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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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informiert.
    »Herr Schmiedle ist verschwunden?«, hatte Kober gefragt. »Wie soll ich das verstehen?«
    Braig war nicht bereit gewesen, dies zu präzisieren, hatte stattdessen auf einer sofortigen Unterredung bestanden. Um die Hintergründe des Todes Schmiedles genau ausloten zu können, benötigte er Informationen aus erster Hand über den Mann, auch und gerade was dessen berufliche Aktivitäten anbelangte.
    »Dann müssen Sie aber nach Lorch kommen«, war Kobers unnachgiebige Forderung. »Den Dienstagnachmittag und -abend verbringe ich bei meiner Tante. Da lasse ich nicht dran rütteln. Das ist Tradition. Dafür finden Sie mich am Samstag und oft auch am Sonntag in der Firma.«
    Braig hatte zugesagt und den nächsten Zug nach Lorch genommen, dann seine Kollegin Stefanie Riedinger informiert und sie darum gebeten, das persönliche Umfeld Markus Schmiedles zu eruieren. Vierzig Minuten später hatte er das Kloster der in der Nähe von Schwäbisch Gmünd gelegenen Stadt erreicht.
    Das Seniorenheim befand sich in einem prächtigen, frisch restaurierten Fachwerkgebäude mitten in der von einem langgestreckten Kräutergarten, einem Teich mit vielen Goldfischen, einem Tiergehege mit Esel und Ziegen und einem sorgsam gepflegten Park ausgestatteten Klosteranlage. Der Ausblick aufs über und über von bewaldeten Bergen gesäumte Remstal, den mit seiner Burgruine 708 Meter in die Höhe ragenden Hohenrechberg sowie die in bläulichen Dunst gehüllte Steilkante des Albtraufs bot ein überwältigendes Panorama. Hier in dieser fast unwirklich anmutenden Idylle gerade mal fünf Gehminuten vom Lorcher Bahnhof entfernt seinen Lebensabend verbringen zu dürfen, musste ein besonderes Geschenk des Schicksals sein.
    Braig hatte Mühe, sich vom Anblick des nahen Klostergebäudes mit seinem schlanken, von einem spitzen Dach gekrönten Rundturm sowie der traumhaften Umgebung zu lösen, lief zum Haupteingang des Pflegeheims. Ein auffallend gut aussehender junger, groß gewachsener Mann mit einem langen blonden Pferdeschwanz kam, eine alte Frau in einem Rollstuhl vor sich her schiebend, geradewegs auf ihn zu.
    »Ich suche einen Herrn Kober.« Braig sah wie der junge Mann stutzte, fügte schnell: »Es handelt sich um einen Besucher, nicht um einen Bewohner«, hinzu.
    Die Antwort kam prompt. »Ach so, ja. Heute ist Dienstag. Herr Kober besucht seine Tante, Frau Gärtner. Zimmer …«Er überlegte kurz, nannte ihm dann die Nummer.
    Braig bedankte sich bei dem jungen Mann, vermutete, dass es sich wohl um einen Zivildienstleistenden und sicher bei den meisten Seniorinnen äußerst beliebten Mitarbeiter des Heims, so eine Art Traumschwiegersohn handelte, machte sich auf die Suche nach dem angegebenen Raum. Zwei ältere, leicht nach vorne gebeugte Frauen schoben sich, jede auf einen Rollator gestützt, an ihm vorbei, sein freundliches Grüßen nicht wahrnehmend. Er wartete, bis sie ihn vollends passiert hatten, bog um die Ecke, sah den gesuchten Raum vor sich. Die Tür stand weit offen.
    Braig blieb auf der Schwelle stehen, klopfte, hörte die von einer männlichen Stimme gesprochene Aufforderung »Herein«, folgte ihr ins Zimmer. Es handelte sich um einen etwa vier auf fünf Meter großen, mit einem Bett, einem Sofa, einem Tisch und einem Schrank ausgestatteten Raum, dessen Wände mit unzähligen gerahmten Fotografien geschmückt waren. Die Frau und der Mann auf dem Sofa musterten ihn mit erwartungsvollen Augen. Hätte er von Frau Vollmers vorhin am Telefon nicht anders lautende Informationen erhalten, er hätte die beiden der verblüffenden Ähnlichkeit ihrer Gesichtszüge wegen für Mutter und Sohn gehalten. Dicke rote Backen, verschmitzt lächelnde Augen, breite Gesichter …
    »Sie wollen zu uns?«, fragte der Mann, bevor Braig noch dazu kam, sie genauer zu betrachten.
    »Mein Name ist Braig, ich komme von der Polizei«, stellte er sich mit gedämpfter Stimme vor, um die ältere Frau nicht zu sehr zu beunruhigen, sah, wie der Mann bestätigend nickte.
    »Wir haben miteinander telefoniert?«
    »Es geht um Herrn Schmiedle, genau.«
    »Kober«, sagte sein Gegenüber, »das ist meine Tante Ingrid.« Er löste sich vorsichtig aus der Umarmung der Frau, erhob sich, reichte dem Besucher die Hand. »Es tut mir leid, wenn Sie sich extra nach Lorch bemühen mussten«, fuhr er fort, »aber das ist mein ehernes Gesetz: Dienstags ab 15 Uhr bin ich in der Firma prinzipiell nicht mehr zu erreichen. Seit vier Jahren jetzt schon, seit Tante Ingrid ihren

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