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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Thiel schloss die Augen und massierte die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Das half vielleicht gegen den Widerwillen, das Ganze zum tausendsten Mal durchzukauen.
    Am besten, er fing tatsächlich mit dem Wetter an.
    Es war gut gewesen. Richtig gut. Fast windstill und so warm wie selten in diesem Sommer.
    Ein Wetter zum Helden zeugen, hatte Jensen gesagt,
als sie sich auf dem Gutshof begegneten. Thiel hatte lachen und zustimmen können, weil er nicht ahnte, dass sie dabei wohl an dieselbe Frau dachten.
    »Und Jensen?«, fragte Pieplow. »Wusste der von Ihrer Beziehung zu Manuela?«
    Was für ein Wort für diese wilde Liebesgeschichte, dachte er und bedauerte, dass im Jargon polizeilicher Befragungen wilde Liebesgeschichten eher selten vorkamen.
    »Wahrscheinlich«, sagte Thiel. »Ich habe jedenfalls nie ein Geheimnis daraus gemacht.«
    »Die beiden anderen aber schon. Jensen und dieser Jablonsky.«
    »Sagen wir so: Sie haben es nicht an die große Glocke gehängt. Aber die Bullen … bei den Ermittlungen ist es dann ja doch herausgekommen.«
    »Das muss hart für Sie gewesen sein.«
    »Kann sein«, sagte Thiel. Warum noch darüber reden, dass er Jensen und Jablonsky im Gerichtssaal am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. Es tat jetzt nichts mehr zur Sache. »Wollen Sie in irgendwelchem Psychoquark rühren oder hören, was ich an dem Tag damals sonst noch gemacht habe?«
    Aufgeräumt zum Beispiel. Auf dem Hof, im Haus, im Werkzeugschuppen. Dabei festgestellt, dass ein paar Dinge fehlten, und sich vorgenommen, sie bei Gelegenheit zurückzuholen. Zwei Schraubenzieher und das Messer, mit dem er bei Manu die Tapeten geschnitten hatte.
    Mittags hatte er eine Konserve aufgewärmt. Letscho, wenn er sich richtig erinnerte, und danach eine Weile in der Sonne gesessen. Geraucht, Kaffee getrunken und daran gedacht, dass er Manu sehen würde. Vielleicht nachmittags schon, vielleicht erst abends. Bei ihr wusste man nie …
     
    Auf dem Festplatz war viel los gewesen. Erst um den Galgen mit der Katzentonne, dann am Grill und vor dem Bierwagen.
    An den Doktor erinnerte Thiel sich, der wie immer mürrisch geguckt und wenig geredet hatte.
    Die Schulkinder waren blau-weiß gekleidet und sangen Lieder von Seefahrt und Schiffbruch. Rohrbach, der Lehrer, dirigierte. Seine Frau stand neben dem Chor und sah ihm zu, während ein Kleinkind zwischen ihnen beiden hin- und herlief.
    Thiel hatte das alles nicht interessiert.
    Manu hatte er nirgends entdecken können und deswegen keinen Grund, noch länger zu bleiben.
    »Ich habe mit Möhle und Baring noch ein halbes Bier getrunken, dann bin ich gegangen.«
    Warum gerade mit diesen beiden?
    »Keine Ahnung.« Thiel zuckte mit den Schultern. »Bestimmt nicht aus Sympathie. Wahrscheinlich weil sie mit jedem trinken, der ihnen ein Bier ausgibt. Jedenfalls war das damals so.«
    »Und danach?«
    »Bin ich zurück aufs Gut, hab eine Stunde geschlafen,
Sportschau geguckt und die Zeit bis zum Abend totgeschlagen. Was dann passiert ist, muss ich ja wohl nicht nochmal erzählen.«
    »Ich denke, das ist nicht nötig«, sagte Pieplow. »Nur eines kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    »Was?«
    »Dass Sie von den Ereignissen der Nacht erst erfahren haben wollen, als Sie zwei Stunden nach dem Brand geweckt wurden. Feuerwehr und Polizei werden ja nicht geräuschlos angerückt sein, und so groß ist dieses Groß Zicker nun auch wieder nicht.«
    »Ich hatte einiges intus. Gut anderthalb Promille.« Thiel zog an seiner Zigarette. Zeige- und Mittelfinger hatten sich im Lauf der letzten Tage gelb verfärbt.
    »Und ob Sie den Schuppen verschlossen haben, wussten Sie tatsächlich nicht mehr?«
    »Nein. Und selbst wenn – es wäre nicht wichtig gewesen. Das Schloss war schrottreif. Jedes Kind hätte es aufknacken können.«
    »Was bedeutet …« Pieplows Kugelschreiber zog ellipsenförmige Kreise um die Schlussfolgerung, die ganz unten auf dem ersten seiner Notizzettel stand. »Was bedeutet, dass der oder die Täter unbemerkt ein halbes Dutzend Indizien in den Schuppen bringen konnten, ohne dass Sie auch nur das Geringste bemerkt haben. Tatwaffe, Benzinkanister, Arbeitskleidung mit Blutspuren des Opfers, dessen Schlüssel – alles arrangiert, um Sie zu belasten.«
    »Klingt aberwitzig, aber so muss es gewesen sein.« Zigmal hatte er das damals gesagt. So und nicht anders. Meistens hatten sie nur gegrinst. Ehmke verächtlich. Ostwald manchmal fast mitleidig.
    »Was ist mit den Zeugen?«,

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