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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Sie mir bitte erzählen, was zwischen Herrn Allmenger und Ihnen geschehen ist?« Er musste nicht lange auf eine Antwort warten, hatte sie unmittelbar nach seinen letzten Worten im Ohr.
    »Nein. Das geht Sie nichts an.«
    Ein Entenpaar watschelte mit aufgeregtem Quakquak an ihnen vorbei, hüpfte mit kräftigem Federschlagen ins Wasser. Braig schaute den Tieren nach, sah, wie sein Begleiter davonhumpelte. Er eilte ihm hinterher, holte ihn erst nach mehreren Metern wieder ein. »Herr Bumiller, heute ist etwas passiert«, erklärte er.
    Der Mann blieb ruckartig stehen, wandte ihm sein Gesicht zu. »Was ist passiert?«
    Eine Gruppe Jugendlicher sprang laut kreischend auf sie zu, einander deftige Verwünschungen zuwerfend. »Du Wichser«, hörte Braig, »fick dich ins Knie.« Er versuchte auszuweichen, trat zur Seite, spürte den Ellenbogen eines Heranwachsenden in seinem Leib.
    »Mensch, pass doch auf!«
    Der junge Mann kümmerte sich nicht um ihn, sprang schnell weiter.
    Braig schnappte nach Luft, ließ die anderen Jugendlichen passieren, sah Bumillers skeptische Miene.
    »Was ist passiert?«, wiederholte der Mann.
    »Wo waren Sie heute Morgen?«, fragte Braig.
    »Ich?« Das Gesicht seines Begleiters verfinsterte sich zusehends. »Was soll diese Frage?«
    »Warum antworten Sie nicht? Ich will nur wissen, wo Sie heute Morgen waren.«
    Bumiller wandte sich von ihm ab, starrte aufs Wasser. Er schien Braig vergessen zu haben, ließ ihn eine Weile warten, bis er sich endlich äußerte. »Zu Hause war ich, wo sonst?«
    »Sie wohnen in Nagold?«
    Bumillers Antwort ging im Geschrei der Jugendlichen unter. »Hurenbock, elender!«
    Braig sah das zustimmende Nicken des Mannes, setzte nach. »Ihre Frau kann das bezeugen?«
    Sein Begleiter beschleunigte seinen Schritt, würdigte ihn keines Blickes. »Meine Frau? Die gibt es schon lange nicht mehr.«
    Braig dachte an die Worte Fiona Berings, mit der sie das Schicksal Bumillers beschrieben hatte. Allmenger hat ihn ruiniert, beruflich wie privat.
    War die Ehe des Mannes infolge der erwähnten Intrige in die Brüche gegangen?
    »Sie haben also keinen Zeugen für heute Morgen«, ergänzte er.
    Zwei ältere Frauen, in gemeinsamem Schweigen die Umgebung betrachtend, blieben unmittelbar vor ihm stehen. Irritiert schauten sie zu ihm hoch.
    Braig nickte ihnen freundlich zu.
    »Nein, das habe ich nicht«, gab Bumiller zur Antwort. »Wozu sollte ich den benötigen?«
    »Allmenger«, sagte Braig. »Er wurde überfallen.«
    Der andere blieb auf der Stelle stehen, musterte ihn scharf. »Überfallen?«
    »In seiner Wohnung.«
    »Und?«
    »Das müsste Ihnen doch gefallen.«
    »Ach Gott, hören Sie doch auf!« Sein Begleiter winkte mit der Rechten ab, lief weiter. »Die Zeiten sind vorbei. Endgültig.«
    Braig hatte Mühe, zu Bumiller aufzuschließen. Er warf einen Blick auf die Miene des Mannes, sah seine verkrampften Gesichtszüge. Die Zeiten waren nicht vorbei, nur ein Blinder konnte das übersehen. Was Allmenger ihm angetan hatte, saß in seinem Inneren, bohrte und nagte Tag und Nacht.
    »Ich wünsche es niemand, das zu erleben«, erklärte sein Gesprächspartner. Er hatte offensichtlich Schmerzen in seinem Fuß, hinkte stärker, steuerte eine etwas oberhalb aufgestellte Bank an.
    »Setzen wir uns einen Moment?«, fragt der Kommissar.
    Bumiller ließ sich nieder, starrte ins Wasser. »Er hat mich verleumdet, um meinen Job zu bekommen. Nachdem ich ihn jahrelang gefördert hatte. Das stecken auch Sie nicht weg.«
    »Nein«, stimmte Braig ihm zu. »Das steckt niemand weg.«
    Marc Bumiller als Täter? Ganz auszuschließen war das nicht, überlegte Braig auf der Rückfahrt im Zug. Der Mann hatte mehr Grund als jeder andere, auf seinen ehemaligen Zögling wütend zu sein. An manchen Tagen, wenn ihn die Erinnerung wieder packte, musste er schwer mit sich kämpfen, nicht loszustürmen und Allmenger das heimzuzahlen, was er ihm angetan hatte, so war es ihm selbst auf der Bank am Ufer des Neckar von den Lippen gekommen. Aber hatte er sich heute Morgen wirklich dazu hinreißen lassen?
    Braig war sich nicht sicher. Wer zwar erst nach einer Weile, dann aber in deutlichem Wortlaut über seine Antipathien und Aggressionen sprach, die er einem anderen Menschen gegenüber hegte, sorgte der nicht schon für so viel Triebabfuhr, dass er es gar nicht mehr nötig hatte, der verhassten Person etwas anzutun? Er lachte insgeheim über den von ihm benutzten Begriff »Triebabfuhr«, erinnerte sich, dass er ihn einmal

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