Bran
davon, die Halme mit dem nackten Schwanz peitschend, der ebenso lang war wie ihr struppig grauer Leib.
»Über die Bezahlung müssen wir noch reden.«
Dann war sie verschwunden.
Straner wusste nur zu gut, worin der Lohn des eScouts bestand, der sich ihn in einem anderen Zhid zum Opfer erkoren hatte. Während der Unterhaltung hatte er ihn mit seinen Applikationen abgetastet, den Upgrades und Erweiterungen, die man ihm in der Zwischenzeit auf Rangkor verpasst hatte. Sie wären ihm beinahe zum Verhängnis geworden. Aber sie konnten auch von Nutzen sein.
Er legte den Kopf in den Nacken und stemmte ihn gegen den kühlen Stein. Eigentlich hätte er das Vieh fangen und vernichten müssen, in kleinste Bestandteile verhäckseln in einem speziellen Entsorger für Elektronikschrott. Aber es ging auch so. Wer wusste, wozu auch das vielleicht noch einmal gut sein konnte!
Er überließ sich seiner träumerischen Stimmung. Seine Seele war leer wie ein Weinkeller nach einem Einbruch durstiger Banditen. Es war eine angenehme Leere. Er erhoffte nichts. Er befürchtete nichts. Er erwartete nichts. Er wusste nichts. Er war frei. Wie bei einer Musik, die man zum ersten Mal hörte, brachte jede Sekunde seines Lebens etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Jeder Augenblick war neu, überraschend, beglückend und nie da gewesen. Das Mysterium der Zeit hatte sich ihm ganz neu enthüllt. Sie war wie der Körper der Geliebten, dessen man nicht satt werden konnte, auch wenn man ihn in vollkommener Nacktheit sah. In nackter Vollkommenheit. Unbegreiflich und ewig wie das Firmament über der Wüste.
Als er lange nach Mitternacht in sein Zimmer trat – das Zimmer im Gästetrakt, in dem er nun wieder lebte –, spürte er sofort, dass er nicht allein war.
Seine Implantate revoltierten, als wollten sie sich aus seinem Körper reißen. Die Signatur des Raumes hatte sich verändert, als habe man einen verwesten Leichnam darin abgelegt. Die elektronische Verriegelung der Tür tastete gesprengt in der Dunkelheit herum, um die virtuellen Kontakte des Kraftfeldkäfigs zu schließen.
Aber sie existierten nicht mehr.
Seine Aura versetzte seinen Geist und seine Applikationen in Alarmbereitschaft. Seine Sinne waren es sowieso, geschärft von Adrenalin wie ein Dolch, den man nach stundenlangem Schmieden ins Eisbad taucht.
Jemand war hier.
Vor ihm ein großer Schatten, rauschend wie der Engel des Herrn in der Todesstunde. Ein Plustern und Sich-Bauschen wie von einem mächtigen Vogel.
»Was wollen Sie?«
»Richards lebt!« Die beiden Worte hatte er in dieser Nacht schon einmal gehört. Stein für Stein fügte sich in seinem Geist das ganze ungeheuerliche Mosaik zusammen.
»Er lebt und ist reicher, als er jemals war.«
»Was wollen Sie von mir?«
Straner ging im Dunkeln durch den Raum. Es war seine Suite, in der er vom Gefangenen zum Favoriten der Infantin avanciert und wieder zum normalen Gast zurückgefallen war.
»Ich dachte, das hätte ich hinreichend klargemacht.«
Der Schatten wich ihm aus, bewegte sich in die gegenüberliegende Ecke, als fürchte er eine direkte Konfrontation. Während der ganzen Zeit glichen ihre Enrichments sich aneinander ab wie zwei Ringer, die einander umkreisten, um die Schwachstelle des Gegners zu finden oder zu provozieren. Straner öffnete seine Bar und nahm einen Drink heraus. Das Licht, das über seine Brust fiel, machte ihn noch verwundbarer. Aber es war ihm gänzlich egal. Er hatte einen Zustand der vollkommenen Gleichgültigkeit erreicht, den man von außen mit Mut verwechseln konnte, sogar mit Tollkühnheit.
»Das Gespräch, Senator.«
Der Schatten machte eine unwillige Geste, als Straner ihm etwas zu trinken anbot.
»Erinnern Sie sich an unser Gespräch?«
An seinen Schläfen und Handgelenken knisterten bedrohliche Entladungen. Er wusste, dass er im offenen Schlagabtausch keine Chance hatte. Es machte ihm nichts aus. Jede der Nächte, die er mit Kundali genossen hatte und von denen eine die letzte gewesen war, war es wert, selbst wenn er dafür sterben musste. Und es waren viele Nächte gewesen. Was wollte er noch hier? In dieser Stadt, auf diesem Planeten, in diesem Universum? Er wusste es nicht. Er wusste es so wenig wie damals, am ersten Abend, als er hier gelandet war und sich fragte, was denn nun eigentlich sein Auftrag sei.
»Als ich dir den Auftrag gab?« Brighton schien widerwillig zu begreifen, worauf der Agent hinauswollte.
»Es würde nie stattgefunden haben. Es würde nie nötig
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