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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Wenn mich nicht alles täuscht …«
    »Die sagten was von einem Geländewagen, waren sich aber noch nicht sicher. Jedenfalls, wenn ich das richtig mitbekommen habe.«
    Braig ließ sich die Durchwahlnummer der Technik geben, bat Geuckler dann, ihn nach Geigelfingen zu bringen. Sie liefen zu dem Dienstwagen zurück, fuhren vorsichtig an der Unfallstelle vorbei, erreichten nach mehreren hundert Metern die Albhochfläche.
    Die Straßensperre kurz vor den ersten Häusern des kleinen Ortes wurde von zwei uniformierten Beamten bewacht. Geuckler bremste ab, grüßte die Kollegen im Vorbeifahren. Mehrere Fahrzeuge, umringt von eifrig miteinander diskutierenden Menschen, warteten mit teilweise offenstehenden Türen auf die Weiterfahrt.
    »Die scheinen ja ganz schön aufgeregt«, meinte Braig.
    »Na ja, so was passiert hier bestimmt nicht alle Tage.«
    »Hoffentlich nicht.«
    Sie kamen am Ortsschild am rechten Rand der Straße vorbei, sahen drei oder vier Dutzend Häuser malerisch den Südhang bis zum Waldrand hoch vor sich liegen. Mittendrin eine kleine, weiße Kirche, von einem schmalen, mit einem spitzgiebligen Dach gekrönten Turm überragt. Hinter dem Gotteshaus der Friedhof, fünf Reihen im gleichen Abstand scheinbar mit dem Lineal gezogener Gräber, von Büschen und blühenden Stauden flankiert. Am Ende der Ortschaft zwei große, mehrere Stockwerke aufragende fabrikähnliche Gebäude, auf der Stirnseite des Flachdachs mit einem weithin sichtbaren Schriftzug gekrönt: Fitterlings Hausgmachte Maultaschen.
    Das Dorf mitsamt der kleinen Firma machte einen sauberen und wohlhabenden Eindruck. Die meisten Gebäude waren weiß und relativ frisch verputzt und mit ordentlich hergerichteten, roten Ziegeldächern gedeckt, breite Garagen unmittelbar daneben. Weitläufige, mit vielfältiger Blumenpracht geschmückte Gärten fast um jedes Haus, kerzengerade gezogene Steinmauern und Holzzäune als Abgrenzungen, schmale, bis zum Waldrand reichende, asphaltierte Straßen, die sich parallel den Hügel hochzogen.
    Sie passierten die Kirche, das Rathaus und den Dorfplatz mit einem kleinen, in ein rundes Bassin gefassten Brunnen, sahen das liebevoll hergerichtete Feld- und Wiesenblumenbeet vor dem Eingang des Friedhofs. Eine große, filigran ausgeschmückte Holztafel kündete vom Zeitpunkt der Gottesdienste. Braig bemerkte, dass er sich im evangelischen Teil der Alb befand.
    Keine zweihundert Meter weiter hatten sie die beiden Fabrikgebäude erreicht. Eine überraschend große Menschenmenge hatte sich teils auf der Straße, teils auf dem Vorplatz versammelt, in eifrige Gespräche vertieft.
    Geuckler bremste den Wagen ab, zeigte Braig den Weg zur Verwaltung der Firma. »Sie müssen mitten durch die Leute. Die stehen direkt davor.«
    Der Kommissar stieg aus dem Polizeifahrzeug, sah die Blicke der Menschen auf sich gerichtet. Einer wie der andere gaffte zu ihm her. So ergeht es den Affen in der Wilhelma, überlegte er, Tag für Tag, was immer sie tun. Er versuchte, sich nicht beirren zu lassen, kämpfte sich durch die Menge, sah das schmiedeeiserne Tor der Firma vor sich. Es war angelehnt, ließ sich leicht öffnen.
    »Isch des endlich der Kommissar?«, rief ein Mann.
    »Lang genug dauert hats uf jede Fall«, meinte ein anderer.
    Braig achtete nicht auf die Kommentare, betrat den Hof der Firma. Links und rechts die weißgetünchten Fabrikationsgebäude, davor eine mit Kisten und Paletten bestückte Rampe, die offensichtlich der Verladung der erzeugten Produkte diente. Ein kleiner, heller Lastwagen und ein dunkelblauer, mit der Firmenanschrift versehener Kombi parkten unmittelbar neben dem Tor.
    Der Kommissar schaute sich um, konnte niemand entdecken. Er wandte sich der Glastür im rechten Gebäude zu, deren stark vergilbte Aufschrift Verkauf und Büro nur noch schwer zu entziffern war, öffnete sie. Ein Schwall intensiv nach Mittagessen riechender Luft kam ihm entgegen. Er betrat das Treppenhaus, hatte den Lärm mehrerer Maschinen und das Scheppern und Klappern von Töpfen, Deckeln und Schüsseln im Ohr. Irgendwo, etwas entfernt, der laute Disput zweier Männer, die gegen die Geräuschkulisse anschrien.
    Braig sah den mit dem Hinweis Verkauf und Büro unterlegten Pfeil an der Wand, der in die Höhe wies, folgte den Stufen nach oben. Es handelte sich um helles, etwas abgetretenes Marmorimitat, schien frisch geputzt. Er schaute auf die Wand, betrachtete die Plakate, die mit verschiedenen Motiven Fitterlings Hausgmachte Maultaschen priesen.

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