Bran
besser sein als seine eigenen! Der Raum ist jetzt abhörsicher. Kein Wort ihres Gesprächs wird nach draußen dringen.
»Senator Brighton schickt Euch.« Straner wirft die Reisetasche mit seinen Habseligkeiten auf das Bett.
»Ich bin sein Vertrauter«, sagt der Mann. »Er hat mich in alles eingeweiht. Ich bin befugt, in seinem Namen zu sprechen.«
Straner nickt.
Der Fremde benutzt eine Inkognito-Funktion seiner Schläfenapplikationen, die seine Gesichtszüge unkenntlich macht und seine Stimme modifiziert.
»Was hast du herausgefunden?«
Straner erstattet in drei Sätzen Bericht. Gleichzeitig aktiviert er sein Handgelenkstattoo und gibt die relevanten Daten frei.
»Lassen Sie das Senator Brighton zukommen. Er wird die nötigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen wissen.«
Der Mittelsmann verharrt einige Sekunden schweigend, während er die Informationen sichtet.
»Der Senator ist bereits im Bilde.«
»Umso besser.«
Der Kontaktmann hat einen Uplink geschaltet, der das Gespräch an den Senator überträgt. Im Grunde ist er nur ein Avatar des Politikers, ein vorgeschobenes Hologramm mit undeutlich flimmernden und flirrenden Gesichtszügen und einer lächerlich zum Bass hin verzerrten Stimme.
»Also steht der Putsch dort unmittelbar bevor.«
Straner schlüpft aus den Schuhen und streckt sich auf dem Bett aus. Die Matratze ist hart!
»Der Putsch hat längst stattgefunden«, sagt er leichthin. »Wir reden von Vorgängen, die sich vor dreißig Jahren zugetragen haben.«
Der Fremde raschelt unduldsam mit seinem weiten Umhang. »Wir müssen eingreifen!«
Mit den Hüften wippend, sieht Straner zu der ragenden Gestalt auf.
»Mit Verlaub. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, die Vergangenheit zu manipulieren.«
»Wenn der Putsch stattfindet, wird Mordal sich zum Khan ausrufen lassen!«
»Mordal ist Khan. Seit dreißig Jahren unserer Zeit.«
»Und Richards wird sich das Monopol für den gesamten Handel sichern, den wir mit dieser Welt abwickeln.«
»Richards ist verschwunden«, gibt Straner zu bedenken. »Er hat nie existiert.«
Darauf geht der Mittelsmann nicht ein. Er verharrt einige weitere Sekunden völlig reglos. Die unscharfen Gesichtszüge wabern. Ein defektes Holo, könnte man denken. Aber es ist beabsichtigt.
Muss er mit dem Senator Rücksprache halten? Straners Implantate registrieren nichts. Aber das hat nichts zu bedeuten. Sein Tattoo ist vorsintflutlich im Vergleich zu der Technologie, die dem Fremden zu Gebote steht.
Jetzt geht eine Bewegung durch den weiten Umhang. Der Zombie hat die nächsten Befehle erhalten, die er nun ausführen wird, ein lebender Bot.
»Geh nach Zhid!« Die Stimme des Mannes ist hart. Sie kennt keinen Widerspruch. »In jenes andere Zhid jenseits des Brans. Töte Mordal. Ein anderer wird seinen Platz einnehmen. Das spielt keine Rolle. Dort sind sie alle gleich.«
»Hören Sie!« Straner hat sich mit einem Ruck aufgesetzt.
»Töte Mordal, bevor er den Putsch ausführt.«
»Das kann ich nicht.«
Der Fremde wirkt erstaunt.
»Hast du nicht schon für uns getötet!«
»Darum geht es nicht.« Straner steht auf. »Es macht mir nichts aus, zu töten. Aber nicht in diesem Fall.«
»Warum?«
»Die Weiterungen sind unabsehbar.«
»Weil es in der Vergangenheit geschieht?« Der Mann scheint beinahe amüsiert.
Straner atmet durch. »Der Stein ist schon im Rollen. Es ist nicht nur Mordal. Er führt eine ganze Gruppe von Verschwörern. Wenn er den Khan nicht tötet, wird es ein anderer tun!«
»Ich sagte bereits, das spielt keine Rolle.«
»Worum geht es dann?«
»Die Hintergründe haben dich nichts anzugehen. Das ist Politik.«
Straner begreift, dass Widerstand sinnlos ist. Er kann nur auf Zeit spielen.
»Was tragen Sie mir auf?«
»Töte Mordal, bevor er zu Leli geht. Dies erscheint uns als der geeignete Zeitpunkt.«
In Straner Kopf bildet sich ein Blutstau, der rot und heiß vor seinen Ohren rauscht.
»Warum so früh? Der Putsch liegt von dort aus noch mehrere Tage in der Zukunft.«
»Begib dich an den Zeitpunkt, den wir dir genannt haben.«
Straner seufzt.
»Es ist ein chirurgischer Schnitt«, sagt der Fremde. »Er muss an dieser Stelle erfolgen.«
»Warum gerade hier?«
Das Hologramm, das das Gesicht des Fremden verbirgt, knistert bedrohlich.
»Du bist sehr aufsässig. Was spricht gegen diesen Augenblick?« Der Kontaktmann wirft sich unwirsch herum. Mit schweren Schritten stapft er in dem kleinen Zimmer auf und ab.
»Leli hat es von Mordal«, sagt er dann.
Weitere Kostenlose Bücher