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Bran

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Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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auch tatsächlich mitgenommen, aus dem Job herausgeholt, aber dann verstieß er sie. »Sie musste wieder anschaffen, nachdem sie geglaubt hatte, die wahre Liebe gefunden zu haben.«
    Straner hatte kaum zugehört.
    »Aber das versteht ihr Männer nicht.« Sie sah nach der Uhr. »Ich muss ganz langsam wieder. Wir sind über der Zeit.« In dem Blick, den sie auf Straner richtete, strudelten Furcht, Verachtung und Aufsässigkeit durcheinander wie die Ingredienzien in einem tödlichen Drink.
    Straner erhöhte die Summe, die er ihr überwiesen hatte, auf das Dreifache. Dann ließ er sie stehen.

Kapitel 10: Der Umsturz
     
    Er erwachte davon, dass Cejla auf ihrem gewohnten Platz saß und ihm beim Schlafen zusah.
    »Du warst lange fort, Fremder.«
    »Ich hatte zu tun.« Er schälte sich mühsam aus den Kissen. Wo war er? Und vor allem: wann?
    »Uns halst du Arbeit auf, und dann machst du dich davon.«
    Sie betrachtete seinen trainierten Körper, als er aufstand und sich ins Bad schleppte.
    »Du hast abgenommen. Setzt sie dir so sehr zu?«
    »Ich weiß nicht, wovon du …« Der Rest des Satzes ertrank im Gurgeln der Dusche.
    »Du hast zehn Minuten!«
    Straner streckte den Kopf durch die Tür. »Und dann?«
    Er streifte eine neue Kombination aus selbstklimatisierender serafidischer Seide über. Sein Verbrauch an frischen Garnituren war enorm. Wenigstens drei davon ruinierte er am Tag. Aber was konnte er auch für das mörderische Klima hier?!
    »Die Kommission!«
    »Was für eine Kommission?«
    Barfuß, in Hemd und Hose, kam er zurück ins Zimmer geschlurft. Er griff sich eine Feige aus einer der Obstschalen, die überall bereitstanden. Ein Bot brachte ihm eine Tasse Kaffee.
    Der Blick, mit dem er sie anstarrte, war vollkommen leer.
    Die Kommission! Es gab sie noch. Aber wozu?
    Der Putsch hatte stattgefunden. Ein anderer Putsch. Aber was machte das? Waren sie hier nicht einer wie der andere? Statt Mordal Khan nun also Darbor Khan, Gott möge ihn ewig schirmen. Seine Gedanken verwirrten sich.
    Wozu die Kommission?
    »Beeil dich.« Cejla stand auf. »Heute ist das Referat!«
    Er glotzte sie immer noch an, unfähig, seine Gedanken in den Griff zu bekommen. Sie entwischten ihm immer wieder, wie wenn man an einem Bach saß und versuchte, eine Eisforelle mit der bloßen Hand zu fangen.
    »Können wir?«
    Die Schuhe schlossen sich um seine Füße. Er warf das Sakko über.
    Cejla stand in der Tür. An ihr war alles unverändert. Selbst die Art, wie sich der Rock um ihre Hüfte straffte, wenn sie sich von einem Stuhl erhob. Manche Dinge veränderten sich offenbar nie.
    »Warum hast du damals gelacht?« Er musste wissen, wie viel diese Cejla mit der gemein hatte, an die er sich zu erinnern glaubte.
    Ihr ebenmäßiges, schönes, aber ewig strenges Gesicht lockerte sich ein wenig, so wie sich sein Kragen lockerte, als er jetzt einmal mit dem Finger um den Hals fuhr.
    »Sieht sie dich seitdem nicht ganz anders an?« Sie war sofort im Bilde. Die kleine Szene hatte sich auch in diesem Zhid ereignet. Aber was bedeutete das Ganze?
    »Und warum hast du das gesagt?«
    »Das mit den Huren?«
    Er stand neben ihr, bereit, mit ihr auf den Gang hinauszutreten. Sie verharrte, das Handgelenk mit aktiviertem Tattoo schwebte auf Höhe der integrierten Türverriegelung.
    »Pass auf.« Jetzt war sie ganz Referentin, die ihrem Vorgesetzten in einem professionellen Briefing die wesentlichen Daten auf den Tisch packte. »Es gibt solche Serafidin und solche. Manche sind Huren. Da hast du recht. Andere sind – ehrenwert. Eine solche steht vor dir!«
    »Es gibt überall solche und solche.« Straner verstand nicht, was das mit ihm zu tun haben sollte.
    »In diesem Fall ist der Unterschied wichtig.« Sie sah ihn an: Jetzt kam eine zentrale Aussage. »Es gibt zwei – Gruppen. Ihr würdet wahrscheinlich Kasten dazu sagen. Wir leben nach strengen Regeln. Unsere religiösen Riten kennen keinerlei Ausnahmen. Ein Serafiden-Vater, der etwas auf sich hält, würde seine Tochter lieber töten als zuzulassen, dass sie … dass sie einer solchen Tätigkeit nachgeht. Aus der anderen Kaste rekrutieren sich Millionen Mädchen, die in den Bordellen dieser Stadt verbraucht werden.«
    Ihre Wangen hatten sich gerötet wie ein Firngipfel im Morgenrot.
    »Du erkennst sie an den Malen.« Sie deutete auf die Verlängerung ihrer Nasenwurzel, wo eine hennafarbene Arabeske auf ihrer glatten Stirn erblühte. »Wir haben Tattoos.«
    Straner nickte.
    »Die anderen haben erbliche Makel,

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