Bran
»Schwarzen Tanne« anschließt.
Er ist schon eine ganze Strecke zu Fuß gegangen, vom Raumhafen hierher. Aber alles, was er sich zurechtgelegt hat, ist nun hinfällig. Jetzt, endlich, hat er einen klaren Auftrag. Er sollte glücklich sein. Aber er ist es nicht. Diesen Auftrag kann er nicht ausführen. Nicht so.
»Was ist?«
Aus der Küche duftet es verführerisch nach Steaks und Koteletts, guten schweren Saucen, auch Gulasch. Er lässt sich überreden. Lena führt ihn an seinen Platz, die halb offene Loge. Dann bewirtet sie ihn. Ihre Hände sind überall. Ihren veilchenblauen Augen entgeht nichts. Er hat das Besteck noch nicht auf den Teller gelegt, als sie schon abräumt. Er hat den Bierkrug nach dem letzten Schluck nicht abgesetzt, als sie schon dasteht und ihn fragt, was er als Nächstes wünscht.
Sie geht ihm auf die Nerven. Gleichzeitig genießt er ihre Aufmerksamkeit. Ihre Hingabe. Wenn er wollte, könnte er alles von ihr fordern. Sie würde nichts abschlagen.
Soll er sich ihr anvertrauen? Vermutlich hat man sie instruiert. Sie wird alles, was er ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit sagt, dem Senator hinterbringen.
Es darf nicht sein. So gut es wäre, jetzt jemanden zum Reden zu haben. Er ist verzweifelt. Und verwirrt. Brighton hat ihn überrumpelt. Was soll er jetzt tun? Die Aufforderung, die HOOKED KITE nicht mehr zu verwenden, war unmissverständlich. Der Senator ist ein Mann, der alles nur einmal sagt.
Aber wie soll er nach Zhid gelangen? In jenes andere Zhid?
Man wird etwas arrangieren. Das muss er abwarten.
»Ich lege mich hin.«
»Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
»Schreib alles auf die Rechnung.«
»Jaja, ich weiß.« Sie sieht ihn an. »Zahlt er das alles?« Ihr Kopfnicken markiert die Stelle, an der Brighton vor ein paar Stunden stand. »Ist er dein Auftraggeber? Was ist das für ein Auftrag?«
»Den Kaffee morgen nicht vor zehn!«
Er erhebt sich, müde, satt gegessen, betrunken, und schiebt sie brutal aus dem Weg. Sie versucht ungeschickt, ihn zu stützen. Er torkelt den Gang hinunter.
»Na dann gute Nacht.«
Sie tut ihm leid. Er hat ihr in die Augen gesehen. Ein Wort von ihm, und sie verwandelt sich in eine Sexgöttin. Aber er hat keine Lust. Ihm ist schlecht. Er will allein sein.
Als er in sein Zimmer schwankt, sich aufs Bett fallen lässt und die Tür an die Sicherheitsfunktion seines Tattoos koppelt, erscheint ein dümmliches Grinsen auf seiner bierseligen Miene.
Ich bin schon einer anderen versprochen, denkt es schwer in ihm. Aber ich muss verhindern, dass sie in einem Mahlstrom aus Zeit verloren geht.
Am nächsten Morgen erwacht er gut gelaunt. Gott, wie er hier schlafen kann. Ein richtiges Bett! Und die rangkorianische Luft!
Sein Gehirn hat während des Schlafs an der Sache gearbeitet und einen Weg gefunden, wie er das Problem lösen kann. Er weiß nun, was er tun wird.
Er duscht, macht bei geöffnetem Fenster ein paar Turnübungen. Dann zieht er sich an und geht beschwingt zum Frühstück. Lena bringt Toasts, dick mit Butter und Honig bestrichen, Bohnen mit Speck, hart gekochte Eier, frisches Obst. Dazu Kaffee, viel Kaffee! Und frisch gepressten Orangensaft.
Auf dem Holo seines Handgelenkstattoos sieht er die Meldungen durch. Senator Brighton hält eine Rede vor dem Auswärtigen Ausschuss. Senatorin Winter eröffnet eine Ausstellung. Das Handelsabkommen mit Panesh ist unterzeichnet. Die rangkorianische Flotte hält im Orbit des Planeten eine einwöchige Übung ab.
Irgendwann macht er den Fehler, wieder an den Auftrag zu denken. Beim Aufwachen ist alles klar gewesen. Aber als er die Sachen noch einmal durchdenkt, verwirren sich seine Gedanken. Es funktioniert nicht!
»Hier will dich jemand sprechen!« Lena ruft vom Gang her, wo sich die Gestalten mehrerer Männer abzeichnen.
Straner hat keine Zeit, schlechte Laune zu bekommen. Er springt auf und eilt zu den Fremden. Sie nicken ihm wortlos zu. Ihre Irisimplantate haben ihn gescannt und identifiziert. Man greift auf sein Tattoo zu und holt sich selbst die Autorisierungen für alles Weitere. Es wäre albern, jetzt noch zu widersprechen. Unter Lenas gierigen Blicken schafft er es, die Männer in sein Zimmer zu bugsieren.
»Sie haben Upgrades für Ihre Applikationen geordert?«
»Ich brauche das Beste, was Sie haben. Geld spielt keine Rolle.«
»Wir sind im Bilde.« Die Jungs von der SWAT grinsen herablassend. »Alle Beschränkungen für den kommerziellen Einsatz sind aufgehoben.«
Sie öffnen ihre
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