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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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unmöglich, sie alle zu manipulieren, selbst wenn es technisch darstellbar wäre, das Punktamt und alle mit ihm verknüpften Datenbanken entsprechend zu frisieren. Natürlich kann Senatorin Winter eine Gedächtnislücke haben. Aber wie viele Leute soll er noch befragen?
      
    »Senator!«
    Am Gang und an der charakteristischen Art, die Toga um sich zusammenziehen, hat er ihn schon von Weitem erkannt.
    »Nicht hier!«
    »Nur ein Wort.« Straner hält rasch auf die Gruppe zu. Brighton wird schlecht vor ihm davonlaufen können.
    »Ich sagte doch, nicht hier!« Der Senator ist in Begleitung seines Redenschreibers, Dr. Boston, und zweien seiner Mitarbeiter, deren Namen Straner nicht kennt.
    »Entschuldigt. Aber da ich Euch gerade sah!«
    Francis Brighton gibt seinen Leuten ein Zeichen, langsam weiterzugehen. Als diese sich einige Schritte entfernt haben, zischte er Straner drohend an.
    »Noch einmal, Straner, und ich entziehe dir den Auftrag. Ich bringe es fertig und setze einen anderen auf die Sache an.«
    Straner zuckt zusammen, empfindlicher getroffen, als er sich eingestehen will. Seit Monaten hat er keinen vernünftigen Job gehabt, und nun sind da diese unerschöpflichen Ressourcen, Geldmittel, wie er sie in seiner Laufbahn niemals zur Verfügung hatte, ein modernes Schiff, Zugriff auf die Reichtümer zweier Welten, und wenn es nur das warme Abendessen bei Lena wäre. Aber auf Zhid wartet eine leibhaftige Infantin auf seine Rückkehr!
    »Ich wollte Euch nicht in Unannehmlichkeiten bringen«, sagt er schnell. »Ich war wirklich zufällig hier.«
    »Also was gibt es? Eine Minute.«
    »Senator Richards hat nie existiert.«
    »Du bist im Punktamt gewesen.«
    »Aber es gab einen Untersekretär dieses Namens. Er verschwand vor dreißig Jahren spurlos auf Zhid.«
    »Ich sage doch, dass du nach Zhid gehen sollst!« Der Senator zerrt unwirsch an seiner Toga, die der auffrischende Wind immer wieder auseinanderbläst. »Warum tust du nicht einfach, was ich dich geheißen habe? Stattdessen schnüffelst du hier auf eigene Faust und bringst doch nichts heraus, was ich nicht schon wüsste!«
    »Verzeihung. Aber von dieser Delegation habt Ihr mir nichts gesagt!«
    »Welche Delegation?«
    »Die Handelsdelegation, der Richards angehörte.«
    »Du musst nicht alles wissen.« Brighton blufft. Er lügt. Er improvisiert. Auch wenn er ein paar Jahre weniger in diesem Metier auf dem Buckel hätte, würde Straner das spüren.
    »Die Delegation kam nie zurück!«
    Der Senator sieht sich um. Seine Mitarbeiter sind am anderen Ende der Grünfläche, winzige Figuren unter dem mächtigen Säulenportal des Tempels der Vernunft. Sonst ist niemand unterwegs.
    »Alle weiteren Informationen sind gesperrt«, insistiert Straner. »Wenn ich natürlich die Autorisierung eines Senators hätte …«
    »Also gut.« Brighton atmet schwer durch. »Es gab eine Delegation. Richards war ihr Leiter. Es ging um Handelserleichterungen, Zölle, Währungsfragen, Lizenzen, solche Dinge. Aber die Delegation kehrte unverrichteter Dinge zurück. Ein Handelsabkommen wäre für beide Seiten gut gewesen. Natürlich hätten wir profitiert. Wir sind keine Heiligen. Unsere Industrie muss leben. Aber unter dem Strich hätte es sich für Zhid mindestens genauso rentiert. Was nützen ihnen ihre Rohstoffe, wenn sie sie nicht exportieren? Vielleicht hätte es ihre Unterentwicklung etwas gemildert, ihre Rückständigkeit. Aber so sind sie dort. Man kann ihnen nicht helfen.«
    Er sieht Straner an, aber sein Blick ist leer.
    »Wie dem auch sei. Die Delegation reiste wieder ab, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Ein oder zwei Jahre später wurde Richards in den Senat gewählt. Er bekämpfte jetzt jede Aussöhnung mit Zhid.«
    »Senator.«
    »Keine Ahnung, was dort vorgefallen ist.« Brighton zwinkert ihm zu. Es soll listig wirken. Aber es ist nur zerstreut.
    »Die Delegation kam nie zurück.«
    »Sie kam zurück.« Der Senator schielt unwillkürlich. Er besinnt sich und fasst Straner ins Auge. »Sie kam doch zurück?« Brighton scheint verwirrt.
    »Sie kam nie zurück«, sagt Straner. »Richards wird seitdem vermisst. Aber er ist bis heute nicht offiziell für tot erklärt.«
    »Du machst mich ganz konfus.« Der Senator wedelt einige Fliegen weg, die es in dieser Jahreszeit bestimmt nicht gibt. »Ich kann nur immer wieder sagen: Geh nach Zhid. Auch dort muss es doch ein Archiv geben.«
    Straner sieht den schildkrötenförmigen Bau vor sich und kann sich ein Schmunzeln nicht

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