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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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einen älteren Kollegen beauftragt, in der Straße von Tür zu Tür zu gehen und alle Anwohner nach dem dubiosen Privatdetektiv zu befragen. Immerhin hatte der Mann, von dem sie annahmen, dass es Richard Mohle war, bei der Observierung von Martina Benke viele Stunden in der Straße verbracht. Irgendjemand musste ihn damals bemerkt haben.
     
    Der Beamte wähnte sich schon fast am Ziel, als er am Anfang der Straße bei einer etwa 60 -jährigen Frau klingelte, die sich tatsächlich gut an einen «Fremden» in der Straße erinnern konnte. Er habe einen Bart gehabt, vielleicht auch einen Schnurrbart, und habe ihr wieder auf die Beine geholfen, als sie mit dem Rad gestürzt sei. Bei ihrer Vernehmung stellte sich allerdings heraus, dass der Vorfall schon mehr als drei Monate zurücklag.
    Seufzend setzte der Beamte seine Befragung fort. Als er bei Hermann Ohltmann klingelte, rührte sich nichts hinter der Tür. Er versuchte es ein zweites Mal. Diesmal drückte er zwei Sekunden länger auf den Knopf.
    Die bedächtigen, schlurfenden Schritte im Flur der Wohnung verrieten dem Ermittler, dass ein älterer Mann hinter der Tür wohnte. Er hatte recht. Doch statt eines gebeugten Rentners öffnete ihm ein großer älterer Mann. Freundlich sah Hermann Ohltmann auf ihn herab. Der Rentner ging auf die 80 zu, überragte den Besucher aber um fast einen Kopf. Mit ihm hatte der Beamte das große Los gezogen. Zwar war Hermann Ohltmann nicht mehr gut zu Fuß und hörte schwer, aber dafür sah er noch ausgesprochen gut. Viele Stunden am Tag verbrachte er am Fenster und beobachtete die Passanten in der Straße.
    An dem Wochenende, an dem Martina Benke niedergeschlagen worden war, war er mit einer gebrochenen Schulter ins Krankenhaus eingeliefert worden. Hermann Ohltmann hatte ein Buch aus dem obersten Regal seiner Bücherwand holen wollen, als der Stuhl, auf dem er stand, plötzlich umkippte. Erst nach knapp vier Wochen kehrte er wieder nach Hause zurück. Von dem Drama mit der hübschen Nachbarin hatte er nur aus Erzählungen erfahren. Aber an das Wochenende konnte er sich noch gut erinnern. «Um die Lehrerin bemühten sich ja gleich mehrere Herren. Wenn ich jünger gewesen wäre, hätte ich ihr auch meine Hilfe angeboten», sagte er mit einem süffisanten Lächeln.
    «Wer hat sich denn bemüht?»
    «Na, ihr Vermieter, der hat ja an dem Sonnabend für sie im Vorgarten geschuftet und gebuddelt wie ein Weltmeister.»
    Er musste überlegen.
    «Und dann der Herr Geldmann, der hatte ja auch ein Auge auf sie geworfen. Ständig war er auf ihrem Grundstück zugange. Na ja, und dann ein Verehrer, der ihr an dem Nachmittag Post in den Briefkasten geworfen hat.»
    Der Beamte holte ein Foto von Steenhoff aus der Tasche.
    «War das der Mann, der den Brief an dem besagten Nachmittag bei ihr eingeworfen hat?»
    «Nein, das ist doch der Frank!», protestierte der alte Mann heftig. «Den kenne ich schon, seit er ganz klein war und hier als lütter Bengel bei Else und Willi eingezogen ist.»
    Er wollte gerade in seinen Erinnerungen schwelgen, als ihm der Polizeibeamte ein zweites Bild vorlegte, das Richard Mohle zeigte. Hermann Ohltmann wiegte zweifelnd den Kopf. «Der Mann hatte einen Hut oder Ähnliches auf. Außerdem habe ich ihn nur von der Seite und nicht von vorn gesehen. Aber eines ist sicher: Ihr Verehrer war keiner aus unserer Straße.»
     
    Frehls war noch am selben Nachmittag in Steenhoffs Zimmer gekommen, um sich in aller Form bei seinem Kollegen zu entschuldigen. Steenhoff fiel ein Stein vom Herzen, als Frehls mit seinem Bericht geendet hatte.
    «Ich habe erst gedacht, ich bringe dir eine gute Flasche Wein mit, aber irgendwie erschien es mir zu billig», sagte Frehls und sah Steenhoff verlegen an.
    «Du hattest einen Job zu machen. Ich hätte auch nicht anders gehandelt», erwiderte Steenhoff. Prüfend betrachtete er Frehls. «Was mich aber interessieren würde, ist, ob du wirklich von meiner Schuld überzeugt warst?»
    Frehls zuckte die Achseln. «Wir sind Kollegen, keine Freunde, Frank. Im Gegensatz zu Navideh und Manfred konnte ich mich nur auf die Sachbeweise konzentrieren.»
    Er zögerte und sprach dann weiter. «Außerdem haben wir in unserer Arbeit genügend Menschen kennengelernt, die in Ausnahmesituationen gewalttätig wurden. Ehrlich gesagt würde ich für niemanden die Hand ins Feuer legen. Mich eingeschlossen. Wir haben alle irgendwo einen verwundbaren Punkt, wo wir zum Tier werden können.»
    Sie hatten eine Weile geschwiegen, dann

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