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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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frisch hergerichteten Silikonbusen. Und das im März.« Dr. Genkingers Worte hallten laut durch die Nacht, Sekunden bevor die Frau die Glastür zur Seite schob. Eine helle Außenleuchte flammte auf, tauchte sie in grelles Licht. Die Frau riss in einer theatralischen Geste die Arme weit auseinander, aalte sich in den staunenden Blicken ihrer Besucher.
    »Je später der Abend, desto netter die Gäste«, flötete sie laut.
    »Netter nicht unbedingt, aber hungriger und durstiger«, konterte der Veterinär.
    »Huch, Sie sind mir aber einer!« Isis Bopfinger nahm das reichhaltig in Geschenkpapier und farbige Zierbänder gehüllte Paket entgegen, das der Tierarzt ihr reichte, betrachtete es mit neugierigen Blicken. »Aber was haben Sie denn da wieder mitgebracht, Herr Doktor. Das wäre doch nicht nötig!«
    Dr. Genkinger senkte seinen Kopf zu einer tiefen Verbeugung, küsste der Frau die Hand. »Nur eine Kleinigkeit, eine winzige Aufmerksamkeit. Für den eigentlichen Herrn«, er betonte das Wort, provozierte damit ein lautes Lachen seiner Gesprächspartnerin, »des Hauses.«
    Isis Bopfinger gluckste wie ein leicht alkoholisierter Teenie, tastete mit aufgeregter Miene das Paket ab. »Für unseren Caruso, oh, der wird sich freuen, wo ist er denn, Caruuuuuuuusooo«, sie schmetterte den Namen wie den Höhepunkt einer Opernarie in die nächtlich ruhige Umgebung, verstummte erst wieder, als ein kräftiges Bellen aus dem Haus zu vernehmen war, »oh, was wird das wieder sein, Herr Doktor, ich kenne Sie!«
    Ein dicker weißer Pudel schob sich bellend zu ihr her, drückte sich an ihre Beine. »Caruuusoooo, das ist für dich!«, flötete sie.
    »Meine beiden Begleiter haben es gemeinsam mit mir ausgesucht«, erklärte der Veterinär, auf Braig und Ann-Katrin Räuber deutend, die die Szene amüsiert verfolgten.
    Isis Bopfinger stellte das Paket auf einem Schemel ab, wandte sich Dr. Genkingers Begleitern zu. »Oh, das freut mich sehr, dass Sie unser Haus mit Ihrem Besuch beehren, sehr geehrte Frau Kriminalrat. Ja, ich kenne Ihre Stellung, nur nicht so bescheiden, der Herr Doktor hat mir alles verraten«, wehrte sie Ann-Katrins vorsichtig ablehnendes Gestikulieren ab, »und wie geht es den Drillingen?«
    Ann-Katrin Räuber sah Dr. Genkingers verschmitztes Augenzwinkern, zwang sich, die Komödie mitzuspielen. »Den Umständen entsprechend. Einen Tag geht es gut, mir jedenfalls, dann wieder weniger. Vielen Dank für die Nachfrage.«
    »Oh, das ist doch selbstverständlich. Und Sie sind tatsächlich schon im achten Monat?«
    Ann-Katrin Räuber bejahte, ließ die bewundernden Worte der Frau über sich ergehen.
    »Und das also ist unser neuer Abteilungspräsident im Landeskriminalamt«, wandte sich Isis Bopfinger Braig zu. »Welche Ehre für unser Haus. Da brauchen wir heute Abend ja keine Angst vor Verbrechern zu haben«, kicherte sie, »gleich zwei so hohe Hüter des Gesetzes in unseren Räumen.«
    »Deshalb sind wir leider so spät«, erklärte der Tierarzt, »liebe Frau Bopfinger, Sie müssen entschuldigen, aber der Herr Abteilungspräsident musste sich heute Abend noch persönlich um eine schlimme Sache kümmern. Mord, verstehen Sie, Mord.«
    Die Frau verharrte mitten in ihrer Bewegung. »Mord«, hauchte sie, »darum müssen Sie sich persönlich kümmern?«
    »Fast jeden Tag«, antwortete Dr. Genkinger, bevor Braig zu Wort kommen konnte, »Sie glauben gar nicht, was bei uns los ist. Heute Abend war mein Begleiter noch in einer üblen Schießerei.« Er senkte seine Stimme, beugte sich zu ihr nieder, flüsterte ihr die nächsten Worte in verschwörerischem Ton ins Ohr. »Russische Mafia, wie er mir vorhin anvertraut hat, höchstwahrscheinlich russische Mafia im Krieg gegen die italienische Camorra. In Stuttgart. Aber das muss unter uns bleiben, ich habe es ihm versprochen. Hoch und heilig.«
    »Russische Mafia?« Ihre Gastgeberin schlotterte an allen Gliedern. »Hier bei uns? Um Gottes Willen!« Sie rang um Luft, fand keine Kraft für weitere Worte.
    Wenige Minuten vor 21 Uhr hatten Braig und Ann-Katrin Räuber – wie abgesprochen – an der Wohnungstür ihres Vermieters geklopft, bereit, das Haus zu verlassen. Dr. Genkinger, auffällig bunt mit einem samtrot-royalblau gestreiften Fleecehemd, einer schwarzen Jeans und einem ockerfarbenen Jackett sowie einer weißen Riege bekleidet, hatte sie in die Wohnung gebeten und mit Apfel- und Kirschsaft sowie kleinen Mohn- und Sesambrötchen bewirtet. Er hatte von seinen neuesten Patienten

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