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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Degert um Interviews. Die anderen Journalisten packten ihre Sachen und nahmen sich im Hinausgehen ein Foto des Opfers mit.
    Nach anderthalb Stunden hatten es Steenhoff und seine Kollegen geschafft. «An die Mikros, die sie einem fast in den Mund stecken, werde ich mich nie gewöhnen», stöhnte Steenhoff, als er mit Rüttger zur Kantine ging, um sich etwas zu essen zu holen. Rüttger nickte.
    «Glaubst du, dass sich Maike Ahlers bei der Selbsthilfegruppe gemeldet hat?»
    Steenhoff schüttelte den Kopf. «Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass sie sich von Monat zu Monat immer stärker von der Außenwelt zurückgezogen hat. Wer zu einer solchen Gruppe geht, lehnt sich auf, kämpft und will sich Unterstützung holen. Ich glaube, unser Opfer hat sich nur noch versteckt und verkrochen.»
    Er holte für beide einen Kaffee und ein Stück Apfeltorte und setzte sich mit Rüttger ans Fenster. «Aber ich ärgere mich, dass wir diesen Punkt noch nicht abgeklärt hatten.»
    Rüttger stimmte ihm zu und versprach, sich gleich darum zu kümmern. Doch Steenhoff widersprach. «Du hast genug damit zu tun, die alten Fälle abzugleichen. Ich übernehme das.»
    Dann erzählte er Rüttger von seiner Tante, die vor einigen Tagen gestorben war. Rüttger, der wusste, dass Steenhoff als Kind bei seiner Tante aufgewachsen war, sprach ihm sein aufrichtiges Beileid aus. Er erfuhr beim zweiten Kaffee, dass Steenhoff nicht nur eine Doppelhaushälfte in Hastedt, sondern auch einen jahrzehntelangen erbitterten Streit mit den Nachbarn geerbt hatte. Jüngster Höhepunkt sei ein Konflikt mit der Mieterin seiner Tante, die offenbar den Vorgarten in eine Dauerbaustelle verwandelt hatte. Steenhoff erwähnte, dass er noch am Abend nach Hastedt müsse, um den Streit zu schlichten. Sie verabredeten sich für eine Besprechung am nächsten Vormittag und gingen in ihre Büros.
     
    Steenhoff fand die Nummer der Selbsthilfegruppe in der Zeitung unter der Rubrik «Tipps und Termine». Unter der angegebenen Handynummer erfuhr Steenhoff, dass die Leiterin immer nur dienstags zwischen 16 und 19  Uhr erreichbar war. So lange wollte er aber nicht warten. Er rief seine Kollegen vom Landeskriminalamt an, die sich seit mehreren Jahren mit dem Thema Stalking beschäftigten.
    Bei der dritten Nummer, die er wählte, nahm jemand ab. Er erfuhr von seinem Kollegen, dass die Leiterin bei einer großen Spedition angestellt war und die Arbeit mit den Opfern ehrenamtlich leistete.
     
    Petra Melchers sagte sofort zu, als Steenhoff sie um ein Gespräch in einem Stalkingfall bat. Sie wollten sich am frühen Nachmittag vor dem Haupteingang der Firma, in der sie arbeitete, treffen.
    Dann schaltete Steenhoff die Nachrichten des lokalen Radiosenders ein. Die Moderatorin hatte eine warme, etwas dunkle Stimme. Er versuchte sich die Frau zu der Stimme vorzustellen. In seiner Phantasie hatte sie einen dunklen Teint, dunkle Haare und blaue, sehr lebendige Augen. Er war sich absolut sicher, dass die Sprecherin noch nie auf einer Pressekonferenz gewesen war. Er hätte sie sofort an ihrem Sprechrhythmus erkannt. Sein Bild geriet allerdings ins Wanken, als die Moderatorin die Pressekonferenz der Mordkommission erwähnte und von Rätseln im Privatleben des Mordopfers sprach.
    Was für Rätsel? Alarmiert drehte Steenhoff das alte Radio lauter. Der Reporter fasste die wichtigsten Fakten des Falles richtig zusammen. Er gab auch alle Fragen der Kripo weiter, hob aber mit ein paar Sätzen auf das zurückgezogene Leben des Opfers ab, das für die Ermittler noch einige Rätsel aufgab. So sei nicht endgültig klar, ob sie vor ihrem gewaltsamen Tod tatsächlich alleinstehend gewesen sei. «Wir sind natürlich für alle Hinweise zu Maike Ahlers dankbar», hörte er plötzlich seine eigene Stimme sagen. Dann wurde er noch einmal namentlich zitiert, und schon leitete die samtene Radiostimme zum nächsten Thema über.
    Steenhoff fluchte laut. Wie konnte er nur so missverstanden werden? Er begriff nicht, warum manche Medienvertreter so an dem Thema «heimlicher Partner» festhielten. Vermutlich suchten sie bewusst oder unbewusst immer nach etwas Mysteriösem, Geheimnisvollem, um ihre Meldungen aufzuwerten. Er rief in der Pressestelle des Präsidiums an und bat Lars Diepenau, diesen Punkt in der nächsten Pressemitteilung erneut klarzustellen, und bereitete sich dann auf das Gespräch mit Petra Melchers vor.
     
    Am frühen Nachmittag stand Steenhoff pünktlich vor der Tür der Spedition. Eine Minute später

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