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Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie

Titel: Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Enrique-Iglesias-Video
verschlungen hatten, senkten sich – und dann breitete Dave die Arme aus – der
Prophet einer Nacht unsäglicher Begierden unter Metallica-Beschallung in Daves
Jugendzimmer.
     
    »Das gibt Abzüge in der B-Note«, argwöhnte Uwe, als die
erste Bierdose an Davids Kopf abprallte.
    »Ich finde, er macht sich gut«, erwiderte ich, da Dave auch
dem Schienbeintritt eines kleinen Fußes in Buffalos standhielt, was aussah, als
würde ein fetter, bunter Käfer gegen einen Mammutbaum prallen.
    Dave sagte noch etwas und kam dann wieder zu uns rüber.
    »Lief super«, sagte er. »Ich schau da später noch mal
vorbei.«
    »Schön.« Ich klatschte in die Hände und unterließ es, Dave
darüber zu unterrichten, dass sein Vorsprechen bei den Mädels ausgesehen hatte,
als würde sich ein Brontosaurus einer Sahnetorte nähern.
    Der Gedanke löste regelrecht ein warmes Gefühl in mir aus.
    Ich erinnere mich, wie sich mir die alten Bilder ins
Gedächtnis drängten: Dave, wie er an einer Felsklippe hing, unter ihm die
tosende Nordsee, und meine Hand ergriff; er war so unsagbar schwer, aber das
Band unserer Freundschaft war stark, und mein Arm war es deswegen auch. Ich
zerrte ihn zurück, und schwer atmend dankte er mir.
    Die Wärme durchflutete mich geradezu, ein nie gekanntes
Gefühl der Zugehörigkeit – Partner und Freunde bis in den Tod, komme was wolle.
    Mein Gedächtnis, fiel mir ein, schien nicht richtig zu
funktionieren; speziell in zwei Punkten kamen plötzlich leise Zweifel auf:
Hatte ich die Sache mit der
     Klippe nicht eigentlich in einer Folge von McGyver gesehen?
Die Annahme, dass mein Gedächtnis
     in meinem Kopf residiert, als Fakt hinzunehmen – würde das nicht mehr oder
     weniger zwingend bedeuten, dass mir auch auf Schädelhöhe warm werden
     würde, und nicht anderswo?
    Und würde dies 3. nicht nahe legen, dass, die Örtlichkeit und
Stimmung hier zugrunde legend …?
    Ich drehte mich um.
    In der Tat.
    Jemand pisste mir von hinten ans Bein.
     
    Die darauf folgenden tumultartigen Zustände hatten was vom
Showdown des Films »From Dusk Till Dawn«, und ebenso wie in dem Streifen kamen
behelfsmäßige Waffen zum Einsatz; der Pisser war entweder ein nüchterner
Holländer oder ein stinkbesoffener Einheimischer, aber ich war nicht geneigt,
diesen Feinheiten Rechnung zu tragen, und drosch ihm einen klatschnassen
Bademantel ins Gesicht.
    Uwe – betrunken wie tausend Mann – schlug Dave in den Bauch
und schrie »MEINE FREUNDE ANPINKELN, WIE? DRRRRRRRRRECKSACK!«, und man kann von
Glück reden, dass Dave es nicht bemerkte.
    Absurderweise begann die Band »Killing me softly« zu
spielen.
    Ich hätte mir »Eye of the Tiger« gewünscht – der Soundtrack
zum Duell zwischen dem Angepissten und dem Bademantelmonster, aber nicht jeder
Wunsch wird erfüllt.
    David begann unmotiviert, Ohrfeigen an Schaulustige
auszuteilen und Uwe schrie nur noch – vor allem Sachen wie »PEARL HARBOUR« und
»BRUCE LEE, DU SAU!«.
    Wir wurden des Zeltes verwiesen.
    Ende der Pyjamaparty.
    Die Bilanz sah trotzdem nicht schlecht aus.
    Uwe hielt mit 26 Drinks seine Quote vom Werktag davor, Dave
lag mit einer abgeprallten Dose und einem Tritt nur knapp dahinter.
    Ich bekam Kopfschmerzen.
    »Was los, Kumpel? Nicht gut drauf?«, fragte Dave. Seine
Handflächen waren vom Abwatschen unzähliger Gesichter leicht gerötet.
    »Ich fühl mich nicht wohl«, erwiderte ich.
    »Das ist diese Managerkrankheit«, lallte Uwe.
    »Hm?«
    »Du weißt schon«, entgegnete er und blickte an meinem Bein
herunter, »Wet Leg.«

V
    Nicht zuzuordnender Unfug

Nur ein kleiner Hertzanfall
     
    Anspruch:              
*
    Metapherndichte:    **
    Lerneffekte:           
****
    Romantik:              
*
    Action:                   
***
    Sex:                        
*
     
    Ich wollte einen Rechner kaufen. Bei MediaMarkt.
    Der Verkäufer, ein farbloser Mann, der mit einem
überdimensionierten Wissensvorsprung gesegnet war, aber Goofy-Krawatten zum
Polohemd kombinierte, gab mir auf der Stelle Saures.
    Ich will nicht die alten Klischees bemühen, echt nicht.
    Ich fürchte, es war einfach wie bei jedem Kunden – falls
dieser nicht gerade IT-Spezialist war, und damit in Kauf nahm, dass sein Teint
im jahrelangen Angesicht seines Flat-Monitors die Farbe verdorbenen Edamers
annahm.
    Wir würden keine Kumpels werden, einfach, weil ich seine
Sprache nicht beherrschte.
    Trotzdem

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