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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Glücklicherweise war es in der Kutsche dunkel.
    Jane plapperte munter drauflos, meist über Mr. Irving, der ein berühmter Schauspieler war. Der Earl hörte kaum zu. Sie sah einfach hinreißend aus in ihrem neuen rosa Abendkleid, das mit Volants und Schleifen besetzt war. Ihr in Locken gelegtes Haar hing offen nach hinten. Sie war wirklich schön wie ein Engel.
    Er dachte angewidert an die Begegnung mit der Herzogin von Lancaster zurück. Das nannte man also Freundschaft. Eigentlich hätte er es ja gleich wissen müssen. Niemand tat etwas umsonst. Jane berührte ihn am Arm. Der Earl fuhr aus seinen Gedanken auf.
    »Wir sind da«, sagte sie aufgeregt.
    Er musste lächeln.
    Sie sah ihn glücklich an.
    Im Foyer herrschte Gedränge. Viele der Besucher wechselten noch rasch ein paar Worte mit Freunden oder Bekannten und eilten dann zu ihren Plätzen. Doch das eigentliche Gesellschaftsleben fand nicht vor Beginn der Vorstellung, sondern erst während der Pause statt. Der Earl nahm Janes Arm und ging mit ihr Richtung Zuschauerraum. Unterwegs entdeckte er plötzlich Lindley, der mit einer jungen Frau und einem anderen Paar gerade durch eine Tür in den Zuschauerraum trat. Ein Ruck ging durch seinen Körper.
    »Schau mal«, sagte Jane und drängte sich an ihn. »Lindley ist auch da.«
    Der Earl spürte, wie sich Janes warmer, weicher Körper an ihn schmiegte. Er bemerkte, dass Jane genau registrierte, wie er auf die Berührung reagierte. Doch vor allem spürte er, wie sein Körper in Leidenschaft entflammte. Er verfluchte sich selbst. Du bist hier in der Öffentlichkeit, verdammt noch mal!
    Er ging ein wenig auf Abstand zu Jane. »Komm, gehen wir auf unsere Plätze.«
    Als sie in die Loge traten und ihre Plätze einnahmen, erstarben ringsum die Gespräche. Dann fingen die Leute an zu tuscheln. »Beachte die Leute einfach nicht«, sagte der Earl.
    Jane blickte empört in die Runde. »Das kann ich aber nicht!«
    »Bitte setz dich.« Er drängte sie sanft auf ihren Platz. »Schließlich sind wir hier, um uns zu amüsieren«, log er. Er selbst blieb noch einige Sekunden stehen und blickte kühn im Zuschauerraum umher. Er brauchte sich vor niemandem zu verstecken und hatte für das sensationslüsterne Publikum nur Verachtung übrig. Dann nahm er ebenfalls Platz. Jane sah ihn voll Bewunderung an.
    Er erwiderte ihren Blick und sah dann Richtung Bühne.
    Sie legte ihre kleine behandschuhte Hand auf seinen Arm. »Du hast mehr Charakter als alle diese Leute zusammen.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Ob es ihr damit ernst war. Wieder sah er sie kurz an und blickte dann auf den Vorhang vor der Bühne.
    Der Earl liebte den Hamlet, konnte sich jedoch trotz Henry Irvings eindrucksvoller Darbietung nicht auf das Stück konzentrieren. Vielmehr musste er pausenlos Jane ansehen, die von dem Geschehen auf der Bühne völlig in Anspruch genommen war.
    Sie lachte. Sie klatschte. Sie machte Ohh und Ahh. Sie kreischte, sie weinte. Sie kicherte, und sie schluchzte. Er konnte seine Augen einfach nicht von ihr abwenden. Und er war froh, dass er sie hierher gebracht hatte, selbst wenn er sich dabei nicht von den richtigen Motiven hatte leiten lassen.
    »Ist das nicht großartig?«, rief Jane, als die zwei in der Pause wieder in das Foyer hinausgingen, um eine Stärkung zu sich zu nehmen.
    »Ohne Zweifel«, entgegnete er trocken.
    »Hast du überhaupt etwas von dem Stück mitbekommen?«, fragte sie.
    »Aber natürlich.« Er sah sie lächelnd an.
    Sie lächelte zurück und wusste genau, dass er flunkerte. Und dann mussten beide lachen.
    Zu ihrem Erstaunen entdeckte Jane, dass im Gesicht des Earls zwei Grübchen erschienen. Sie war selig. Instinktiv suchte sie nach seiner Hand und drückte sie. Doch er entzog ihr seine Hand rasch wieder, und sie errötete.
    Dann sah sie, dass er jemanden anschaute, und folgte seinem Blick. Er beobachtete eine ältere, teuer gekleidete, schwer mit Juwelen behängte und elegant frisierte Frau mit kastanienbraunem Haar. Auch die Frau blickte in Nicks und Janes Richtung, hob dann eine behandschuhte Hand und redete auf ihren Begleiter ein. Dabei sah sie unentwegt zu Jane und zu Nick hinüber. Es war offensichtlich, dass sie über die beiden redete, und zwar nichts Gutes.
    Jane drängte sich Schutz suchend an den Earl.
    »Möchtest du vielleicht etwas Limonade?«, fragte er steif.
    »Nein, danke.« Jane hoffte, dass niemand auf die Idee kommen würde, sie und den Earl während der Pause in ihrer Ecke zu stören.
    »Aber

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