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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Urteil nur der Umgebung zu verdanken oder beruhte es auf Berechnung? Braig wusste es nicht, fand den Mann aber auf Anhieb sympathisch. Respekt und Sympathie, überlegte er, zumindest was sein Verhalten seiner Tante gegenüber anbetraf.
    »Was ist mit Herrn Schmiedle?«, fragte Kober. Er hatte sich von der Frau gelöst, blickte erwartungsvoll auf.
    Der Kommissar versuchte, endgültig auf seine Ermittlungen umzuschalten, zog das Foto des Toten aus seiner Tasche, reichte es seinem Gegenüber. Er sah die Augen der Frau auf das Bild gerichtet, hatte Skrupel, das Gespräch zu eröffnen. »Wir können über alles reden«, sagte der Mann, »wie unter vier Augen.« Er hatte Braigs Bedenken offensichtlich bemerkt, studierte das Foto. »Schmiedle«, erklärte er, »was ist mit ihm?«
    »Sie erkennen ihn?«
    »Natürlich. Er wirkt nur so … Hatte er einen Unfall?«
    »So könnte man das vornehm umschreiben. Herr Schmiedle ist tot.«
    »Oh Gott, nein. Was ist passiert?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Ermordet?« Kober sprang von dem Sofa auf, beugte sich über den Tisch. »Von wem?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Aber er ist heute doch in der Liederhalle. Er hält ein Referat.«
    »Im Auftrag Ihrer Firma?«
    »Unserer Firma? Nein, mit unserer Firma hat das nichts zu tun.« Kober zog sich wieder auf seinen Platz zurück, schüttelte heftig den Kopf.
    »Mit was dann?«, fragte Braig.
    »Ermordet«, murmelte sein Gegenüber vor sich hin, »Markus ermordet.«
    »Sie waren per Du?«
    »Per Du? Ach ja, wenn man so intensiv zusammenarbeitet. Markus ist seit über drei Jahren bei uns.«
    »Mit was hat sein Vortrag in der Liederhalle zu tun? Ich dachte, er sei im Auftrag Ihrer Firma …«
    »Nein, nicht von der Firma. Markus ist bei uns zwar für das Personal zuständig, aber er arbeitet nebenbei auch noch als Wissenschaftler.«
    »Wie darf ich das verstehen?«, fragte Braig. Der Ermordete schien ein wahrer Tausendsassa gewesen zu sein. Leiter des elementaren Bereichs einer 1200-Leute-Firma, dazu noch einen Job als Wissenschaftler, was immer das heißen mochte.
    »Na ja, nebenbei ist eigentlich das falsche Wort. Seine Tätigkeit als Wissenschaftler ist der Grund, weshalb er zu uns kam. Vor drei Jahren, wir hatten immense wirtschaftliche Probleme.«
    »Die Firma Göttler?«
    »Ja, genau.« Kober drehte sich zur Seite, nahm die Hand der Frau, die damit begonnen hatte, mit ihren Fingern nervös auf den Tisch zu klopfen, in seine Linke, schwenkte sie sachte auf und ab, bis ihre Augen sanft lächelten. »Also, ehrlich gesagt, wir standen vor der Insolvenz. Ein großer Kunde war quasi über Nacht ausgefallen – eine Firma in den USA, und außer Gerüchten hatte es keinerlei Hinweise gegeben, dass das passieren könnte. Wir waren völlig unvorbereitet, Gerüchte gibt es schließlich ständig und überall und wenn man allen glauben wollte … Jedenfalls, es war knapp, sehr knapp. Ohne Markus, ich denke, ich kann es so formulieren, auch wenn es ziemlich übertrieben klingt, ohne ihn hätten wir es kaum geschafft.«
    »Das hört sich irgendwie an wie im Märchen«, kommentierte Braig, interessiert die Ausführungen seines Gesprächspartners erwartend.
    »Na ja, mit Märchen hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das war knallharte Realität. Einer unserer größten Kunden weg, wir produzieren, grob gesagt, miniaturisierte Sensoren zur Steuerung von Antrieben, wenn Sie darunter etwas verstehen können, wovon sollten wir jetzt unsere Leute bezahlen? Alternative Abnehmer finden sich in diesem hochspezialisierten Bereich nicht auf die Schnelle, es sei denn, Sie sind bereit, Ihre Produkte für nichts zu verscherbeln, aber dann können Sie gleich den Bankrott erklären, das kommt aufs Gleiche raus. Der Irak-Krieg war vorbei, Afghanistan wurde entgegen allen Erwartungen auch nicht ausgeweitet … Kurz: Es sah nicht gut aus. Da wurden wir auf Markus aufmerksam.«
    »Sie sind Zulieferer hochwertiger Waffensysteme?«
    Kober wandte seinen Blick vom Tisch weg, richtete ihn auf Braig. Ein Anflug von Ärger überzog sein Gesicht. »Was wollen Sie jetzt damit?«
    »Trifft meine Aussage zu? Ja oder nein?« Die Stirn seines Gegenüber legte sich vollends in Falten, seine Augen verengten sich zu einem stieren Blick. »Ja, und?« Die Fokussierung seiner Fragen auf dieses Thema schien ihm alles andere als angenehm, ein heikler Punkt offenbar, dem der Kommissar noch genauer nachgehen musste. Später, sagte er sich, hör dir zuerst an, was er über den Toten

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