Bran
Duft noch auf der Haut hatte. Zerstäuber, die belebende Essenzen ionisierten, sorgten für eine angenehme Atmosphäre.
Natürlich gab es auch jede Menge Spitzentechnologie aus Rangkor. Aber sie war dezent versteckt, eingearbeitet in die jahrtausendealten Intarsien handgeschreinerter Truhen oder Kommoden aus Kirgol und Tinerfaro, verborgen im manuell gewebten Prunk der Seidenvorhänge, die vom gediegenen Geschmack des Ministers kündeten.
»Mein Lieber!«
Der Minister war klein. Das schwarze Haar glänzte von teurem Öl. Am kleinen Finger der linken Hand glitzerte ein modisches Accessoire.
»Ich habe Sie lange warten lassen. Das ist nicht zu entschuldigen!«
Der Satz hätte genauso gut von Brighton stammen können. Straner ließ es über sich ergehen, dass der Minister ihn nach der hiesigen Sitte begrüßte.
»Was kann ich für Sie tun?«
Straner bewunderte rückhaltlos die Fähigkeit dieser Berufspolitiker, das Offensichtliche zu übergehen und sich vom Bekannten überraschen zu lassen.
»Ich danke Ihnen«, sagte er steif, »dass Sie sich Zeit nehmen, um Quisquilien aus der Welt zu schaffen, die Ihre Aufmerksamkeit im Grunde nicht verdienen.«
»Ach das!« Der Minister beschrieb eine wegwerfende Geste, als wollte er sagen: Was behelligen Sie mich mit diesem Zeug, das doch schon längst erledigt ist.
»Sie müssen das verstehen«, plauderte er. »Diese Leute sind versessen darauf, etwas zu finden. Das sind professionelle Paranoiker. Je belangloser etwas ist, umso mehr verbeißen sie sich.«
Er schüttelte den Kopf und bot Straner einen Drink an. Obwohl ihm der letzte rasch zu Kopf gestiegen war, nahm er dankend an.
Cejla hatte aufgehört zu existieren. Sowie sie Straner dem Minister übergegeben hatte, war sie im Hintergrund stehen geblieben, verwandelt in einen lebenden Protokolldroiden.
»Da ist nichts zu machen.« Der Minister gab sich fatalistisch. »Ich habe das Personal erhöht; seitdem nehmen die Attentate zu statt ab. Ich habe verschiedene Dienste geschaffen, um die Konkurrenz zu erhöhen. Seither bespitzeln sie sich gegenseitig und hüten eifersüchtig jedes Quäntchen Information, das sie irgendwo zusammenkratzen.«
Er stieß die Luft aus. »Man sollte das ganze Polizeiwesen abschaffen. Die Verbrechensrate würde nicht steigen.«
Er fasste Straner scharf ins Auge. »Aber was würde man dann mit den ganzen Leuten machen?«
Straner probierte sein Getränk, das gefährlich süffig schmeckte. Würde man seiner Auskunftsfreude abermals nachhelfen? Andererseits glaubte er nicht, dass der Minister persönlich so plump verfahren würde wie seine Lakaien gestern in der Teestube. Oder war es vorgestern gewesen?
»Aber deswegen sind Sie doch nicht zu mir gekommen?«
Seine Exzellenz setzte ihr breitestes Plakatgrinsen auf.
»Natürlich nicht.« Straner gab sich einen Ruck. »Ich bin gekommen, um Ihnen Grüße von Senator Brighton zu überbringen.«
»Ah, der alte Francis!« Es war unmöglich festzustellen, ob der Minister bereits instruiert war – von Cejla? – oder ob er wirklich ein so formidabler Schauspieler war. Er ließ sich nichts anmerken. Dabei lagen die letzten Kontakte zwischen Zhid und Rangkor auf Ministerebene mehrere Jahrzehnte zurück.
»Ja«, sagte Straner, der seinerseits einen Moment der Fassungslosigkeit niederringen musste. »Ich bin sein persönlicher Gesandter.«
Innerlich musste er tief Luft holen. Er war jetzt in der Lage eines Mannes, der sich auf einem offenen Balkon über das Geländer lehnt und merkt, wie sein Körperschwerpunkt ganz langsam auf die falsche Seite der Balustrade gerät.
»Wir gingen neulich über die Große Mall in Rangkor-Stadt und unterhielten uns über das seltsame Geschick unserer beiden Welten.«
Der Minister nickte. Er sah seinen Gast jetzt mit offener Neugier an. Straner registrierte dankbar, dass sein Gegenüber ein Vollprofi war, der nun nicht direkt nachfragte. Als echter Berufspolitiker wusste er, dass ein solches Geplauder, das belanglos scheinen mochte, schon die eigentliche Botschaft sein konnte. »Der gute Francis.« Der Minister musste sich derweil blitzschnell einen Reim auf diese Andeutungen machen, von denen er nicht wissen konnte, in welche Richtung sie sich bewegten. In diesem Fall half ihm seine gesamte Aufklärung nichts, denn die Mission, die Straner andeutete, existierte nicht, und der Agent wusste selbst nicht, wie er sich je wieder herauswinden würde. »Er ist immer für die Aussöhnung unserer Völker
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