Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
gut aussehenden jungen Mannes mit langen blonden, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren, der in der Begleitung der jungen, aufgrund des Verbrechens zusammengebrochenen Frau gekommen war. »Und ausgerechnet der wurde ermordet, wie ich jetzt erfahren habe.«
    Elf Personen hatten an diesem Morgen eine Eintrittskarte erworben; zog man Annika Jung, ihren ermordeten Freund samt dem Täter sowie die drei bereits befragten Alb-Vereins-Mitglieder davon ab, gab es also weitere fünf Menschen, die als potenzielle Zeugen des Verbrechens eventuell Hinweise auf den Mörder liefern konnten. Neundorf hatte beschlossen, die Presse um Mitarbeit bei der Suche nach diesen Personen zu bitten.
    Gleich im Anschluss an ihre Befragung hatten die Spurensicherer ihre Arbeit aufgenommen, in erster Linie darum bemüht, Profile von Schuhen sowie Partikel von Stofffasern in dem Bereich aufzuspüren, in dem sich der Täter nach den Vermutungen der drei Zeugen aufgehalten haben musste. Andere Hinweise auf den flüchtigen Mörder, ob mit oder ohne Kapuze, waren nirgends zu erhalten, weder auf dem nahen Parkplatz noch sonst wo in der Umgebung. Neun­dorfs Hoffnung, doch noch eine genauere Beschreibung des Mannes zu erhalten, fokussierte sich bald auf die Aussage der jungen Frau.
    Dass es sich bei dem von der Aussichtskanzel gestürzten jungen Mann, dessen völlig entstellte Leiche etwa hundertzwanzig Meter unterhalb des Felsens an einem nur sehr schwer zugänglichen Waldhang entdeckt worden war, um Michael Napf handelte, der einundzwanzig Jahre jung war, aus Aalen stammte und zur Zeit seinen Zivildienst in einem Seniorenheim leistete, hatten sie den bei seinen Überresten entdeckten Papieren entnommen. Dem Ausweisfoto nach zu urteilen, war Napf ein auffallend gut aussehender Mann mit langen blonden Haaren gewesen.
    »Was ist mit seinem Handy?«, hatte sich Neundorf bei Helmut Hutzenlaub, mit dem zusammen sie sich an die von einem örtlichen Kollegen gesicherte Leiche herangekämpft hatte, erkundigt. Handys waren seit Jahren die beliebtesten Objekte der Ermittler, auf einfachstem Weg an die nächsten Angehörigen eines Verstorbenen zu gelangen.
    Die Antwort des Spurensicherers war anders ausgefallen, als sie es sich gewünscht hatte. »Kaputt. Das Ding hat den Geist genauso aufgegeben wie sein Besitzer. Damit kannst du nichts mehr anfangen.«
    Der ebenso traurigen wie lästigen Verpflichtung wegen, die Verwandten des Ermordeten zu verständigen, hatte sie sich kurz nach 16 Uhr bei den Eltern Annika Jungs nach den familiären Verhältnissen des Begleiters oder Freundes ihrer Tochter erkundigt.
    »Wir haben Michaels Eltern angerufen und ihnen alles erzählt. Sie konnten es zuerst nicht glauben. Bitte lassen Sie sie heute in Ruhe. Sie wollten sofort zu Michael, aber ich habe sie angefleht, es nicht zu tun. Veranlassen Sie bitte Ihre Kollegen, dass sie sie heute nicht mehr aufsuchen. Die können niemand mehr sehen. Morgen Nachmittag wollen wir uns treffen. Hier bei uns. Wenn Sie mit ihnen sprechen wollen, kommen Sie am besten ebenfalls bei uns vorbei. Vielleicht geht es Annika bis dahin etwas besser. Wir haben unseren Hausarzt verständigt, er ist sofort gekommen und hat ihr noch mal Tropfen zur Beruhigung verabreicht. Sie soll bis morgen Mittag durchschlafen, meinte er. Nach so einem Erlebnis sei das die einzige Chance, nicht durchzudrehen. Rufen Sie bitte morgen Mittag bei uns an, dann sehen wir weiter. Es geht nicht anders.«
    Neundorf, die sehnlichst auf einen Gesprächstermin mit Annika Jung gehofft hatte, seufzte, erklärte sich aber zwangsweise einverstanden. Die Frau hatte recht: Sie mussten sich in Geduld üben, was die Beobachtung ihrer Tochter anbelangte. Wer einen solchen Albtraum hatte miterleben müssen, dessen seelische Verfassung hing am seidenen Faden. Diesen Anblick jemals wieder vergessen, in ein normales Leben zurückfinden zu können, war ein Geschenk. Ein Geschenk, das jetzt durch unbedachte Beanspruchung schnell unmöglich gemacht werden konnte.

28. Kapitel
    Braig hatte selten eine dermaßen aufgetakelte Frau zu Gesicht bekommen. Ein wahres Gebirge grell blondierter, rings um den Kopf hoch aufgetürmter Locken, eimerweise aufgetragenes Make-up, ergänzt von nicht weniger reichhaltig verwendetem Eyeliner und Lippenstift. Das golden glänzende Kleid legte demonstrativ weite Teile des üppigen Busens frei, endete dafür erst wenige Millimeter über dem Boden.
    »Weihnachten steht vor der Tür. Der Rauschgoldengel präsentiert seinen

Weitere Kostenlose Bücher