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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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sicherlich verstehen, dass ich das Päckchen nicht ans Präsidium schicken möchte?»
    Zwei Minuten später wusste Richard Mohle, dass Rüttger in einer ruhigen Seitenstraße im Stadtteil Horn wohnte.
     
    Am frühen Nachmittag fuhr er mit dem Rad zu der angegebenen Adresse. Am Anfang der Straße stieg er ab und schob sein Fahrrad langsam über den Bürgersteig. Das Haus Nummer  14 lag etwas zurück hinter ein paar niedrigen Büschen. Es war ein Bungalow mit hohen Glasfronten. Den besten Blick auf das Haus hatte er in Höhe der Gartenpforte. Er stellte sein Rad auf den Ständer, holte seine Straßenkarte aus der Tasche und schien intensiv den Faltplan zu studieren. Tatsächlich versuchte sich Richard Mohle das Haus so genau wie möglich einzuprägen. Mit einem Stift zeichnete er die Umrisse, Eingänge und Fenster des Hauses in den Faltplan. Drei Minuten später saß er wieder auf dem Rad und fuhr gemächlich davon.
     
    «Die Zielperson ist wieder aufs Rad gestiegen und fährt Richtung Studentenwohnheim», sagte Navideh Petersen in das kleine Mikrophon an der Innenseite ihrer Bluse. Sie ertappte sich dabei, dass sie unnötigerweise flüsterte.
    «Okay. Wir übernehmen ihn wieder», hörte sie die beruhigende Stimme von Thorsten Marx, dem Leiter des Mobilen Einsatzdienstes.
    Richard Mohle war schneller gekommen als erwartet.
    Petersen schaltete erneut das Funkgerät an und gab für die beiden SEK -Beamten, die ihren Standort im gegenüberliegenden Haus von Rüttgers alten Nachbarn bezogen hatten, Entwarnung. Dann informierte sie Tewes, Rüttger und Steenhoff.
    Tewes Stimme klang erfreut.
    «Sehr gut! Der Fisch hat also schon angebissen. Rüttger wird um 18  Uhr Feierabend machen und wie immer mit dem Bus nach Hause fahren. Unsere Leute sind alle auf dem Posten. Vielleicht kommt er schon heute Nacht.»
    Petersen schluckte.
    Genau darauf hatten sie gehofft. Die Fallanalytiker hatten gemeinsam mit Rüttger alle Pressemitteilungen und Veröffentlichungen akribisch ausgewertet. Dabei waren sie zu dem Ergebnis gekommen, dass Frank Steenhoff Mohles Hass nur durch seine Äußerungen über Maike Ahlers’ Privatleben auf sich gezogen haben konnte. Es gab keine andere Erklärung dafür, dass Mohle einen derartigen Vernichtungsdrang gegenüber Steenhoff entwickelt hatte. Gerade die in den Medien leicht verfälscht wiedergegebenen Äußerungen über mögliche andere Männerbeziehungen mussten Mohle bis aufs äußerste gereizt haben. Eine Psychologin kam zu einem ähnlichen Fazit: «Ein Stalker, der unter Liebeswahn leidet, betrachtet seine Beziehung zum Opfer als einzigartig, selbst dann, wenn es ihn permanent und schroff zurückweist. Wer immer diese angeblich einzigartige Beziehung öffentlich in Frage stellt, wird vom Täter als Bedrohung empfunden. Aus Sicht des Stalkers untergräbt er damit dessen Daseinsberechtigung.»
     
    Nach langen Diskussionen hatten sie sich entschieden, Karin Ahlers, die Mutter des Opfers, einzuweihen und sie von der Notwendigkeit der Maßnahme zu überzeugen. Die Frau hatte überraschend schnell zugesagt. Tewes musste ihr jedoch in die Hand versprechen, dass die Medien den Namen ihrer Tochter nicht nennen und die Aussagen über ihre Tochter wieder zurücknehmen würden, sobald der Täter überführt sei.
    Dann kam der kritischste Teil. Sie mussten die Medien einweihen. Nicht nur die Journalisten, mit denen sie seit Jahren eng zusammenarbeiteten, sondern alle Bremer Berichterstatter. Auch die Reporter der Boulevardblätter.
    Ein Risiko, das einige der Beamten, einschließlich Frehls, in der Diskussion vehement ablehnten.
    Schließlich hatte sich Tewes durchgesetzt. Er erinnerte an eine Kindesentführung vor vielen Jahren, bei der sie den Reportern von Anfang an reinen Wein eingeschenkt hatten. Diese hatten als Gegenleistung zusagen müssen, bis zur Befreiung des Kindes nichts zu veröffentlichen. Bereits ein Hinweis auf die Entführung würde das Leben des Kindes gefährden, hatten sie den Reportern eingeschärft. Hätten sie die Medien nicht informiert und der Fall wäre durch einen Zufall zu ihnen durchgesickert, wäre eine Veröffentlichung vermutlich nicht mehr zu verhindern gewesen.
    So spielten sie von Anfang an mit offenen Karten.
    Es war eine entsetzliche Zitterpartie gewesen. Würden alle Redaktionen dichthalten?
    Die Rechnung ging auf.
    Schwer traumatisiert, aber körperlich unversehrt, konnte das Kind einige Tage später aus den Händen seines Entführers befreit werden.
    Diesmal sollte

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