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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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war. Aber nach der Brautnacht verstieß der Sohn eines der beiden Mädchen. Vielleicht hatte es seinen Wünschen nicht entsprochen. Wer wüsste das zu sagen? Der Thronprinz der Kirgoler sagte, es sei in seinem Volk nicht üblich, mehrere Mädchen zugleich zu ehelichen. Aber hätte er sich das nicht vorher überlegen können? Wie dem auch sei: Eines der Mädchen, man sagt, es sei die ältere und schönere der beiden Schwestern gewesen, blieb am Hofe in Kirgol. Man sagt, die Ehe sei glücklich gewesen. Von dieser Linie leiten wir uns ab.«
    Kundali ließ eine Pause eintreten, in der man nur das ungeduldige Rütteln des Windes an den Zeltplanen und das Knistern der Rauchpfannen hörte. War Tag? War Nacht? Wer wüsste das zu sagen.
    »Die verstoßene Tochter verkaufte sich aus Trotz gegen ihr Schicksal auf dem Markt von Zhid, das damals das Monopol für den Sklavenhandel hatte. Das Mädchen ging ruhig mit dem, der am meisten geboten hatte. Entehrt war sie so oder so. Nun konnte sie wenigstens aus ihrer Unehre Profit schlagen.«
    Sie sog die Luft ein, dass Straner ihr Zwerchfell unter seinem schweren Schädel beben fühlte.
    »Die Nachkommen dieser Braut, so sagt man, waren siebenmal zahlreicher als die des ersten Mädchens, das in Kirgol geblieben war. Dessen Ehe war zwar harmonisch, aber arm an Kindern. Die Abkommen der verstoßenen Braut jedoch ließen Zhid anschwellen wie eine Krebsgeschwulst und ergossen sich von dort aus über die Galaxis, zahlreich wie Fliegen und unrein wie der Laich der Kröten, der zäh an allem klebt und nach Aas stinkt.«
        
     

Kapitel 11: Richards
     
    Der Monsun rauschte vor den Fenstern, ein senkrechter glitschiger Weltuntergang, als würden schmierige Vorhänge in die Straßenschluchten herabgelassen, die dort lebendig wurden und sich bis in die Kanalisation verzweigten. Wände aus Wasser, Pilaster und Karyatiden aus Wasser, in dessen glasige Gebäude man gesperrt war wie ein Relief in einen strudelnden Stein.
    Seit sie in die Stadt zurückgekehrt waren, gaben sie sich auch hier ihrer Liebe hin, statt im Beduinenzelt nun im Palast, statt in der Nacht der Wüste nun am Tag der sündigen Stadt. War es dort hell oder dunkel, heiß oder kalt gewesen, aber nie dazwischen, so herrschte hier während der Regenzeit ein allgegenwärtiges Grau. Die Nächte wurden nicht finster, die Tage nicht hell. Das Brodeln des Wassers war wie der raue Atem eines Schlafenden. Man hasste es, aber es schwieg nie.
    Für Straner floss alles ineinander, so wie draußen die Traufen und Überläufe mit den Wasserfällen der Gewitter und den Katarakten der Regenschauer ineinanderflossen. Tag und Nacht, Ermattung und Begehren, Erfüllung und Verzweiflung. Alles war eines.
    Von Kundalis Räumen gingen sie manchmal in den Garten hinaus, der abgeschlossen in einem Innenhof des Khanspalastes lag und zu ihrer privaten Benutzung zur Verfügung stand. Sie kleideten sich nicht an. Der Regen wusch sie. Es war warm, ein submariner Dämmer lag grün auf allem.
    Kundali war traurig. Je öfter sie sich liebten, umso melancholischer wurde sie. Sie streifte durch die Pflanzungen und Palmenhaine, während der Regen versuchte, ihrer Konturen habhaft zu werden. Sie wollte allein sein, davon kündeten ihre nach innen gekehrten Blicke. Wenn sie zusammen waren, schwieg sie. Etwas hatte sich in sie eingenistet, wuchs in ihr, zehrte an ihr. Straner spürte, wie sie ihm entglitt.
    Der Garten war wie der Duschraum in einem öffentlichen Bad. Er wurde mit einer Gleichmäßigkeit beregnet, die den Gartenbots während der Trockenzeit als Muster des Unerreichbaren erscheinen musste. Das Wasser fiel ohne Unterlass.
    Einmal folgte er ihr, die verloren über die Kieswege schritt. Sie umkreisten einander wie zwei Planeten, von denen der eine in das Schwerefeld des anderen geraten war. Ihre Bewegungen schrieben Mäander und Arabesken in die kunstvolle Anlage des kleinen Parks. Dann stand er vor ihr. Sie sah ihn an. In ihren Augen lag eine solche Verlassenheit, dass sich sein Magen in einen kalten nassen Stein verwandelte.
    Er berührte sie am Haaransatz, streichelte ihre Schläfe.
    Hellrosa Tropfen rannen von ihrer Nase. Er betrachtete ihre Stirn. Das hennarote Tattoo schälte sich, von der Sonne der Wüste verbrannt und vom ewigen Regen der Stadt unterspült, in fleischfarbenen Flocken, die an herabgerissene Blütenblätter erinnerten und die zu reiner Farbe, reiner Essenz schmolzen, ehe sie die bebenden Flügel ihrer Nase erreicht hatten. An

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