Bran
aussah. Es waren Fledermäuse. Wo war er denn hier gelandet?
Von vorne drang Licht, ein schmieriges, öliges Licht. Er tastete sich weiter. Der Boden war nass. Die Seitenwände des Stollens wirkten pelzig, als wären sie mit Fell bewachsen. Aber es war nur Schimmel, dicker lebendiger Schimmel, der handlange Tentakel nach ihm reckte.
Straner kam um eine Biegung herum. Dort brannte elektrisches Licht! Es war wie auf einem Jahrmarkt, wenn man nach der Fahrt in der Geisterbahn auf deren Rückseite herauskam und sich den Weg zur Vorderfront bahnen musste. Eine Treppe, er ging sie vorsichtig hinauf. Die Luft war dick, übersättigt von fettigen Gerüchen, und unerträglich heiß.
Plötzlich wusste er, wo er war. Er öffnete die Türe einen Spalt und lugte hindurch. Seine Implantate bauten eine Abschirmung auf.
Er war in »Leli’s Budike«, ein längst vergessener Lagerraum, tief unten in den Basements. Zwanzig Stockwerke über ihm war der Eingang, wo die Königin der Kurtisanen gerade ihre Gäste begrüßte. Er musste die Zeitverschiebung im Blick behalten. Zum Glück machte die Uhr seines Tattoos den Gang durch das Dimensionstor mit. Hier, in diesem Zhid, war es später Abend, während er auf Rangkor gerade vom Frühstück aufgestanden war.
Er hatte genug gesehen. Rasch kehrte er in die Gegenwart zurück.
»Es funktioniert.« Atemlos steht er in der Abstellkammer der »Schwarzen Tanne.«
»Haben Sie daran gezweifelt?« Die Jungs vom SWAT lächeln milde.
Er kommt sich vor wie ein Sechsjähriger, dem seine Onkel ein teures Hightech-Spielzeug geschenkt haben.
»Also danke noch mal.«
Sie machen eine gleichgültige Geste. Wir liefern nur die Mittel, soll das besagen. Zu welchem Zweck sie eingesetzt werden, geht uns nichts an.
Eine Minute später sind sie verschwunden.
Straner lässt sich zum Mittagessen in die Loge sinken. Die Aufrüstung der Implantate hat doch länger gedauert, als er veranschlagt hat. Sein Magen knurrt. Lena kommt mit der Suppe. Er sieht sie an.
Sie weiß Bescheid, denkt er, weiß, dass es nicht stimmt, und nimmt sich vor, sie trotzdem aus allem herauszuhalten.
»Es geht los«, sagt er und nimmt den Löffel.
»Das ist ja aufregend.« Ihre Augen glänzen ihn fröhlich an.
Am Abend ging er wieder nach Zhid. Einige Hundert Parsec im Raum und dreißig Jahre in der Zeit. Er überwand sie mit einem Schritt. Das Dimensionstor führte ihn direkt in die stickigen Katakomben von »Leli’s Budike«. Er hatte sie auf seinem ersten Rundgang nur flüchtig erkundet. Es gab hier einige geschmackvoll eingerichtete Folterkeller und Verliese. Dazwischen eine ganze eigene Infrastruktur. Lagerräume und Zugänge für die Gastronomie, Küchen und Wäschereien, Unterkünfte und Garderoben. Immer wieder begegnete man auf den Gängen auch einem Gast, der von einem der inszenierten Verhöre kam oder von einer schwarz gewandeten Dame zu einem solchen geführt wurde. Es fiel nicht auf, wenn er sich hier herumtrieb, um zu rekognoszieren.
Er hatte sich vor dem Herkommen entkleidet. Jetzt trug er nur ein Handtuch aus serafidischer Seide um die Hüfte. So hielten es schließlich die meisten hier. Dass seine Hände leer waren, hieß ja nicht länger, dass er unbewaffnet war.
Die Applikationen waren gewaltig. In seiner langen Laufbahn hatte er nicht über solche Hilfsmittel verfügt. Er konnte sich in dem Gebäude bewegen, dessen Etagen nach Hunderten und dessen Zimmer nach Tausenden zählten, als sei er der Architekt, der alles das geschaffen hatte. Er konnte durch Wände sehen und hören, konnte an Gesprächen teilnehmen, die mehrere Räume entfernt stattfanden, einige Stockwerke über oder unter ihm, geflüstert oder über einen diskreten Austausch von Tattoo-Pings. Er verstand jetzt wesentlich mehr der Sprachen, die hier gesprochen wurden, wenn auch nicht alle. Er selbst konnte starke Abschirmungen aufbauen, die es Dritten unmöglich machten, seine Implantate auszuspähen. Er brauchte das Handgelenksholo nicht mehr sichtbar zu aktivieren, sondern konnte sich alle Informationen auf virtuelle Displays legen, die nur er wahrnehmen konnte. Seine Schläfenapplikationen erzeugten künstliche Schirme, die vor ihm im Raum schwebten und auf denen alle Daten eingeblendet wurden, die er gerade benötigte. Er hätte ein Dutzend Männer im Handgemenge besiegen können, und er hätte sich mit ebenso vielen Mädchen vergnügen können, ohne zu ermüden.
Aber deswegen war er nicht hier.
Sein Plan reifte heran. Aber er
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