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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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begeistert die Olga Mountains im australischen Outback erkannte und die Bezeichnung der Aborigines für die roten Steinhaufen nannte, war sie eingestellt», sagte Wessel und musste sich ein Schmunzeln verkneifen.
    «Bei Weihnachtsfeiern saßen die beiden meist zusammen und tauschten sich über die schönsten Wandertrails der Welt aus.» Aber auch der Mediziner hatte bemerkt, dass sich seine Mitarbeiterin seit dem Sommer verändert hatte und in sich gekehrt wirkte. «Er hat das auf möglichen Liebeskummer zurückgeführt und sich keine weiteren Gedanken gemacht», ergänzte Schneider Wessels Bericht.
    Tatsächlich schien sich der Orthopäde nicht näher für seine Angestellten zu interessieren.
    «Er hatte noch nicht einmal mitbekommen, dass sich dieser Alexander Lösekann von Maike Ahlers getrennt hat und mit Silke Raue aus der Praxis angebändelt hat.»
    «Okay. Den können wir also abhaken», sagte Steenhoff und machte sich ein paar Notizen. Auch der Exfreund von Maike Ahlers hatte sich in seiner ersten Vernehmung als wenig ergiebiger Zeuge erwiesen. Rüttger vermutete, dass er entweder noch immer Schuldgefühle gegenüber seiner Exfreundin hegte oder aber Angst hatte, dass die Beamten ihn verdächtigten, und deswegen nichts mehr sagte.
    «Können wir ihn als Täter komplett ausschließen?», wollte Berger wissen. «Schließlich erzählen die einem auf der Hochschule ständig, dass Stalker in der Regel Expartner sind. Auch die meisten Tötungsdelikte sind Beziehungstaten.»
    «Wir suchen nach einem – zumindest aus der Sicht von Maike Ahlers – älteren Mann, der in Bremen arbeitet und sie offenbar anbetete», erwiderte Steenhoff. «Das alles passt nicht zu einem 30 -jährigen Dauerstudenten, der sie vor einem Jahr mit fliegenden Fahnen für eine andere Frau verlassen hat. Abgesehen davon hatten Opfer und Täter natürlich eine Beziehung zueinander. Die Frage ist nur: Welche?» Berger nickte und wirkte peinlich berührt. Steenhoff ging sofort auf ihn ein. «Trotzdem ist es gut, dass du das angesprochen hast, Tim. Jede Frage, jede Idee oder Assoziation ist hier willkommen. Wir brauchen Phantasie, Kreativität und den Mut, alle Fragen zu stellen, sonst kommen wir in solchen Fällen nicht weiter. Warum hat sich dieser Alexander Lösekann damals von Maike getrennt?», fragte Steenhoff in die Runde. Noch während er sprach, merkte er, dass die Tote ihm von Tag zu Tag vertrauter wurde und er sie inzwischen «Maike» nannte. So war es oft in aufwendigen Ermittlungen. Je nachdem wie sympathisch das Opfer einer Mordkommission war, benutzten die Ermittler irgendwann unbewusst den Vor- oder den Nachnamen. Ein Kollege, der inzwischen zum Staatsschutz gewechselt war, hatte sie nach einer Fortbildung einmal darauf aufmerksam gemacht und auf die Gefahr mangelnder Distanz zum Opfer hingewiesen. Steenhoff war jedoch überzeugt, dass die Ermittlungen nicht dadurch professioneller wurden, dass die Beamten nur den vollen Namen des Opfers benutzten.
    «Er fand Silke Raue einfach hübscher», unterbrach Rüttger Steenhoffs Gedanken.
    «Wie? Nur deswegen?»
    «Ja», antwortete Rüttger schlicht. «Alexander Lösekann scheint kein Mensch mit viel Tiefgang zu sein. Er fand nichts dabei, dass er nach der Trennung von Maike fortan Silke Raue abends von der Praxis abholte. Er hat die Frauen einfach ausgetauscht.»
    Rüttger seufzte. «Nach Lösekanns Einschätzung soll Maike die Trennung gut aufgenommen haben.»
    Er schaute in seinen Notizblock. Dann fand er die gesuchte Stelle. «Die hat ganz cool reagiert», zitierte Rüttger den Exfreund. «Allerdings hat Maike Ahlers am nächsten Tag Silke Raue vor den anderen Kolleginnen ein Paket mit ein paar Habseligkeiten von Alexander Lösekann in die Hand gedrückt und dazu angemerkt, da wäre noch ein Slip von Alexander drin. Den könne sie ja nun waschen.»
    «Von wegen, ganz cool aufgenommen», murmelte Petersen.
    «Hat irgendeiner der Zeugen einen Verehrer oder Verfolger erwähnt oder ihn überhaupt bemerkt?», wollte Steenhoff wissen.
    Seine Kollegen verneinten. Entweder hatte die reisefreudige und unternehmungslustige junge Frau in den vergangenen Monaten eine komplette Wesensveränderung durchgemacht und sich stark isoliert, oder Steenhoff und seine Kollegen hatten ihre echten Freundinnen einfach noch nicht ausfindig gemacht. ‹Die Antwort darauf haben wir spätestens in ein paar Tagen›, dachte Steenhoff. Der grausame Mord an der jungen Arzthelferin bestimmte bereits die Schlagzeilen

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