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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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sein, dass es stattfindet.«
    »Ja?«
    »Aber es hat stattgefunden. Ich erinnere mich daran.«
    Straner goss einen Schluck azralischen Rums durch die Kehle.
    »Du hast ja auch den Auftrag noch nicht ausgeführt!« Der Senator brüllte unbeherrscht, gleichzeitig war er besonnen genug, die Abschirmung zu verstärken, die er über den Raum gelegt hatte. »Er wird dich in die Vergangenheit führen.«
    »Sie sprechen im Futur. Diese Vergangenheit liegt in meiner Zukunft.« Der Alkohol tat seiner Seele gut. Die sexuelle Verausgabung hatte eine Mattigkeit in ihm zurückgelassen, die ihn unfähig zu jeder Art des Handels machte. Er war zu müde, um sich um sein Leben zu sorgen.
    »Werde nicht spitzfindig!« Senator Brighton schien für einen Moment irritiert. Dann gab er sich plötzlich wieder jovial. So freundschaftlich-väterlich wie damals, als sie über die Mall gegangen waren und den vollkommen rationalen Rhythmus ihrer klassizistischen Gebäude abgeschritten hatten. »Tu einfach, was ich dir aufgetragen habe. Ich gebe zu, diese Dinge sind schwer zu verstehen. Wir haben das Wesen der Zeit noch nicht ausreichend studiert. Aber du wirst sehen: Wenn du meiner Bitte nachkommst, wird sich alles fügen.«
    »Es war nicht mein Auftrag, Richards zu töten. Ich sollte Mordal aus dem Weg räumen, das habe ich getan.«
    »Du warst verschwunden.« Dem Schatten schien es peinlich zu sein. »Niemand konnte dich ausfindig machen in diesem Rattenloch!«
    »Mein Job ist erledigt.«
    »Das ist er nicht!«
    Das Licht ging an. Brighton kam in seiner Ehrfurcht gebietenden Gestalt auf ihn zu, sein Gesicht eine geballte Faust. »Und wenn ich die Flotte in Marsch setzen und diesen ganzen Planeten unterwerfen muss, du wirst diesen Auftrag zu Ende bringen!«
    Straner registrierte, wie sein Handgelenkstattoo angepingt wurde und gewaltige Datenmengen aufnahm. Sie strömten schneller und mächtiger an, als seine Applikation sie fassen konnte, trotz der Upgrades. Als gieße man den Inhalt eines Fasses durch einen kleinen Trichter in ein noch kleineres Fläschchen, eine Regentonne in einen Flakon.
    Er verschaffte sich einen raschen Überblick.
    Im Kern war es nichts anderes als das, was der Vortrag des Professor Moqsra ausgesagt hatte. Doch jetzt war eine Informationsflut zusammengetragen, die nur eine Zivilisation wie Rangkor in öffentlichen und nichtöffentlichen Medien bereitzustellen wusste. Generationen von Historikern wären nötig, die Daten vernünftig aufzubereiten. Die Akribie, mit der sie gesammelt worden waren, und die brüske Weise, in der Brighton sie ihm vor die Füße schüttete, hatten etwas Manisches. Er begriff: Der Senator hatte seit dreißig Jahren nichts anderes getan. Seit dreißig Jahren fraß an ihm, dass er an Richards nicht vorbeigekommen war.
    »Richards lebt«, wiederholte Brighton masochistisch sein unverbiegliches Mantra. »Er hat sich nach der Revolution mit Darbor arrangiert. Offiziell wurde er ausgewiesen. Aber unter der Hand verfügt er bis heute über die allerbesten Kontakte nach Zhid.« Er schien sich zu besinnen, wo er war. »Hierher, in diesen stinkenden Palast!«
    Straner fand, dass die Luft frisch und frühlingshaft war. Was würde der Senator sagen, wenn er ein paar Wochen vor dem Monsun gekommen wäre?
    Brighton beruhigte sich. Seine Miene bekam etwas Flehentliches, seine Verzweiflung war beinahe komisch.
    »Er kontrolliert den Schwarzhandel des gesamten Kirgol-Clusters. Ich habe nicht herausgefunden, wie reich er wirklich ist. Aber die Summen, die er in diesen dreißig Jahren angehäuft hat, müssen unermesslich sein. Er könnte all diese Welten kaufen!«
    »Es gibt eine Möglichkeit, ihm diese Quellen abzugraben.«
    »Ha?«
    »Gebt den Handel mit Zhid und seinen Tochterwelten frei. Richards’ Einnahmen werden sofort versiegen.«
    »Niemals!«
    Straner hob die Achseln.
    »Dann kann ich euch nicht helfen.«
    »Doch, das kannst du.« Der Senator hatte über den Vorschlag seines Agenten nicht nachgedacht. Er war längst besessen von seinem eigenen Plan. Er würde seinen Konkurrenten vernichten, neben dem er der ewige Zweite war.
    »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Das Licht erlosch. Ein Windstoß bauschte den schwarzen Umhang des Senators. Hatte er sich wie der leibhaftige Fürst der Finsternis aus dem Fenster geschwungen?
    »Du bist mir zweimal ausgebüxt.«
    Straner hörte noch immer seine Stimme.
    »Beim dritten Mal werde ich dich zermalmen.«
    Straner spürte, wie eine unsichtbare Macht ihn an den

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