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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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den Arzt vorgesehen.
    So weit der Plan.
    Kurz nach elf fuhren sie in Baabe durch das straßenbreite Tor aufs Mönchgut. Die Straße wand sich durch einen Buchenwald, der Pieplow an den winterlichen Darß denken ließ, durchschnitt den Höhenzug hinter Göhren und führte in den Baumtunnel einer Eichenallee.
    In Lobbe hatte ein Café geöffnet. Der Kaffee war stark und hatte zu lange in der Maschine gestanden. Dafür waren die Toiletten leicht zu finden und verschafften ihnen zwei Stunden Zeit, bevor das Thema wieder akut wurde.
     
    Den schmalen Landstreifen, der schnurgerade auf Thiessow zuführte, säumten verwaiste Sommerparkplätze und ein Kiefernband, hinter dem der Strand und das Meer zu ahnen waren.
    Den Abzweig nach Groß Zicker hätte Pieplow beinahe verpasst. Das Dorf war größer, als er erwartet hatte. Die Rohrdächer trugen dicke Schneehauben, über den Schornsteinen quirlte der Wind Rauchfetzen in den blassblauen Himmel. In den meisten Häusern brannte Licht, aber die Straße war menschenleer.
    Wo ein Weg hoch auf den Friedhofshügel abzweigte, hielt Pieplow an. Er zog eine Skizze aus der Tasche, auf der Thiel eingezeichnet hatte, woran er sich erinnerte. Den Festplatz am Dorfrand im Norden mit dem Zugang entweder von der Boddenstraße oder, sozusagen hintenherum, über den Trampelpfad vom Feldweg zwischen Wald und Gut. Am Wald hatte Manuelas Haus gestanden. Das Dach des Gutshauses konnte Pieplow hinter kahlen Eichenkronen sehen, wenn er über die Schulter zurücksah.
     
    Der Weg zum Haus war geräumt. Die Stammrosen im Vorgarten trugen Jutesackmützen. Irgendwo auf dem Hof wurde Holz gehackt.
    Die Frau an der Tür mochte um die siebzig sein. Sie trug eine filzige Wolljacke über ihrer Kittelschürze und umgekrempelte Wollsocken in grauen Hausschuhen.
    Barings Mutter, vermutete Pieplow.Auf dem Schild am Gartentor hatte nur ein Name gestanden.
    »Frau Baring?«
    Sie nickte. Ihr Blick ging fragend von Pieplow zu Ostwald und wieder zurück.
    »Ich bin Polizeiobermeister Pieplow, und das ist Hauptkommissar Ostwald. Wir würden, wenn das möglich ist, gern mit Ihrem Sohn sprechen.«
    »Und weswegen?« Sie ließ die Tür los und wischte die Hände an der Schürze ab. Aus dem Haus kam der Geruch von Kohl und gebratenem Fleisch.
    »Wir haben nur ein paar Fragen an ihn«, antwortete Pieplow ausweichend.
    In ihrem Gesicht ließ sich lesen, wie sie zwischen Ärger und Neugier schwankte.
    »Er hackt Holz«, sagte sie schließlich und wies mit dem Daumen hinter sich. »Sie können durch den Garten gehen.«
    Sie selbst nahm den bequemen Weg durchs Haus und stand schon in der Hintertür, als Pieplow und Ostwald um die Ecke bogen.
    Torsten Baring sah seiner Mutter auffallend ähnlich. Dünnes, blondes Haar, das unter einer blauen Wollmütze an der verschwitzten Stirn klebte, ein rundes Gesicht mit dicken, roten Backen. Unter seinem Troyer wölbte sich ein ungesunder Kugelbauch. Ein freundlicher Mann mittleren Alters, der nicht verbergen konnte, dass ihn der Anblick zweier fremder Polizisten erschreckte. Er schlug seine Axt in den Hackklotz, schob seine Hände in die Hosentaschen und hörte sich an, was man von ihm wollte und warum.
    Die Floskel von neuen, bislang unbekannten Hinweisen, denen nachgegangen werden müsse, nahm er ohne Nachfrage hin. Dass nur Pieplow sprach, schien ihn nicht zu verwundern. Dem kleinen, blassen Zivilisten in seinem zu großen Mantel schenkte er kaum Beachtung.
    »Alles war so, wie ich es damals gesagt hab, und daran hat sich auch nichts geändert.« Ihm entging, dass Ostwald die Augenbrauen hob und den Kopf schüttelte.
    »Ich habe eine Skizze«, sagte Pieplow. Er zog die Axt aus dem Hackklotz und legte das Papier auf die raue Holzfläche. »Wenn Sie mir zeigen würden, wo Sie gewesen sind, als Thiel an Ihnen vorbeilief?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Baring, während er angestrengt auf die Zeichnung starrte. Sein Atem roch nach Restalkohol. »Es ist ja auch verdammt lange her.« Er sah zu seiner Mutter hinüber, als wüsste die, woran er sich nicht mehr erinnerte. »Hier ungefähr, glaube ich.« Er deutete auf einen Punkt am Ende des Pfades zwischen Festplatz und Weg.
    Weil Baring den Kopf über die Skizze gesenkt hielt, blieb Ostwalds Mimik stumm.
    »Aber Sie wissen noch, dass Sie bemerkt haben, wie Heiner Thiel nachts um kurz nach zwei vorbeigelaufen ist?«
    Baring sah auf, als Pieplow den Zettel an sich nahm.
    »Wenn ich das damals so gesagt habe, dann war es auch so.«
    Eben nicht,

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