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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Unbekannte schon wieder vergessen. Richard Mohle hatte kein Interesse an anderen Frauen. Er war hier wegen Maike. Jetzt konnte sie nicht mehr vor ihm weglaufen. Das dumme Ding.
    Sanft strich er mit den Fingerkuppen über ihren eingemeißelten Namen im Stein und erzählte ihr leise, dass Frank Steenhoff bitter dafür büße, sie in der Öffentlichkeit diffamiert zu haben.
     
    In der Nacht wachte er mehrfach auf. Immer wieder beschäftigte ihn die Frage, warum sich die Polizei so sicher sein konnte, Maikes Tod aufzuklären.
    Zweimal schlich er zum Fenster und suchte die Straße nach Verdächtigen ab. Aber der Bürgersteig lag verlassen und still da.
    Er legte sich wieder ins Bett und machte das Licht aus.
    Plötzlich hatte er Maikes Wohnhaus vor Augen.
    Die alte Frau, die ihren Hund morgens kurz ausführte und die die Tür langsam hinter sich ins Schloss fallen ließ. So langsam, dass er gerade noch hineinschlüpfen konnte.
    Richard Mohle wollte nicht schon wieder daran denken. Unwillig drehte er sich im Bett auf die Seite.
    Aber der Film lief weiter.
    Er sah Maikes Haustür vor sich, hörte ihre Stimme, wie sie mit der Katze redete.
    Verdammt, die Katze! Was war aus ihr geworden?
    Richard Mohle schaltete das Licht an.
    Er hatte dem Vieh einen heftigen Tritt verpasst. Stellvertretend für Maike. Für ihre Ablehnung, ihre Verachtung. Hatte die Polizei die Katze nach dem Brand womöglich gefunden und die Spuren seiner Misshandlung entdeckt? In den früheren Berichten hatte nichts darüber gestanden.
    Nach einer Weile schaltete er das Licht wieder aus.
    Doch jetzt dröhnte ihre vor Wut sich überschlagende Stimme in seinen Ohren: «Wenn du nicht sofort verschwindest, hole ich die Polizei!»
    Dann sah er zum hundertsten Mal, wie Maike das Küchenfenster aufriss und den Lilienstrauß, den er ihr mitgebracht hatte, in den Hof schleuderte.
    Unter größter Willensanstrengung zwang er sich, an seine Arbeit zu denken, an all die Dinge, die er in den kommenden Tagen zu erledigen hatte.
    Er war gerade dabei einzuschlafen, als ihm der Geruch brennenden Plastiks in die Nase stieg.
    Es brannte!
    Mit einem Satz stand er im Flur. Hektisch schlug er auf jeden Lichtschalter, den er finden konnte. In wenigen Sekunden war seine Wohnung hell erleuchtet. Vergeblich suchte er nach Rauchschwaden. Die Küche war ebenso unversehrt wie das Bad und das Wohnzimmer. Richard Mohle rannte zurück ins Schlafzimmer und sog die Luft wie ein Hund ein, der verzweifelt Witterung aufnahm.
    Verwirrt lief er in alle Ecken des Zimmers. Aber der Brandgeruch war weg.
    Ermattet sank er zurück ins Bett.
     
    Am nächsten Morgen meldete er sich erneut bei der Versicherung krank. Er fühlte sich völlig zerschlagen. In den Zeitungen, die er sich wieder in dem kleinen Supermarkt holte, stand nichts über den Mordfall Maike Ahlers. Der Kommissariatsleiter hatte doch angekündigt, neue Ergebnisse zu präsentieren. Er hatte nicht Wort gehalten. Worauf warteten sie? Wütend warf er den Zeitungsstapel zu Boden.
    Auf der Straße drehte er sich mehrfach ruckartig um und suchte mit den Augen Bürgersteig, Fahrbahn und Geschäfte nach Polizeibeamten ab, die ihn observierten. Aber außer einer erschrockenen jungen Mutter, die seine plötzliche Drehung mit einem leisen Aufschrei quittierte und ihre Tochter beschützend an sich zog, interessierte sich niemand für ihn.
    Den Nachmittag über verkroch er sich in seiner Wohnung.
    Er sehnte sich nach Maike. Am liebsten hätte er die Mappe mit ihren Bildern aus seinem Versteck geholt. Aber vielleicht warteten sie nur darauf, dass er schwach wurde.
    Nein. Er würde nicht schwach werden. Er war zäh. Er war es bei Maike gewesen, und er war es auch bei Steenhoff.
    Richard Mohle blieb einfach sitzen, wo er schon seit einer Stunde saß: vor seinem sauber abgewischten, leeren Küchentisch.
    Die Uhr im Wohnzimmer zeigte Punkt 16  Uhr, als es an seiner Tür klingelte. Er war wie gelähmt.
    Es klingelte ein zweites Mal. Diesmal energischer.
    Er wagte kaum zu atmen.
    Ein, zwei Minuten lang blieb es still. Dann drückte jemand auf den Klingelknopf der Nachbarwohnung. Unter äußerster Kraftanstrengung schlich er sich zur Tür und schaute vorsichtig durch den Spion.
    Zwei Frauen, eine davon im Rentenalter, standen mit Zeitschriften in der Hand im Flur und warteten geduldig.
    Erleichtert lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand.
    Zeugen Jehovas!
    Er schimpfte sich einen Idioten. Er hatte nichts zu befürchten. Kurz vor Geschäftsschluss

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