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Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Braig & Neundorf 12: Schwabenehre

Titel: Braig & Neundorf 12: Schwabenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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der Bewältigung ihres Selbstgebackenen mit hungrigen Augen verschlang. »Wunderbar«, nuschelte er unbeholfen. Weshalb Schmiedle die Tussi weder nackt noch bekleidet fotografiert und in sein Album aufgenommen hatte, war ihm nicht nachvollziehbar, stellte sie doch, gemessen an seinen, Aupperles heimlichen, von männlichen Hormonen gespeisten Träumen ohne jeden Zweifel einen der, wenn nicht den Höhepunkt dessen dar, was er in den letzten Tagen zu sehen bekommen hatte.
    »Ja, es geht also eigentlich, ich meine, ich bin ja beruflich hier, jedenfalls jetzt, im Moment«, unternahm er einen ersten Versuch, seine Pflicht zu erfüllen. Vielleicht war es am besten, zuerst das Berufliche hinter sich zu bringen, möglichst schnell, um dann entspannt auf die private Seite zu wechseln. Hatte er erst einmal sein kriminalistisches Programm abgespult, ergab sich hoffentlich genügend Gelegenheit, auch dem Privaten zu huldigen – sofern, natürlich, sich die Frau hier nicht als das entpuppte, wofür sie nach Söderhofers und seinen eigenen Kriterien zu urteilen, durchaus in Frage kam: die Mörderin Markus Schmiedles zu sein.
    »Der Mann, der in der Liederhalle ermordet wurde, haben Sie davon gehört?«
    Sie blieb abwartend ihm gegenüber am Tisch sitzen, zeigte keine Reaktion.
    »Schmiedle, Markus. Sie sollen, na ja«, er brach mitten im Satz ab, ärgerte sich über sich selbst. Sie jetzt zu beschuldigen, war ihm klar, machte die Frau nicht gerade williger. Sofern er die Geste mit dem selbst gebackenen seltsam klebrigen Kuchen wirklich korrekt als Zeichen unverhohlener Sympathie, vielleicht sogar Zuneigung deutete, drohte er selbst jetzt diese Gefühlshaltung, na ja, zumindest doch zu beeinträchtigen, wenn nicht gar zu zerstören. Also, Vorsicht mit der Formulierung! »Hm, darf ich fragen, ob Herr Schmiedle, sofern es stimmt, dass Sie ihn kannten, Ihnen nicht besonders sympathisch war?«
    Er sah, wie es in ihren Mundwinkeln zuckte, sie unruhig auf ihrem Stuhl hin- und herrutschte, sich dann nicht mehr länger beherrschen konnte.
    »Da ist uns jemand zuvorgekommen«, zischte sie.
    Aupperle kratzte sich über dem Ohr, versuchte zu verstehen. »Wie? Zuvorgekommen?«
    Die Augen seines Gegenüber funkelten gefährlich. Mei liabs Rotteburg am Neckar, tobte es in ihm, Herr Bischof, höret se net her, die Tussi flachlegen, das wär’s!
    »Wenn die Drecksau diese Woche nicht gekillt worden wäre – spätestens nächste Woche hätten wir das erledigt!«
    »Wie bitte?« Er hatte Mühe, sich von den funkelnden Augen und den sinnlichen Lippen abzuwenden und auf das zu konzentrieren, was die Frau gerade geäußert hatte, begann langsam den Inhalt ihres Satzes zu verstehen. »Sie …« Die Fähigkeit, Worte in Zusammenhängen zu formulieren, war ihm abhanden gekommen. Er hockte versteinert auf seinem Stuhl, starrte sie reglos an.
    »Einen Moment. Ich will Ihnen etwas zeigen.« Sie erhob sich, lief aus dem Zimmer, suchte etwas in einem anderen Raum, kehrte kurz darauf mit einem Foto zurück. »Deshalb sind Sie doch da. Eines reicht. Es gibt eine ganze Menge davon.«
    Er nahm das Bild entgegen, erkannte es sofort. Eines aus der Sammlung, die sie bzw. seine Kollegin Riedinger in Schmiedles Wohnung entdeckt hatten: Schmiedle, nackt, in intensiver Beschäftigung mit einer jungen, ebenfalls nackten Frau. »Wer ist die Tussi?«, rutschte es ihm heraus.
    Sein Gegenüber warf ihm einen bösen Blick zu, wollte wohl zu einer geharnischten Antwort ansetzen, als es läutete. Die Wohnungsglocke, wie er aufgrund der Lautstärke sofort vermutete.
    Die Frau stieß ihren Stuhl zurück, lief in die Diele, betätigte den Türöffner, wartete auf den Besuch. Aupperle starrte auf das Foto vor sich, betrachtete die Nackte, war sich darüber im Klaren, dass Schmiedle wahrlich einen sehr guten Geschmack gehabt hatte – zumindest was das Aussehen der von ihm bevorzugten Weiblichkeit anbelangte. Er hörte die Stimmen zweier junger Frauen draußen in der Diele, eine bekannte, eine unbekannte, die sich herzlich und innig begrüßten und dann lachend und miteinander scherzend zu ihm ins Zimmer traten. Aupperle sprang auf der Stelle von seinem Stuhl, gaffte die neu angekommene Frau überrascht an. Sie war es. Ohne jeden Zweifel, die Frau von dem Foto vor ihm, zwar bekleidet, aber nichtsdestoweniger äußerst attraktiv.
    »Darf ich vorstellen«, erklärte seine Gastgeberin, die Besucherin umarmend und innig liebkosend, »meine Lebensgefährtin Petra Langer.«
    Aupperle

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