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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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fragte Pieplow.
    »Das können Sie sich aussuchen«, sagte Thiel. »Entweder haben sie sich geirrt oder sie haben gelogen.«
    »Alle fünf?«
    »Was weiß ich. Baring fuhr immer in Möhles Kielwasser, und der hat mich ums Verrecken nicht ausstehen können. Erst recht nicht, nachdem er bei Manu nicht hat landen können. Außerdem – was soll das schon heißen, sie hätten mich nicht zurückkommen sehen. Sie werden wohl kaum am Weg zwischen Festzelt und Manus Haus auf mich gewartet haben.«
    »Und Jensen? Hat der Sie auch reinreißen wollen, wie Sie sich ausdrücken?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Aber dass er mich nicht gesehen hat, lag nicht an mir. Ich saß mit meinem Bier vorm Haus, als er auf den Hof kam. Ziemlich angeschlagen, den Blick stur geradeaus. Er hat einfach nicht gemerkt, dass ich da war.«
    Blieben noch Rohrbach, der Lehrer, und Dr. Schwarzkopf. Beide zur fraglichen Zeit nüchtern. Beide in Bezug auf Thiel von gleichgültiger Neutralität. Das Gericht hatte den Aussagen entsprechendes Gewicht beigemessen.
    »Ich weiß nicht, wen sie gesehen haben«, sagte Thiel. »Vielleicht sogar den Täter. Mich jedenfalls nicht.« Er
fühlte Müdigkeit und den Wunsch in sich aufsteigen, alles hinzuschmeißen. Sich einzugestehen, dass er auch diesmal Schiffbruch erleiden würde. Andererseits … Was hatte er schon zu verlieren?
    »Hören Sie mir überhaupt zu, Thiel?«
    Thiel fuhr zusammen.
    »Nein … äh, ja natürlich.« Es ging immer noch um die Zeugen, so viel hatte er mitbekommen. Sie lebten alle noch in Groß Zicker. Möhle und Baring sowieso. Die hatten dort ihre Höfe und keinen Grund, woanders hinzugehen. Jensen war geblieben und immer noch auf dem Gut gemeldet. Der Lehrer und Dr. Schwarzkopf wohnten beide in der Boddenstraße.
    »Wissen die, dass Sie kommen?«
    »Nein«, sagte Pieplow. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht anmelden.«
    »Verstehe«, sagte Thiel. »Der Überraschungseffekt.«
    »Sie sagen es. Sowohl für die Zeugen als auch für uns.«
    »Was ist mit Ehmke? Weiß der Bescheid?«
    »Noch nicht«, sagte Pieplow. »Aber er wird der Erste sein, der informiert wird. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt etwas von Belang, über das er informiert werden muss. Dann wird das Ganze sowieso eine Angelegenheit für die Kripo.«
    »Er erfährt’s so oder so.« Thiel drehte seine Kippe im Aschenbecher hin und her, bis sie zerkrümelte. »Wenn nicht von Ihnen, dann von den anderen. Sie werden’s ihm brühwarm erzählen.«
    »Ich habe kein Problem damit«, sagte Pieplow, schob Notizen und Unterlagen in den Ordner und stand auf. Er hätte gerne gewusst, was auf ihn zukam. Immer wenn er es sich vorzustellen versuchte, zerfransten die Bilder an den Unwägbarkeiten seines Vorhabens.

18
    »Da ist noch etwas, Herr Pieplow.« Ostwalds Frau zögerte kurz, bevor sie weitersprach. »Mein Mann hat … Es ist so, dass er etwa alle zwei Stunden eine Toilette aufsuchen muss. Das müssen Sie ihm ermöglichen, sonst bringen Sie ihn in eine sehr unangenehme Situation.«
    Ach du liebe neune, dachte Pieplow. Wie war das mit den Unwägbarkeiten?
    Ostwald war sehr offensichtlich mit seinem Schal beschäftigt und sah nicht herüber.
    »Ist klar«, sagte Pieplow. »Geht auch … äh … muss es unbedingt eine Toilette sein? Ich meine, können wir auch einfach nur irgendwo anhalten?«
    »Zur Not ginge das auch.« Ostwalds Frau sah zu ihrem Mann, der sich jetzt seinen Mantelknöpfen widmete. »Es ist eben nur sehr kalt, meine ich. Fünf Grad minus. Und dann dieser eisige Wind …«
     
    Pieplow hatte seine Uniformjacke auf den Rücksitz gelegt und die Heizung bis zum Anschlag aufgedreht. Ostwald saß in Mantel und Schal auf dem Beifahrersitz und schien mit der Temperatur zufrieden. Seine
Hände lagen entspannt auf den Oberschenkeln, sein Blick durchstreifte die Landschaft.
    Sie mussten quer über die Insel. Von Nordwesten in den Südosten Rügens. Nach dreißig Kilometern, irgendwo zwischen Bergen und Zirkow, ging Pieplow der Gesprächsstoff aus. Bis dahin hatte sein Monolog den Ablauf des Tages beschrieben.
    Am frühen Mittag würden sie in Groß Zicker sein. Eine gute Zeit, dachte Pieplow, um Möhle und Baring zuhause anzutreffen. Vorausgesetzt, sie machten noch dasselbe wie vor fünfzehn Jahren. Landwirtschaft und Fischerei, Zimmervermietung.
    Danach aufs Gut. Mit ein bisschen Glück hatte auch Jensen im Winter weniger zu tun und Zeit für eine ausgiebigere Pause.
    Der Nachmittag war für den Lehrer und

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