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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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erzählen. Von der Werft und den unverkauften Fischtrawlern. Der Suche nach Arbeit, bei der sich nichts fand als ein Handlangerjob auf einer Gutshausruine. Von dem Leben unter Menschen, die ihm und denen er gleichgültig war.
    Und er beschrieb Manu, die sich an nichts und niemanden band, auch nicht an ihn. Die nach ihren ganz eigenen Regeln gab und nahm. Das hatte er gewusst und akzeptiert. Auch weil ihm nichts anderes übrig geblieben war.
    Zweimal unterbrach Pieplow ihn, weil Ostwald energisch den Kopf schüttelte.
    Es stimmte nicht, dass Thiel den Leuten im Dorf gleichgültig gewesen war.
    Sie hatten ihn, gab er zu, genauso wenig leiden können wie er sie. Erst recht nicht, nachdem er Möhle verdroschen hatte.
    »Warum?«, fragte Pieplow.
    »Er muss mir in der Kneipe mit irgendwas dumm gekommen sein. Womit, wusste ich schon am Morgen
danach nicht mehr. Auch nicht, dass ich ihn ziemlich zugerichtet hatte. Das haben mir die Polen erst am nächsten Tag erzählen müssen.«
    Jetzt nickte Ostwald. So ungefähr hatte es sich wohl zugetragen. Aber dass Thiel es akzeptiert haben wollte, nicht der einzige Mann in Manuela Fischers Leben gewesen zu sein, glaubte er nicht den Bruchteil einer Sekunde. Die Geste, mit der er Thiels Lüge vom Tisch wischte, war unmissverständlich.
    »Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen …«, sagte Pieplow mit hörbarem Verständnis, »es hätte mich wahnsinnig gemacht.«
    Thiel atmete schwer. Seine Hände gerieten wieder in Bewegung. Er beobachtete sie, als führten sie ein Eigenleben. So wie in der Juninacht am Strand, als sie sich in plötzlicher Wut fest um Manus Arme geschlossen und sie in den Sand gedrückt hatten. In seiner Lust auf sie hatte er so viel Gewalt gefühlt, dass er über sich selbst erschrak. Sie hatte es gespürt und ihn trotzdem in sich aufgenommen.
    Tu das nie wieder, hatte sie gesagt, als sie danach nebeneinanderlagen. Hörst du? Nie wieder.
    Thiel hob den Kopf.
    »Es hat mich fast um den Verstand gebracht«, gestand er leise. »Ich habe sie manchmal ebenso gehasst wie geliebt. Aber ich habe sie nicht getötet.«
    Bisher war es, alles in allem wenigstens, leicht gewesen, Ostwalds Miene zu deuten. Jetzt sah Pieplow zwei tiefe Furchen zwischen den zusammengezogenen
Augenbrauen. Jemand, der gerade die Wahrheit gehört hatte, sah anders aus. Bevor Pieplow nachfragen konnte, erhob Ostwald sich langsam, ging zum Terrassenfenster und starrte minutenlang in seinen verschneiten Garten. Wie er sich mit der Hand übers Haar fuhr, sie in den Nacken presste und den Kopf kreisen ließ, wirkte ratlos und erschöpft. Als er sich umwandte, war sein Gesicht ausdruckslos. Er zögerte noch einen Moment, dann ging er auf Thiel zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Wie hat das geschehen können, fragte der Blick, mit dem er Pieplow über Thiels Kopf hinweg ansah.
     
    Anfangs nahm er noch einzelne Sätze wahr. Pieplows Stimme, die nach der ersten Verwirrung erstaunlich rasch wieder in einen ruhigen Tonfall gefunden hatte. Die Fragen von Ostwalds Frau. Er glaubte, sogar Ostwald zu hören, was schlechterdings unmöglich war. Aber dann fühlte er eine Woge mit solcher Wucht über sich hinwegrauschen, dass er nach Atem rang. Die einen Morast aus Zorn und Hass an die Oberfläche seines Bewusstseins spülte.
    Er hatte sich nicht abgefunden. Nur eine dünne Schicht aus Resignation über den Abgrund gelegt. Wie eine glasige, hellrote Haut über eine schwärende Wunde. Jetzt war sie geplatzt und überschwemmte ihn mit ihrem Gift.
    Sein Stuhl fiel um, als er aufsprang. Er riss seine Jacke vom Haken im Flur, rannte hinaus in die kalte
Dämmerung und blieb erst stehen, als er keine Luft mehr bekam. Ein Baum gab ihm Halt, während er kotzte, bis er mit hellgelber Galle kleine Blutsprengsel in den Schnee spuckte.
    Fünfzehn qualvoll vergeudete Jahre!
    Er schlug mit der Stirn gegen den Baumstamm. Hielt sich an ihm fest und begann zu weinen.
     
    »Geht’s wieder?«, fragte Pieplow. Weil er für die Straßenverhältnisse zu schnell fuhr, wagte er keinen Blick zur Seite.
    »Hm«, machte Thiel. Er hatte die letzten beiden Stunden kein Wort gesprochen und würde das auch jetzt nicht tun. Seine Augen brannten, sein Mund schmeckte nach fauligen Kartoffeln.
    Ihn fror, obwohl die Heizung ihm warme Luft ins Gesicht blies, und seine Knochen schmerzten wie nach einer Doppelschicht auf der Werft.
    »Wollen Sie gar nicht wissen, was wir besprochen haben, als Sie nicht da waren?«
    »Nein«, sagte Thiel. »Jetzt

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