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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Aber er wollte es nicht begreifen und gab keine Ruhe. Er rief an, fuhr her. Alle paar Tage. Er lauerte mir auf, so sagt man das, ja?«
    »Allmenger lauerte Ihnen auf?«
    »Ein paar Mal, abends. Im Studentenwohnheim, vor meiner Tür. Du kannst meine Nachbarin fragen, Madeleine aus Bordeaux, sie hat es gehört.« Sie schwieg einen Moment, setzte dann: »Madeleine hat es nicht nur gehört, sie hat mir geholfen«, hinzu.
    »Geholfen?«, fragte Braig.
    »Er hat sich vergessen. Du verstehst?«
    »Er wurde gewalttätig?« Neundorf musterte ihr Gegenüber mit scharfem Blick.
    »Darüber will ich nicht sprechen. Aber, bitte, erwähne den Namen nicht mehr. Ich hasse den Kerl!«

16. Kapitel
    Zwei Stunden später hatten sie die endgültige Gewissheit, wie die auf den ersten Blick so harmlos anmutenden Worte Kerstin Svedholms zu interpretieren waren. Er hat sich vergessen. Du verstehst?
    Madeleine Senges, eine zweiundzwanzig Jahre junge Frau aus Bordeaux, zur Zeit im zweiten Auslandssemester an der Reutlinger Hochschule, hatte keinen Zweifel gelassen. »Dieser widerliche Kerl. Er hat versucht, sie zu vergewaltigen«, hatte sie in fast akzentfreiem Deutsch erklärt.
    Braig und Neundorf waren kurz nach siebzehn Uhr in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim, keine fünfhundert Meter vom Hochschulcampus entfernt, zu einem Gespräch mit ihr zusammengetroffen.
    »Ich kann mich noch genau an die Situation erinnern«, hatte sie auf ihre Frage geantwortet, »Kerstin kann von Glück sagen, dass ich in dem Moment gerade zu Hause war.«
    »Sie meinen, ohne Ihr Einschreiten …«
    »Ich meine nichts. Das ist eine Tatsache, wovon ich spreche. Der machte so einen Lärm an der Tür und dann auch in Kerstins Zimmer, das hörte ich durch die Wand. Sie schrie um Hilfe, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich nahm ihren Schlüssel, Sie müssen wissen, jede von uns hat den Schlüssel der anderen, damit wir die Pflanzen gießen können. Manchmal sind wir ein paar Tage weg.«
    »Und dann?«
    Madeleine Senges hatte einen Moment gezögert, dann auf eine leere Plastikflasche gezeigt, die auf dem Tisch stand. »Warum ich sie mitgenommen habe, weiß ich heute nicht mehr. Es kam ohne Überlegung, einfach so. Impulsiv, sagt man wohl. Die Flasche stand hier auf dem Tisch, so wie diese.
    Aber sie war fast ganz voll. Fast. Ich hatte erst ein Glas davon getrunken. Wasser. Normales Wasser. Ich packte die Flasche, ging zu ihrer Tür, wartete nur eine Sekunde. Kerstin schrie laut, sie war in großer Not. Ich schloss die Tür auf, sprang durch die Diele, und da sah ich den Kerl. Er hatte schon seine Hose heruntergezogen, lag halb auf ihr. Mit seinen Armen drückte er sie auf ihr Bett. Ich habe nicht lange überlegt. Die Flasche ist zerplatzt, sie war nur aus Plastik. Aber voller Wasser. Ich habe ihn am Kopf getroffen. Von hinten.«
    Braig und Neundorf hatten verstanden, ohne jede weitere Erklärung. Allmenger – denn um ihn handelte es sich bei der versuchten Vergewaltigung, Madeleine Senges hatte ihn auf dem von der Kommissarin mitgeführten Foto sofort erkannt – war, leicht betäubt von dem Schlag und völlig durchnässt von dem Wasser aufgesprungen und ohne seine Hose in Ordnung gebracht zu haben aus der Wohnung gerannt.
    Wieso war die Tat nicht in ihren Unterlagen verzeichnet? »Sie haben Anzeige erstattet?«
    Die junge Frau hatte kaum merklich den Kopf geschüttelt.
    »Was heißt das?«, hatte Neundorf nachgefragt. »Sie haben nicht …?«
    »Kerstin wollte es nicht. Sie hat mich angefleht, nicht zur Polizei zu gehen.«
    »Verdammter Mist, das darf doch nicht wahr sein!« Die Kommissarin war vor Empörung aufgesprungen, hatte mit der Faust an die Wand gedonnert. »Sie haben nichts, überhaupt nichts gegen den Kerl unternommen?«
    Madeleine Senges hatte sich mehrmals entschuldigt. »Kerstin bestand darauf. Sie hatte Angst, dass es bekannt wird. Was sollte ich tun …«
    »Der Kerl gehört hinter Gitter«, schimpfte Neundorf, »der läuft immer noch frei herum.«
    Die junge Frau hatte verlegen genickt, erst nach einer Weile zu einer Antwort gefunden. »Sie haben recht, ja. Aber Kerstin wollte nichts unternehmen. Und ich meine, das muss ich respektieren.«
    »Ja, natürlich. Sie ist das Opfer, ihr bereitet jede Erinnerung an den Dreckskerl neue Schmerzen. Und ich weiß gut genug, was eine Anzeige für Folgen hätte. Endlose Befragungen …« Sie hatte innegehalten, tief durchgeatmet. »Dass sie sich das ersparen will, kann ich nachvollziehen. Allzu gut. Aber trotzdem

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