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Brandbücher - Kriminalroman

Brandbücher - Kriminalroman

Titel: Brandbücher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Ebbert
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seine Umhängetasche vom Stuhl nahm. »Nicht hier, sondern irgendwo im Pott oder weiter südlich.«
    »Na super, dann muss ich wohl erneut meinen Freund Jo bemühen«, ärgerte sich Karina. » Ach, Quatsch, der hatte doch ein Frankfurter Kennzeichen, so eine Angebernummer, die man sich leicht merken kann. PM 1000. Und vielleicht gibt das Internet ja etwas her.« Sie klopfte auf die Umhängetasche, in der sich ihr Netbook befand. »Ich fahre nach Hause. Danke, dass du dafür gesorgt hast, dass die kaputte Scheibe ersetzt wird. Ich sollte endlich mit dem Aufräumen fertig werden. Ich habe die Typen vom Sozialkaufhaus um ein paar Tage vertröstet. Am Ende kommen sie gar nicht mehr und wir bleiben auf dem Zeug sitzen.«
    Sie verließen zusammen das Haus, nach einer kurzen Umarmung stieg jeder in sein Auto. Karina fuhr auf dem direkten Weg in die kleine Siedlung am Rand der Stadt, in der das Haus ihrer Großtante stand. Schon von Weitem sah sie eine Rauchwolke über den Bäumen, durch das Grün konnte sie das Flackern von Blaulicht sehen. Sie fuhr schneller, kam jedoch nicht bis zum Haus. Die Polizei hatte die Straße gesperrt.
    »Sie können da nicht durch«, erklärte ihr ein uniformierter Beamter.
    »Ich wohne da«, entgegnete Karina empört. Der Mann ließ sie nicht mit dem Auto passieren, bot ihr jedoch an, das Auto an der Seite zu parken und zu Fuß bis zum Haus zu gehen.
    Karina nahm das Angebot an. Es waren nur ein paar Schritte bis zum Haus. »Ein Glück«, entfuhr es ihr, als sie das Gebäude sah. Erstaunlicherweise war der Wohntrakt völlig intakt, lediglich der Schuppen, der nach dem Krieg als Ersatz für einen Keller angebaut worden war, stand nicht mehr.
    »Sind Sie die Besitzerin?«, sprach einer der Feuerwehrmänner sie an. Karina nickte. »Da haben Sie aber Glück gehabt, dass zufällig der Paketwagen vorbeikam und das Feuer bemerkt hat«, erklärte der Mann. »Wir vermuten den Brandherd in dem Schuppen.«
    »Aber den habe ich nie benutzt, noch nicht einmal betreten.« Karina war außer sich.
    »Wir können mit Sicherheit von Brandstiftung ausgehen«, erklärte der Feuerwehrmann.
    Karina ging zur Haustür, die halb offen stand. »Waren Sie das?«, rief sie dem Feuerwehrmann zu. Er schüttelte den Kopf. »Wir waren schnell genug hier, da brauchten wir nicht ins Gebäude.«
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ein Polizist kam näher. »Der Kollege von der Feuerwehr meinte, hier gäbe es ein Problem.«
    Karina nickte. Der Polizist ging an ihr vorbei und schob die Tür mit dem Ellbogen auf. Karina sah, dass der ganze Flur verwüstet war. Sämtliche Kleidungsstücke von der Garderobe waren auf dem Boden verstreut. Auf den Jacken und Mänteln lagen die Schubladen der Kommode, in der ihre Großeltern die Gebetbücher aufbewahrt hatten.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie da jetzt nicht reingehen«, meinte der Polizist und zog sein Funkgerät heraus, um die Spurensicherung zu verständigen.

    *

    Samuel hatte sich in der Morgendämmerung auf den Weg nach Münster gemacht, dann fiel er nicht so auf. In Münster ging er als Erstes zu dem Verbindungshaus, in dem Bruno wohnte. Sein Fenster war geschlossen, ein Zeichen, dass er noch nicht aufgestanden war. Nachts schloss er das Fenster aus Angst vor gemeinen Überfällen der feigen Juden und Kommunisten, hatte er Samuel erklärt, als sie sich kurz nach seinem Einzug zufällig getroffen hatten. Morgens riss er es auf, um sich abzuhärten, denn ein echter Nazi hat vor nichts Angst, hatte er gesagt, erst recht nicht vor ein bisschen Morgentau oder eisigem Wind, hatte er getönt.
    Zum Glück war der Wind in diesem April nicht so eisig, sonst hätte Samuel nicht so viel Zeit damit verbringen können, Bruno auszuspionieren. Er konnte nicht sagen, warum er das tat. Er versuchte sich seinen Leichtsinn damit zu erklären, dass er wissen musste, was seinem Vater drohte. Dass er sich dabei selbst täglich in Gefahr brachte, bedachte er nicht.
    Das Fenster wurde weit geöffnet. Samuel brauchte nicht lange zu warten, bis Bruno in seiner SA-Uniform aus dem Haus trat. Samuel musste ausspucken, so schal war der Geschmack in seinem Mund auf einmal geworden. Er verstand Brunos Verwandlung nicht. Wann war aus dem hochnäsigen, aber netten und neugierigen Bruno, mit dem er das Gymnasium besucht hatte, dieser laute, gemeine, ungehobelte Judenhasser und Hitlerfreund geworden?
    Er folgte Bruno und musste sich nicht einmal Mühe geben, sich zu verstecken. Bruno stolzierte durch die Straßen, als

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