gutmütig.
    Nick schwieg. Er musterte die beiden mit einem knappen Blick, trat dann an einen silbernen Serviertisch und goss sich – was zum Teufel war das überhaupt, etwa Limonade? einen Schluck aus einer Flasche ein. »Was zum Teufel ist das für ein Zeug?«
    »Limonade«, entgegnete Jane.
    Er sah sie mit einem angewiderten Blick an.
    »Schau mal, der hier«, sagte Lindley und zeigte mit dem Finger auf die

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