Brainspam: Aufzeichnungen aus dem Königreich der Idiotie
Augenlöcher rein gestanzt und bin etwas mit
dem Hammer drüber gegangen.
Wo ich Stimmaufnahmen herbekomme, weiß ich auch schon, aber
das wird mir natürlich wieder schrecklich weh tun.
Wurscht: In drei Monaten ist Karneval, und mein Sohn wird
der beste Darth Vader der ganzen Siedlung.
Ich und Mia Wallace und warum es einfach nicht
hatte sein sollen
Anspruch:
*
Metapherndichte: **
Lerneffekte:
****
Romantik:
*
Action:
***
Sex:
*
Freunde heirateten, und ich konnte nichts für sie tun.
Ich brachte das komplette Programm: Rumwinseln bei Frascati
und Grillwurst, ein flammender, speichelspritzender Monolog mit
hochgekrempelten Ärmeln in Dortmunds Fußgängerzone, eine vor Sarkasmus
triefende Schilderung der Vorfälle um Liz Taylor und Richard Burton.
Vor allem der Monolog krankte wohl etwas – ich hatte ihn wie
die Schlachtenbeschwörung Mel Gibsons in »Braveheart« angelegt, aber es ist
möglicherweise etwas dramatischer, die Freiheit Schottlands zu fordern als
krakeelend über den Wechsel in dubiose Lohnsteuerklassen zu referieren. Da
sollten wir uns nichts vormachen.
»Was soll das denn? Man kann auch ohne Trauscheingedöns
glücklich werden. Oder sogar sein , Leute.«
»Aber nicht verheiratet«, pulverisierte Sabine meine
Argumente.
»Ja. Stimmt. Trotzdem schlechter Einwand. Was bringt eine
Hochzeit? Die ganze Verwandtschaft strömt aus ihren Löchern, ausstaffiert wie
Flamingos, nur um als Schaulustige, die man auch noch kennt, das Standesamt zu
verstopfen und letztlich, zum krönenden Abschluss, einen Blick auf eure zur Feier
des Tages frisierten Haare zu werfen – um sie euch dann vom Kopf zu fressen.
Von den zu erwartenden Langzeitfolgen ganz zu schweigen, Herrschaften. Echt
jetzt.«
»So wie du das sagst, klingt es nicht romantisch«, warf
Matthias ein, onkelhaft den Kopf schüttelnd.
»Willkommen in der Realität.«
»Wir freuen uns trotzdem, wenn du kommst.«
»Ich? Leute wie ich sind doch das Problem. Leute wie ich
tanzen scheiße, trinken zuviel, werden dann zynisch, übergeben sich, verprügeln
den Vater der Braut – oder andersrum – und in fünf Jahren ist nix mehr mit
locker vor die Tür gehen, Matthias. Dann steh ich bei euch im Treppenhaus und
kreische KOMMT DER MATTHIAS RAUS? Und du, Sabine, rufst dann, ohne meiner
ansichtig zu werden: NEIN! DER MUSS HEUTE DRIN BLEIBEN! Und das für
Steuerklasse Fünf, du Depp? Du arbeitest dann von sieben bis vierzehn Uhr nur
für den Staat …«
»Tue ich ohnehin, wie du weißt.«
Stimmt. Matthias war und ist im öffentlichen Dienst.
»… unterbrich mich nicht! Und ab vierzehn Uhr dann in die
eigene Tasche, Kollege. Weil Steuerklasse Fünf einem DAS MARK AUS DEN
VERHEIRATETEN KNOCHEN SAUGT!«
»Kein Grund zu schreien«, lächelte Sabine. »Zieh dir bitte
einen Anzug an, ja?«
»Was ist mit meinem Bon-Jovi-T-Shirt nicht in Ordnung?«
Das ist nämlich wahrer Punk: Nicht die Bolloks, nicht die
Pistols, schon gar nicht die Ramones mit ihren aparten Kackeimer-Frisuren. Ein
zu enges T-Shirt mit einem John Bongiovi, der wie ein frisch gebumster
Wellensittich frisiert in ein Mikrophon atmet – das ist Punk. Punkt.
»Und sei einmal pünktlich.«
Ein Mann biblischen Alters, dessen Haare über den Ohren sich
mit denen in den Ohren zu einem abstrusen Geflecht verdichteten; er trug
einen Smoking, der glänzte wie Stanniolpapier, und Schuhe, die vermuten ließen,
dass er sich nächtens in eine Wer-Ente verwandelte.
Ein Gespann zweier Damen, abgepudert wie Babyhintern mit
zementierten Dutts über Blusen mit Mustern aus Picassos grunzalberner Phase,
die vom 26.06.1963, 22.30 Uhr bis zum 26.06.1963, 22.34 Uhr angedauert hatte. Sie
hielten beide eine Flasche Sekt und wirkten auf gruselige Weise unkeusch.
Eine Gruppe Grundschullehrer, weiblich wie männlich. Während
ein verlebt aussehender, bärtiger Zopfpullunder den Countdown bis zu den
Sommerferien murmelte, wirkten seine Kolleginnen geradezu überdreht, sie …
girrten sich in einer seltsamen Sprache an, in denen gelegentlich Worte wie
»Sekundarstufe« und »Pausen-Fernet« hörbar wurden. Ich konnte einen Blick auf
die Wandergitarre werfen, die eine der Frauen mit sich führte – ein
stilisierter Fisch klebte darauf, und noch vor zwei Jahren hätte ich vermutet,
die Dame würde bei Nordsee jobben, aber jetzt
Weitere Kostenlose Bücher