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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Flittchen. Und dann hatte sie seine – Nicks – Küsse leidenschaftlich erwidert, als er sie eigentlich hatte verletzen wollen.
    Sie war flatterhaft und treulos.
    Er musste an Patricia denken und lachte laut auf.
    Patricia war ebenfalls flatterhaft und treulos gewesen, aber das war auch schon alles, was die zwei gemeinsam hatten. Patricia war eine Dame gewesen – mit einem Herzen aus Eis. Jane war keine Dame. Die Enkelin des Herzogs – möglich –, die Tochter einer Schauspielerin, fraglos. Das erklärte ihre ungezähmte, zügellose Leidenschaft, ihre grenzenlose Sinnlichkeit.
    »Jane.« Er testete, wie es war, ihren Namen auszusprechen, ließ ihn sich auf der Zunge zergehen. Er ließ den Kopf auf die Sofalehne zurücksinken, als ob er das Gewicht nicht mehr tragen könne. Wieder fasste er sich an die Brust. Doch der Schmerz wollte nicht weichen. Dieser Schmerz war nicht körperlicher Natur.
     

Kapitel 19
     
    London
 
    Jane sah aus dem Fenster und blickte die Tottenham Court Road hinunter. Draußen war bereits die Gasbeleuchtung eingeschaltet. Neben ihnen auf der Straße waren Einspänner, Kutschen und sogar Omnibusse unterwegs, die von Pferdegespannen gezogen wurden. Die Straßen ringsum wurden von stuckverzierten Wohnhäusern mit kunstvoll geschmiedeten Eisenzäunen und Schieferdächern gesäumt. Links und rechts waren ein paar Fußgänger unterwegs, allerdings keine feinen Herrschaften. Aber das war Jane ohnehin egal.
    Sie sah den Earl an.
    Er bot eine eindrucksvolle Erscheinung und saß reglos neben ihr – sorgfältig darauf bedacht, sie weder mit dem Knie noch mit der Hand zu berühren. Er starrte auf seiner Seite des Wagens aus dem Fenster. Den ganzen Tag über hatte er kaum ein Wort mit ihr gesprochen. Erst am Morgen hatte sie von Thomas erfahren, dass der Earl noch am selben Tag mit ihr nach London zu reisen gedenke.
    »Heute noch?«, hatte sie bestürzt gefragt, weil sie glaubte, sich verhört zu haben. Sie war noch todmüde gewesen. Der zutiefst aufwühlende Kuss des Earls, ihre eigene hemmungslose Reaktion und schließlich Nicks Zerwürfnis mit Lindley dies alles hatte sie die ganze Nacht nicht schlafen lassen. »Aber wie soll ich denn bis heute Nachmittag alles packen und reisefertig sein?«
    »Seine Lordschaft haben gesagt, Ihr möchtet bitte nur das Nötigste mitnehmen. Er beabsichtigt nämlich, Euch in London mit einer kompletten Garderobe auszustatten, Mylady.«
    »Ist er auf dem Gut unterwegs?« – »Nein, heute Morgen nicht. Er hält sich in der Bibliothek auf«, erwiderte Thomas.
    Tapfer oder wenigstens in einer Pose gespielter Tapferkeit ging Jane nach unten und klopfte. Innerlich bebte sie vor Scham und Angst. Er blickte auf, sah sie und wandte sich wieder irgendwelchen Papieren zu. »Ich bin beschäftigt«, sagte er brüsk.
    »Ich möchte mich entschuldigen.«
    Er blickte nicht einmal auf. »Das ändert nichts mehr.«
    »Es lag nicht in meiner Absicht, die Situation derartig eskalieren zu lassen.«
    Er würdigte sie keiner Antwort. Doch sie sah, dass sich die Finger, mit denen er die Feder hielt, weiß verfärbten. »Bitte«, fügte sie leise hinzu.
    Der Federhalter knackte zwischen seinen Fingern. »Wir fahren um vier Uhr.«
    Jane drückte sich in der Kutsche tiefer in ihre Ecke. Er verhielt sich ihr gegenüber so, als ob er sie hasste. Vielleicht hasste er sie ja wirklich. Sie war untröstlich.
    »Wir sind da«, sagte der Earl etwas später. Der Wagen war inzwischen auf den Tavistock Square eingebogen. Sie wusste, dass der Platz von einigen der teuersten Londoner Stadthäuser gesäumt wurde. Sie beobachtete den Earl, während dieser die Tür von innen öffnete. Wenn er ein solches Haus unterhalten konnte, musste er in der Tat sehr vermögend sein. Mittlerweile stand er vor dem Wagen und entbot ihr steif seine Hand.
    Sie nahm seine Hand und sah ihn verzweifelt an. Er blickte zur Seite und wies den Kutscher an, das Gepäck ins Haus zu bringen.
    Sein Stadthaus war ein riesiges vierstöckiges Backsteingebäude, das von hohen schmiedeeisernen Toren und prachtvollen Rasenflächen eingefasst wurde. Es nahm einen ganzen Straßenblock ein. Eine Reihe massiver Eichen schirmte das Anwesen gegen neugierige Blicke ab. Jane hielt ihr Retikül umklammert und ging auf dem mit Ziegelsteinen gepflasterten Weg hinter ihm her. Sie fühlte sich einsam und wünschte, sie hätte den Earl gebeten, Molly mit nach London zu nehmen. In der geräumigen, mit Marmor ausgelegten Eingangshalle mit ihrer hohen

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