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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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geklungen, als habe er ihr doch noch etwas Spannendes geliefert. Wahrscheinlich würde er am nächsten Tag irgendeine Interpretation ihres Gesprächs in der Zeitung lesen. Er wählte noch einmal ihre Nummer, aber es war besetzt. Auch nach einem zweiten Versuch bekam er die Reporterin nicht ans Telefon.
    Verärgert wandte er sich wieder seinem Computer zu. Er musste noch die Vernehmung von Detlef Wendler für die Ermittlungsakte aufarbeiten. Detlef Wendler lebte seit knapp zwei Jahren Tür an Tür mit Maike Ahlers. Tatsächlich waren sich der Musiktherapeut und die Arzthelferin in der Zeit kaum begegnet. Dafür konnte er sich an die letzte Hausversammlung im September erinnern. Sie hatte bei ihm im Wohnzimmer stattgefunden. Maike Ahlers wirkte unruhig und nervös und drängte darauf, die Außentür auch tagsüber immer abzuschließen. Der Student aus dem Erdgeschoss hatte das für albern gehalten. Außerdem fand er es lästig, bei jedem Klingeln zur Tür gehen zu müssen und nicht den Summer benutzen zu können.
    «Frau Ahlers ist daraufhin ganz heftig geworden und hat ihm vorgehalten, dass er ja schließlich höchstens vier Meter weit gehen müsse», erinnerte sich der Mann.
    Steenhoff fragte den Zeugen daraufhin, ob es ihn nicht auch gestört habe, da er ja schließlich bei Besuch immer aus dem ersten Stock zur Haustür laufen müsse.
    Doch Detlef Wendler hatte nur mit den Achseln gezuckt.
    «Es schien Frau Ahlers so wichtig. Da wollte ich keinen Streit.» Trotz seines ausdrücklichen Protestes an jenem Abend hatte auch der Student in den nachfolgenden Wochen die Haustür stets hinter sich abgeschlossen.
    Sosehr Steenhoff auch nachfragte, an weitere auffällige Begegnungen mit Fremden im Flur oder vor dem Haus konnte sich der Mann nicht erinnern.
     
    Als Steenhoff am Abend nach Hause kam, erwartete ihn Ira schon. «Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?»
    Steenhoff entschied sich für die gute.
    Marie hatte eine lange, ausführliche Mail aus Neuseeland geschrieben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten an ihrer neuen Schule hatte sie jetzt zwei Freundinnen gefunden, mit denen sie viel Zeit verbrachte. Von Woche zu Woche wurde ihr Englisch besser, sodass sie dem Unterricht gut folgen konnte. Der Rest der Mail war eine einzige Liebeserklärung an ihre «supernette» Gastfamilie, die tollen Strände und die ursprüngliche Wildnis. Sie war schon dreimal auf Partys eingeladen. Der absolute Clou waren aber die Pferde, die ihre Gastfamilie auf einer großen Weide am Haus hielten. Ein einziger Satz ließ Steenhoff stutzig werden. «Hier reiten die Jungs genauso gerne wie die Mädchen», las er laut vor.
    «Was meint sie damit?», wandte er sich an Ira, die hinter ihm am Schreibtisch stand.
    «Dass Jungs in Neuseeland auch sehr gerne reiten», antwortete Ira.
    Steenhoff schüttelte unwillig den Kopf. «Nein, ich meine, was steht dahinter? Hat sie einen Freund oder so was?»
    «Oder so was?» Ira sah ihn amüsiert an und strich ihm durch die Haare. «Gut möglich, dass sie ‹so was› hat.» Steenhoff sah sie fragend an.
    Doch Ira hob die Hände und machte ein unschuldiges Gesicht. «Ich weiß von nichts.»
    Als sie sah, wie unruhig ihr Mann wurde, gab sie sich einen Ruck. «Lies dir noch mal ihre Schilderungen von der letzten Party am Strand durch und dass ein Matthew ihr gezeigt hat, wie man schnorchelt. An dem Abend schreibt Marie von einem phantastischen Meeresleuchten. Und die beiden sind mitten hindurchgeschwommen.»
    Ira scrollte die Mail, die Steenhoff auf dem Bildschirm aufgerufen hatte, herunter und las die Passage laut vor. «Liebe Mama, lieber Papa, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie toll das Wasser ausgesehen hat! Bei jeder Berührung leuchtete es grün. Matthew hat mir erklärt, dass das bestimmte Mikroorganismen im Wasser sind.»
    «Also Matthew», seufzte Steenhoff.
    Ira lächelte ihn an. «Marie ist 16 . In dem Alter hattest du schon deine zweite Freundin, wenn ich mich richtig erinnere.»
    Steenhoff runzelte die Stirn. «Woher willst du das wissen?»
    «Auch ein Kommissar hat seine schwachen Momente und gesteht das eine oder andere.»
    Ira sah ihn triumphierend an. Doch Steenhoff ging gar nicht darauf ein und fragte stattdessen: «Und die schlechte Nachricht?»
    «Du lenkst ab, Frank. Und das sogar noch ziemlich schlecht. Aber ich sage es dir trotzdem: Es gibt Ärger mit Elses Mieterin.»
     
    Steenhoffs Tante war nach dem Tod ihres Mannes aus ihrer

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