Bran
Minister aufheben?« Straner war enttäuscht. Eben hatte ihre distinguierte Art ihn noch beeindruckt, und dann fiel sie mit der Tür ins Haus.
»Nein wirklich, es interessiert mich!«
Er runzelte zweifelnd die Stirn, auf der die Schweißtropfen im kühlen Luftzug rasch verdunstet waren. Die Haut spannte jetzt, als wäre sie aus Papier.
»Es mag ja sein, dass ich einen etwas trotteligen Eindruck auf Sie mache. Aber für dumm verkaufen lasse ich mich nicht.«
»Schade.«
Mit trauriger Miene schritt sie auf den Gang hinaus und geleitete ihn zu seiner Suite.
»Ach so!« Er tat, als habe er angestrengt nachgedacht. »Sie wollen die Audienz verkürzen und die kostbare Zeit Ihres Meisters sparen, indem sie vorab so viele Informationen wie möglich aus mir herauspressen.«
Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, das sich selbsttätig verriegelte.
»Ich möchte Sie nur warnen.«
Straner sah leer durch sie hindurch.
»Sie berühren da ein außerordentlich sensibles Thema.«
Er zuckte die Achseln. »Soll ich mich mit dem Herrn Minister über das Wetter unterhalten?«
Wieder dieses hauchfeine Lächeln, das ihren Mundwinkel ritzte. Ob sie das trainierten? Er konnte sich nicht vorstellen, dass schon die Kinder so beherrscht waren. Irgendwann mussten sie eine Schule der Selbstkontrolle durchlaufen, die aus lachenden, heulenden und tobenden Mädchen diese marionettenartigen Jungfrauen machte. Serienmäßig.
»Wollen Sie mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten?«
Aber sie hatte bereits Platz genommen und sah ihn erwartungsvoll an. »Haben Sie mir etwas anzubieten?«
Er ließ den Bot seinen Stand-by-Schlummer halten und ging selbst an die Bar, um ihnen einen Drink zu mixen.
»Weswegen sind Sie hier?« Sie prostete ihm zu und trank einen Schluck. An ihrem Handgelenk pulste unablässig das Tattoo: rubinrot, saphirgrün, kobaltblau. Protokollfunktionen. Natürlich wurde jedes Wort mitgeschnitten, das er hier sprach. Aber das war ihm egal. Er hatte nichts zu verbergen.
Unablässig wanderte ihr Blick über ihn hinweg. Ihre Irisimplantate scannten ihn. Die Schweißränder, die sich an seinen Achseln, dem Halsansatz und sogar im Schritt gebildet hatten, wurden ihm unangenehm. Er stand auf, nahm einen Satz frischer Kleider von dem Stapel, den man ihm freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, und zog sich um.
»Auf Rangkor ist es nicht so heiß.«
Das wusste sie also schon.
»Nicht auf den Breiten, auf denen Rangkor-Stadt liegt.«
Ihm war bewusst, dass sein Lächeln etwas verrutscht wirken musste.
»Sind Sie je dort gewesen?«
Cejla sah ihn unverwandt an und nippte an ihrem Drink. Manchmal fror ihr ganzes Wesen für eine Sekunde ein, wie wenn ein Bot im Hintergrund komplexe Upgrades lädt. Es stand außer Zweifel, dass sie mit höheren Stellen kommunizierte, während sie mit ihm plauderte. Ihrem hochgerüsteten Sensorium gegenüber gab es keine Geheimnisse. Sie zeichnete nicht nur jeden Laut auf, den er von sich gab, sondern registrierte auch jede seiner Körperfunktionen. Es war sinnlos, zu lügen oder zu versuchen, ihr etwas vorzumachen.
»Natürlich nicht«, sagte er unbefangen. »Bekommen Sie kein Visum?«
Umgekehrt, da war er sich sicher: Alle Scanner des rangkorianischen Hightech-Sektors wären nicht in der Lage gewesen, diese Frau zu durchschauen, die glatt und ebenmäßig wie aus Porzellan geschnitten vor ihm saß.
»Ihr Rangkorianer wart uns schon immer in den verschiedensten Bereichen voraus«, gab sie zurück. »Am meisten aber in der Arroganz.«
Er zuckte die Schultern.
»Der Minister wird ein solches Verhalten nicht zu schätzen wissen.«
Sie erhob sich. Ihr Sari straffte sich selbsttätig. Kein Stäubchen, kein Fältchen blieb daran zurück.
»Wir werden erwartet.«
Straner feixte. Dann leerte er den Rest seines Glases in einem Zug und stand auf.
Der Minister empfing sie in einem Seitenzimmer seines mächtigen Bürotraktes. Es war ein Nebenraum; hier wurden Dinge besprochen, die nicht unbedingt ins Protokoll mussten. Dafür war die Atmosphäre wesentlich entspannter als in den offiziellen Gemächern. Alte Kunstwerke aus Trabeen und Kazazunt, gediegenes Mobiliar aus Panesh, Teppiche und Wandbehänge von den Randwelten Azral und Selinaor. Die Scheiben waren polarisiert und ließen nur eine Ahnung des nachmittäglichen Glastes durch, der draußen wütete. Die Luft war auf ein herrlich mildes Maß gekühlt, wie ein Abend am Meer, wenn die Sonne gerade untergegangen war, man aber ihren
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