Brandbücher - Kriminalroman
Georg in Holland ist, da gibt es keinen Hitler und keine Braunhemden. Er war immer schon gegen alle, die ihm etwas vorschreiben wollten. Auch gegen unseren Vater. Und jetzt will Gerhard nach Paris.
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»Komm do c h mit.« Gerhard hat mich ernst angesehen, als er das gesagt hat. Er hat sogar schon Pläne gemacht, wie wir dorthin kommen können. Aber ich kann doch nicht einfach mit einem Mann weggehen. Das gehört sich nicht. Und Georg ist auch schon weg, was soll aus Anton werden und Vater. Die Sprache verstehe ich auch nicht. Aber was mache ich, wenn Gerhard wirklich geht?
Auf dem Weg zum Haus ihrer Großtante fuhr Karina bei Martin vorbei. »Ich habe die Karten eingescannt und sie genau angesehen«, begrüßte er sie. »Ich dachte, vielleicht gibt es eine geheime Botschaft.«
Karina zauste ihm das Haar und lachte. »Du denkst, meine Großtante hat Geheimtinte verwendet so wie ich früher, Zitronensaft mit irgendwas gemischt? Und das Feuer bringt die Botschaft ans Tageslicht?« Erschrocken hielt sie im Spiel mit seinen Haaren inne. »Du hast die Karten aber nicht angezündet?«
Martin griff lachend nach ihrem Arm und zog sie an sich. »Was denkst du denn von mir.« Er küsste sie und hielt sie umfangen, während er ihr die Scans der Postkarten zeigte. »So hast du sie immer bei dir. Am besten deponierst du die Originale irgendwo. Selbst wenn sie nicht wertvoll sind, etwas Besonderes sind sie allemal.«
»Super, aber jetzt nehme ich sie doch lieber mit. Wer weiß, wer bei dir ein und aus geht.« Karina strahlte den jungen Pfarrer an.
Martin stupste sie zärtlich. »Du hast eine schlechte Meinung von uns Pfarrern, was?«
Karina lachte. »Ich dachte eher an deine Zugehfrau und die Leute, die ins Pfarramt kommen.«
Martin stimmte ihr zu. »Hier ist wirklich viel los. Ständig kommt jemand und will etwas von mir. Außerdem ist dreimal in der Woche die Sekretärin da.«
Als sie wenig später vor einem Teller voller Rührei saßen, das Martin schnell zubereitet hatte, erkundigte er sich nach ihrem Tag: »Wie war denn nun dein Treffen mit Jo Tengelkamp?«
»Eigentlich ganz nett, aber auch merkwürdig. Er hat mir unbewusst einige Informationen bestätigt. Er ist ein Neffe von Bruno Schulze-Möllering und er hat bestätigt, dass Pelle Maibaum bei ihm arbeitet.« Sie ließ die Hand mit der Gabel sinken. »Das habe ich gestern ganz vergessen. Den Artikel über Schulze-Möllering und die Bücherverbrennung, den ich im Diözesanarchiv gefunden habe, hat Pelle Maibaum geschrieben.«
»Unser Pelle Maibaum!« Martin sah sie überrascht an. »Ich dachte, der wäre schon immer bei der Münsterländer Morgenpost.«
»Er war zuerst bei einer Kirchenzeitung und ist dann zur Morgenpost gekommen«, erklärte Karina und schob nachdenklich eine weitere Portion Rührei in den Mund. »Ich frage mich gerade, wo der sein Büro hat, ich bin doch durch den ganzen Verlag geführt worden, da gab es kein freies Büro und ganz sicher kein Namensschild für Pelle Maibaum. Das wäre mir aufgefallen.«
»Da hast du aber einen Stein bei Tengelkamp im Brett, was?«, scherzte Martin. »Im Ernst, die Druckerei ist sein Heiligtum. Wir haben schon mehrmals versucht, ihn zu einer Führung für unsere Konfirmanden zu überreden. Er hat sich immer geweigert.«
Karina lachte. »Ich habe eben Chancen bei älteren Herren«, flachste sie. »Das sieht man ja an dir.« Dabei war sie nur drei Jahre jünger als Martin.
Doch Martin ging nicht auf ihren Scherz ein. »Pelle Maibaum ist ein freier Mitarbeiter, ich denke nicht, dass der ein Büro im Verlag hat.«
»Aber ich habe sein Auto vor der Tür gesehen. Der neuste Porsche, danach lecken sich die meisten Männer die Finger«, widersprach Karina.
»War er nicht beim Verleger oder beim Redaktionsleiter?«, wunderte Martin sich.
Karina schüttelte den Kopf. »Im Büro des Verlegers saß ich doch.« Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht.« Er könnte im Besprechungszimmer gewesen sein, wo ich das letzte Mal war.« Sie ging in Gedanken die Räume durch. »Der Redaktionsleiter ist im Urlaub. Tengelkamp hat das extra betont, in seinem Büro saß nur eine Assistentin oder so.«
»Das werden wir vor meiner Andacht wohl nicht mehr klären«, seufzte Martin und räumte die Teller zusammen.
»Es ist auch nicht so wichtig«, stimmte Karina zu. »Ich hätte nur gerne mit Maibaum gesprochen. Wo wohnt er denn?«
»Puh, das weiß ich gar nicht«, antwortete Martin, während er seine Jacke zuknöpfte und
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