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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Geld zum Leben. Er ist ein ganz anderer Typ als sein Bruder. Der Verkauf der Firma kommt ihm gerade recht.«
    »Er hat Sie sitzen lassen?«, fragte Neundorf. »Weil er eine andere Frau hatte?«
    Braig verstand sofort, worauf seine Kollegin hinauswollte. Sie, dieses bildhübsche Wesen, diese einzigartige Verkörperung unzähliger Männerträume war verlassen worden, weil ihr Liebhaber einer anderen Frau den Vorzug gegeben hatte? Ein angesichts ihrer überirdischen Schönheit unvorstellbarer Vorgang, eine garantiert neue, äußerst bittere Erfahrung, eine Blamage, ein unerwarteter Schock. Hatte Christian Fitterlings Verhalten die junge Frau dermaßen getroffen, dass sie sich zu dem blutigen Racheakt hatte hinreißen lassen, dem er vor wenigen Tagen zum Opfer gefallen war?
    Er sah, wie Kerstin Svedholm zur Antwort ansetzte, hörte ihre Stimme.
    »Das soll es geben, ja«, antwortete sie. »Hast du noch nie davon gehört?« Sie schien seltsam entrückt, nicht von ihrer eigenen schlechten Erfahrung, sondern der fremder Menschen zu sprechen.
    »Darf ich wissen, wo Sie sich am vergangenen Dienstagabend aufgehalten haben?«, fragte Neundorf.
    »Am Dienstagabend?« Die Verwunderung in der Miene der jungen Studentin war nicht zu übersehen. Sie fand nicht gleich zu einer Antwort, gab sie ihnen erst nach einigem Zögern kund. »Ich war zu Hause. Ich habe gearbeitet.«
    »Am Dienstagabend? Mit wem?«
    Kerstin Svedholm schüttelte den Kopf. »Allein.«
    »Den ganzen Abend?«
    »Ja. Wir waren von Montag bis Mittwoch damit beschäftigt, eine zusätzliche Liste von Lokalen zu erstellen, die Herr Fitterling noch besuchen soll. Jetzt, wo die Liebes­täschle so gut laufen, wollen wir die Chance nützen, sie auch außerhalb der bisherigen Verkaufsregion der Firma anzubieten. Nicht mehr nur in Baden-Württemberg, sondern auch darüber hinaus. Herr Fitterling soll weitere angesagte Restaurants besuchen, besonders im Gebiet von Frankfurt und Mainz, auch in Köln und Düsseldorf und zusätzlich in München und Zürich. Das ist eine Heidenarbeit!«
    »Und Sie sind nicht mehr ausgegangen?«
    »Am Abend?«
    »Dienstag auf Mittwoch Nacht, ja«, bestätigte Neundorf.
    »Die ganze Woche nicht«, antwortete die junge Frau. »Vielleicht schaust du einmal die Liste der Lokale an, die wir ausgesucht haben, dann verstehst du, wovon ich spreche.«
    »Aber Zeugen haben Sie keine?«
    »Wie denn?«
    Braig sah den skeptischen Blick seiner Kollegin, hatte ebenfalls Mühe, zu akzeptieren, dass diese strahlende Schönheit sich angeblich abends allein in einem Berg voller Arbeit begrub anstatt sich von einer Horde oder zumindest einem einzigen Verehrer umschwärmen und verwöhnen zu lassen. War das wirklich glaubhaft?
    »Roland Allmenger. Wie lange waren Sie mit ihm liiert?« Neundorf hatte den Namen des Mannes ohne jede Überleitung formuliert.
    Kerstin Svedholm schaute überrascht auf. »Liiert?« Sie hob ihre Hand, winkte ab. »Was willst du mit dieser Frage?«
    »Warum beantworten Sie sie nicht?«
    »Allmenger«, erklärte die junge Frau. »Ich war nie mit ihm liiert. Ich weiß nicht, wer so etwas behauptet.«
    »Sie waren nicht mit ihm zusammen?« Neundorf war deutlich anzusehen, dass sie ihrer Gesprächspartnerin nicht glaubte.
    »Wenn du es unbedingt hören willst: Der war hinter mir her, ja. Auf eine widerliche, impertinente Art und Weise. Aber zwischen uns lief nichts, zu keiner Zeit.«
    »Wann war das?«
    Die junge Frau musste nicht lange überlegen. »Im letzten Herbst fing es an. Auf einem Fest bei einer Kommilitonin. Irgendjemand hatte ihn mitgeschleppt. Angeblich suchte er nach einem Team der ESB, das ihm eine betriebswirtschaftliche Expertise zur Weiterentwicklung seines Seniorenheim-Verbundes erstellen sollte. Mit der Begründung machte er sich jedenfalls an mich heran.«
    »Aber Sie zeigten kein Interesse.«
    »Nein. Wenige Tage vorher hatte ich das Schreiben Herrn Fitterlings erhalten und mich gemeinsam mit Maria, also Frau Menendez, zum ersten Mal mit seiner Firma beschäftigt. Das schien mir interessanter.«
    »Aber mit Herrn Allmenger gab es dann doch private Kontakte«, beharrte Neundorf.
    »Er lud mich ein. Zum Essen und nach Stuttgart in ein Musical. Das war nett. Aber er wollte mehr. Im Gegensatz zu mir.«
    »Warum machten Sie ihm das nicht klar?«
    »Nicht klar?« Kerstin Svedholm lachte. »Was glaubst du denn, wie oft ich ihm das klar«, sie betonte das Wort, indem sie es langsam und besonders deutlich formulierte, »gemacht habe.

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