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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wir das andere Fahrzeug nehmen, das etwas Modernere, das er nie benutzt. Damit Sie ihn nicht in die Mangel nehmen.«
    »Das ist Ihnen ja ganz gut gelungen. Wir haben zuerst Herrn Gruber verdächtigt.«
    »Der musste jetzt übers Wochenende auch noch überraschend weg nach Italien. Sein Vater ist im Urlaub zusammengeklappt und liegt dort im Krankenhaus.«
    »Wer sagt das?«
    »Ja, wer wohl? Rüdiger natürlich.«
    »Er hat es gewusst?«
    »Gruber hat es ihm am Freitagabend zwischen Tür und Angel erzählt. Als Rüdiger mich anrief, dass die Polizei, also Sie, ihn unbedingt interviewen wollten, machte ich ihm klar, dass er das mit Grubers Italientour vor Ihnen verschweigen sollte, um Sie etwas auf die Folter zu spannen. Hat geklappt, wie?«
    »Das wird in Ihrem Prozess garantiert nicht zu Ihren Gunsten ausgelegt. Sabotage polizeilicher Ermittlungen, nennt man das.«
    »Ach, hören Sie doch damit auf! Ich wollte mich nur revanchieren, Christian, dem Dreckskerl ein Stück von dem heimzahlen, was er mir angetan hat.«
    »Wer hat ihn von der Straße abgedrängt? Sie oder Ihr Bruder?«
    »Sind Sie verrückt?« Sarah Benkle hatte urplötzlich mit hysterisch anmutendem Schreien reagiert. »Wir haben damit nichts zu tun! Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«
    »Sie vielleicht nicht, aber Ihr Bruder.«
    »Verdammte Scheiße, nein!« Sie hatte mit ihrer Faust auf seine Schreibtischplatte gedonnert, dass die Schreibstifte und sämtliche Papiere samt der Computer-Maus in die Höhe flogen, dann ein dreifaches »Nein!« gebrüllt.
    Braig hatte sich nicht beeindrucken lassen, sofort seine nächste Frage formuliert. »Der Brief! Warum haben Sie Ihre dritte Drohung als Brief geschickt?«
    Die Frau hatte ihre Fassung dann endgültig verloren. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen, hatte sich, die Hände in die Seiten gestemmt, vor ihm aufgebaut und lauthals geschrien. »Jetzt lassen Sie mich endlich in Ruhe mit diesem Scheiß-Brief! Wie oft soll ich es noch erklären: Ich habe zweimal dieses alte Kartenhandy benutzt, sonst nichts. Weder ich noch mein Bruder haben einen Brief geschrieben, und wir haben auch nichts mit dem Tod dieses Dreckskerls zu tun! Wann begreifen Sie das endlich?«
    Das Verhör Rüdiger Klopfers war, was den Tonfall anbelangte, zwar weit ruhiger, in der Sache jedoch nahezu identisch verlaufen. Mit dem Tod Fitterlings hätten weder er noch seine Schwester zu tun und von einem Brief als Drohschreiben wisse er nichts. Er selbst habe keinen geschrieben und dass seine Schwester einen verfasst und abgeschickt haben sollte, könne er sich nicht vorstellen, sie hätte ihn ganz bestimmt darüber informiert.
    »Was wollten Sie am Dienstagabend, nachdem Sie Ihrer Schwester geholfen hatten, das verdorbene Material unter die Auslieferungsware zu mischen, in Gomaringen?«, hatte Neundorf gefragt. »Es hat keinen Sinn, zu leugnen. Das Fahrzeug wurde dort gesehen.«
    Klopfer hatte nicht lange mit der Antwort gezögert. »In Gomaringen wohnt eine Großtante von uns. Ich dachte, ich benutze sie als Ausrede, falls sich irgendjemand darüber wundern sollte, wieso der Sprinter so spät unterwegs ist. Die Waren im Hof der Firma auszutauschen, war uns zu riskant, da hätte ja jemand zufällig dazukommen können. Und wenn ich so spät noch wegfuhr, musste ich einen Grund haben. Gomaringen ist nicht weit, und meine Großtante steht total auf Fitterlings Maultaschen. Dass ich erst am Abend kam, wunderte sie nicht. Sie weiß, dass ich manchmal sehr viel zu tun habe. Und dass ich das andere Fahrzeug benutzte, fiel niemandem auf. Die sehen von außen gleich aus. Hatte ich mich eben selbst vertan.«
     
    »Die haben mit dem Tod Fitterlings nichts zu tun«, waren Neundorf und Braig sich einig. »Und was dieses dritte Drohschreiben betrifft …«
    »Mythen, nichts als Mythen«, hatte Söderhofer eingeworfen, »glauben Sie etwa, es gibt einen weiteren Erpresser und der artikuliert sich komplett identisch wie seine Vorgänger? Für wie dumm lassen Sie sich da verkaufen?«
    Das war in der Tat ein nicht zu erklärender Punkt: Weshalb waren Sarah Benkle und auch ihr ansonsten über sämtliche Strecken des Verhörs so ausgeglichen, fast sanft auftretender Bruder nicht ein einziges Mal bereit gewesen, sich als Verfasser des mit der Post versandten Briefes zu bekennen? Welche Gründe gab es, dass beide es ablehnten, mit der papierenen Version des Drohschreibens in Verbindung gebracht zu werden, obwohl sie haargenau identisch mit den per Handy

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