Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
Teigwaren in den verschiedensten Formen und Farben präsentierten. Unwillkürlich fielen ihm seine Ermittlungen in der Nudelmanufaktur in Oeffingen wieder ein. Die Besitzerin des kleinen Familienunternehmens war vor ein paar Jahren ermordet worden. Er erinnerte sich der mühsamen Arbeit in der Produktion des Betriebs, die ständig defekten Maschinen und veralteten arbeitsaufwändigen Methoden, mit denen dort aus Mangel an den eigentlich notwendigen Finanzen produziert worden war. Ob das Unternehmen hier mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte?
    Er hörte das Läuten eines Telefons in einem der benachbarten Räume, sah, wie die Frau vor ihm wieder Haltung annahm.
    »Einen Moment, das isch für mich.« Sie lief in die Richtung des Büros, winkte ihm, ihr zu folgen.
    Er trat aus dem Verkaufsraum, querte das Treppenhaus, sah die offene, als Büro deklarierte Tür, hinter der Frau Sälzle verschwunden war.
    »Drauße wartet der Herr von der Polizei«, hörte er ihre Stimme.
    Er lief ein paar Schritte weiter, fand die Frau in einem geräumigen, mit Büroschränken, einem großen Schreibtisch und mehreren Computermonitoren ausgestatteten Raum am Telefon. »Gut«, beendete sie das Gespräch, »ich richte es ihm aus.« Sie legte den Hörer zurück, wandte sich ihrem Besucher zu. »Der Herr Fitterling«, erklärte sie, »er isch noch unterwegs hierher. Er braucht nur noch a paar Minute.«
    Braig nickte, beschloss, die Situation zu nutzen und sich über den Getöteten zu informieren. »Die Herren Fitterling, es handelt sich um Vater und Sohn?«
    Maria Sälzle wies auf einen der Stühle, bat ihn, Platz zu nehmen. »Noi, doch et Vater und Sohn. Der Christian und der Michael, das sind Brüder.«
    Er wartete, bis sich seine Gesprächspartnerin auf ihrem Bürodrehstuhl niedergelassen hatte, setzte sich ebenfalls. »Brüder. Und sie führen die Firma gemeinsam?«
    Die Frau zögerte ein paar Sekunden, wandte ihren Blick zur Seite. »Hano ja, was heißt gemeinsam. Also, eigentlich … „ Sie hielt inne, schaute für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm her, legte ihre Stirn in Falten.
    »Ja?«
    »Also, gemeinsam kann man et sage. Der Christian, also der ältere Herr Fitterling, isch für die Produktion und den Einkauf zuständig und der Michael, der jüngere Herr Fitterling, für den Verkauf und die Werbung. Der isch meistens unterwegs in unsere Filiale, wisset Se, der isch et so oft hier im Haus. Aber jetzt … Wenn der Christian et mehr lebt …“ Sie verstummte, wagte nicht, die Konsequenzen des Vorgefallenen auszumalen. »I woiß et, wie es weitergehe soll.«
    »Sie haben ein gutes Verhältnis zu den beiden Herren?«
    Maria Sälzle benötigte ein paar Sekunden, zu sich zu finden und die Fragestellung zu begreifen. »Ein gutes Verhältnis? Hano ja, i wüsst et, was dagege spricht. Auch wenn es et immer so einfach isch, zwische ihne zu vermittle.«
    Braig horchte auf. »Es gibt Differenzen?«
    »Wo gibt es die et?«
    Er sah ihr nervöses Kopfschütteln, bemerkte ihre zunehmend verkrampfte Körperhaltung. »Differenzen beruflicher Art«, sagte er. »Was die Geschäftsführung betrifft.«
    Die Frau kämpfte mit sich selbst, konnte sich zu keiner Antwort entschließen.
    »Der Verkauf läuft nicht so gut. Es gibt wirtschaftliche Probleme«, spekulierte er.
    »Oh, fraget Sie das lieber den Herrn Fitterling selber. Et, dass i was Falsches sag.« Maria Sälzle ruderte verlegen mit den Armen durch die Luft. Er hatte ins Schwarze getroffen, das war nicht zu übersehen. »Die Zeite könntet besser sein, ja. Aber bitte, fraget Sie den Herrn Fitterling. I woiß et, wie lange mir noch durchhaltet.«
    »Es gibt also Probleme.«
    »Hano ja, mir hent grad fünf Leut entlasse müsse. Die Konkurrenz, verstehet Sie, die Konkurrenz isch zu groß.«
    »Fünf Leute? Wie viele Beschäftigte hat die Firma noch? Sie wissen Bescheid?«
    »Zweiunddreißig«, antwortete sie. »Aber wie lange noch? I woiß et.«
    Er nickte, kannte den wirtschaftlichen Druck, dem viele Klein- und Familienbetriebe ausgesetzt waren, von seinen beruflichen Ermittlungen zur Genüge. Internationalen Großkonzernen auf Dauer Paroli bieten zu können, wurde von Jahr zu Jahr schwieriger. Ohne gemeinsam abgestimmte Bemühungen und ein durchdachtes, auf Marktnischen zielendes Konzept hatte eine kleine, unabhängige Firma nicht einmal mehr den Hauch einer Chance, ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Um zweiunddreißig Arbeitskräfte bezahlen zu können, mussten eine ganze

Weitere Kostenlose Bücher