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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Interesse, soweit ich informiert bin.«
    »Ein großer Konzern, ja«, bekräftigte die junge Frau. Ihre Stimme klang rau, ließ ihren vorherigen Charme vermissen. »Du weißt, wie diese Konzerne arbeiten?«
    Braig trank von seinem Kaffee, schüttelte den Kopf.
    »Seit ein paar Jahren hat die Europäische Union ein neues Gesetz. Produkte dürfen sich nur dann nach einer bestimmten Region nennen, wenn sie wirklich dort hergestellt werden. Schwäbische Maultaschen dürfen nur als schwäbische Maultaschen verkauft werden, wenn sie hier produziert werden, klar?«
    »Ein Gesetz zum Schutz kleinerer Firmen«, sagte Neundorf.
    »Genau. Was machen jetzt aber die großen Konzerne? Mit ›schwäbischen Maultaschen‹ kannst du Geld verdienen, vorausgesetzt, du produzierst billig. Billig, verstehst du? Billig produzieren heißt: Große Maschinen, wenige Arbeiter, riesige Mengen von gleichen oder ähnlichen Produkten. Das kann sich eine kleine Firma wie Fitterling nicht leisten. Die haben kein Geld für teure Maschinen. Aber die großen Konzerne, die haben das. Die brauchen nicht mal das Geld für diese Maschinen, denn die besitzen diese Maschinen schon. Die produzieren viele Millionen Packungen Teigwaren mit diesen Maschinen. Um Maultaschen herzustellen, kommen nur ein paar kleine Maschinen dazu, für die Füllung. Aber auch die haben die großen Konzerne schon. Sie produzieren ja nicht nur gewöhnliche Nudeln, sondern auch Ravioli und Tortellini. Mit den gleichen Apparaten kannst du auch billige Maultaschen machen. Also fehlt den Konzernen seit der neuen Gesetzgebung der EU nur eine Sache: Die Fabrik hier in Schwaben. Damit sie ihre billigen Maultaschen teuer als »schwäbische Maultaschen« verkaufen können.«
    »Das heißt, die Firma Fitterling …«
    Kerstin Svedholm ergänzte bereitwillig Neundorfs Vermutung. »Von Fitterling bleibt nicht viel übrig«, erklärte die junge Frau, »eine einzige Maschine mit einem Arbeiter. Für die Kontrolleure der EU. Die Hauptsache produzieren sie in Italien. Oder, wenn sie noch mehr verdienen wollen, irgendwo auf der Welt. In Vietnam, auf den Philippinen oder in China, wenn das mit dem Transport funktioniert. So kannst du wirklich viel Geld einfahren.«
    »Und die Kontrollen …« Braig verzichtete darauf, seinen Satz zu vervollständigen, wusste selbst, wie es um diese Maßnahmen bestellt war.
    »Du bist selbst von der Polizei, ja?«, erwiderte die junge Frau.
    Er sah ihr freundliches Lächeln, nickte mit dem Kopf. »Erstens viel zu wenig Leute, um die Kontrollen durchzuführen«, sagte er, »und zweitens keinerlei Unterstützung von irgendeiner Behörde oder gar der Politik, gegen die großen Konzerne vorzugehen.«
    »Siehst du, deswegen will die große Firma die kleine Fitterling kaufen.«
    »Aber die wollen sich nicht schlucken lassen«, warf Neundorf ein.
    »Es gab großen Streit. Ich glaube, der Konzern bietet viele Millionen Euro.«
    »Es gab?«, fragte die Kommissarin.
    »Na ja, ich denke, du weißt Bescheid. Christian ist tot. Er wollte verkaufen. Michael nicht.«
    »Wie haben Sie von seinem Tod erfahren?« Neundorf hielt ihre Kaffeetasse in der Hand, musterte ihr Gegenüber aufmerksam.
    »Das interessiert dich?« Kerstin Svedholm fuhr sich über ihre langen Haare, schaute irritiert zu der Kommissarin. »Maria hat es am Mittwochmorgen erfahren. Von Frau Sälzle, der Sekretärin. Am Telefon. Wir waren beide an der Arbeit.«
    »Hier?«
    Die junge Frau nickte. »Natürlich. Die ESB stellt allen Studenten Arbeitsplätze für deren Projekte zur Verfügung. Das hier ist unser Büro für diese Zeit.« Sie wies mit der Hand durch den Raum.
    »Sie sagten, der Konzern bietet Millionen. Warum will Michael Fitterling dann nicht verkaufen?«
    »Fitterlings Maultaschen. Die Firma ist sein Leben. Seine Eltern haben alles aufgebaut. Und es gibt große Chancen für eine erfolgreiche Zukunft und den Erhalt der Arbeitsplätze. Warum soll er da verkaufen?«
    »Große Chancen für eine erfolgreiche Zukunft?«, fragte Neundorf, Skepsis in der Stimme.
    Kerstin Svedholm nickte. »Große Chancen, ja. Unser Konzept ist gut. Und genau auf die Firma Fitterling zu …, wie sagst du auf Deutsch, ich glaube, zugeschnitten, ja?«
    »Zugeschnitten, ja.«
    »Wir haben ein neues Produktions- und Verkaufskonzept entwickelt. Die einzige Chance, die einer kleinen Firma bleibt. Besondere Ware in ausgewählter Qualität, keine Industrieproduktion wie von den Konzernen. Hausgemachte Spezialitäten. Aber nicht so wie in

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