Bragg 04 - Dunkles Verlangen
konnte den Earl im Mondlicht deutlich erkennen, deutlich genug jedenfalls, um zu begreifen, dass er wütend war. Sie trat reflexartig einen Schritt zurück. Plötzlich war sie selbst darüber erschrocken, was sie getan hatte.
»Wenn du nicht mein Freund wärst«, sagte der Earl mit zusammengepressten Lippen, »würde ich dich umbringen.«
»Nick …«
»Schweig!«, sagte er mit donnernder Stimme. »Du bist auf Dragmore nicht mehr willkommen. Pack deine Sachen und verschwinde!«
Dann herrschte Schweigen. Jane hatte das Gefühl, als ob sich die Welt unter ihren Füßen einfach auflöste. Lindley war der einzige Freund, den der Earl noch hatte. Sie durfte das einfach nicht zulassen! Oh Gott, wie leid ihr das alles tat! »Es war nicht sein Fehler«, sagte sie stockend. »Ich bin schuld.«
Er fuhr herum. »Du schweigst ebenfalls.« Dann sah er wieder Lindley an. »Los, verschwinde schon.«
»Wenn du dich wieder beruhigt hast«, sagte Lindley, »können wir noch mal über alles …«
Der Earl schlug ihn. Der Schlag kam blitzschnell und mit der Kraft einer Lokomotive. Lindleys Kopf prallte gegen den Stamm des Ahorns. Jane schrie auf. Lindley stand schwankend da und fasste sich an die Nase. Ihm gegenüber der Earl: breitbeinig und mit erhobenen Fäusten, das Gesicht dunkel vor Zorn. Lindley stützte sich mit der Hand kurz gegen den Baum, sah beide nochmals an und ging dann torkelnd davon.
»Oh Gott!«
Als er hörte, wie Jane gequält aufstöhnte, wirbelte Nick herum. »Du kleines Flittchen«, sagte er krächzend vor Wut. Wie von alleine fanden seine Hände ihre Schultern. Er zog sie ganz nahe zu sich heran, hob sie in die Luft, bis ihr Gesicht auf einer Höhe mit seinem eigenen war. Sie war schneeweiß.
Er wollte sie so tief verletzen, wie sie ihn verletzt hatte hatte. Er konnte nicht mehr denken, war ein Spielball seiner Gefühle.
»Du kleines Flittchen«, wiederholte er und schüttelte sie. »Und ich habe geglaubt, dass du anders bist. Was für ein grandioser Irrtum. Natürlich bist du genau wie alle anderen!«
»Nein«, sagte Jane keuchend. Sein Gesicht war jetzt direkt vor ihren Augen. In seinen Augen nichts als Wut. Sie hatte panische Angst.
»Dann willst du also wissen, wie ein richtiger Mann küsst«, brüllte Nick.
Sie schüttelte heftig den Kopf.
Wieder schüttelte er sie und zog sie dann mit einem Arm blitzschnell an seine Brust. Mit der anderen Hand fasste er in ihr volles Haar und bog ihren Kopf mit einem Ruck nach hinten. Sie wimmerte. Seine Lippen suchten gierig ihren Mund.
Eine ungestüme, brutale Attacke. Ohne ein Zeichen ihrer Einwilligung abzuwarten, fiel er über sie her. Die Zähne der beiden stießen hart gegeneinander. Er zwang sie, den Mund zu öffnen, und stieß ihr die Zunge tief in den Mund. Wieder und wieder, gnadenlos.
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Jane war weich und warm und betörender als jede Frau, die er je in den Armen gehalten hatte. Er spürte jeden Millimeter ihres pulsierenden Körpers. Er küsste sie sanft und zärtlich. Und sie erwiderte seinen Kuss. ja, ihre Zungen schienen miteinander zu tanzen, zu verschmelzen. Das hatte sie sofort gelernt. Und … sie hielt ihn umschlungen, fuhr ihm wieder und wieder mit den Händen leidenschaftlich durch das dichte Haar. Presste sich immer wieder gegen sein stahlhartes Geschlecht.
Nicks Hand glitt an ihrem Rücken hinunter, streichelte ihr wohlgeformtes Gesäß und ihre Oberschenkel. »Jane«, flüsterte er gequält. Er zog sie noch näher zu sich heran. Sie stöhnte und schluchzte vor Rührung und Leidenschaft. Und dann machte sie ihren Kopf frei, vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, hob ein Knie, schlang ein Bein um seine Hüften und versuchte an ihm emporzusteigen, sich instinktiv ganz für ihn zu öffnen, sich für ihn bereitzumachen.
Er wollte sie … unbedingt.
Er wollte sie mit jeder Faser seiner Seele, seines ganzen Seins.
Und dann sah er plötzlich wie von außen, was er da tat: der verkommene Rohling und das unschuldige Mädchen. Jane stöhnte … . hielt seinen Hals umschlungen. Hätte sie noch das andere Bein hochgezogen, würde sie rittlings auf seiner prallen Männlichkeit sitzen …
Unter Aufbietung seines ganzen Willens warf Nick sie zu Boden.
Jane lag keuchend da, das Gesicht ihm zugewandt. »Nicholas«, sagte sie flehend.
Er stand keuchend da und starrte auf sie herab. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er so viel Abscheu empfunden, so viel Angst.
»Mein Gott, was tue ich hier bloß?«,
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