Brandfährte (German Edition)
Tisch mit zwei Klappstühlen in die rechte, noch sonnenbeschienene Ecke des Grundstücks gestellt hatte. Auf dem Tisch standen zwei Sektgläser und eine Flasche Champagner.
Eigentlich wollte Steenhoff nur noch nach Hause. Je länger sich die Arbeiten hinzogen, desto mehr ärgerte er sich über sich selbst. Warum hatte er nicht von Martina Benke verlangt, dass sie sich einen Gärtner für die Arbeiten nahm? Schließlich war sie als Mieterin in ein Haus gezogen, in dem der Vorgarten schlicht, aber ordentlich angelegt worden war. Stattdessen hatte er seine wenige freie Zeit mal wieder dafür geopfert, die Probleme anderer Leute zu lösen.
Verschwitzt griff er sich eines der Gläser, als Martina Benke ihn plötzlich umarmte und ihm einen Kuss gab. «Danke für Ihre Hilfe», sagte sie und hielt ihn weiter umarmt. Ohne nachzudenken, legte Steenhoff für einen Moment seinen linken Arm um ihre Hüfte. Keiner der beiden bemerkte den BMW , der in einigem Abstand unter einem Baum geparkt war.
Auf der Fahrerseite ging für einen Moment die getönte Scheibe hinunter, und ein Teleobjektiv richtete sich auf Steenhoff und Martina Benke.
Steenhoff fühlte durch den Stoff, dass Martina Benkes Körper schlank und muskulös war. Die alleinstehende Lehrerin war zweifelsohne eine attraktive Frau. Doch es war Steenhoff, der die Umarmung löste, indem er sich umdrehte und scheinbar interessiert den Vorgarten anschaute. «Es war eine Menge Arbeit. Aber er sieht jetzt deutlich besser aus.»
Eine lapidare Bemerkung, die ihr Ziel, die intime Atmosphäre zu beenden, nicht verfehlte. Seine Menschenkenntnis sagte ihm, dass die Frau neben ihm nicht nur sehr bestimmend war und ihre Interessen stets im Blick behielt, sondern auch meisterlich andere Menschen für sich einspannen konnte.
Tatsächlich sah Martina Benke in ihrem neuen Vermieter einen willigen Helfer. Zufrieden musterte sie den kleinen Vorgarten. «So wie Sie hier geackert haben, möchte man Sie ja am liebsten auch für die Innenarbeiten gewinnen», sagte sie schmeichelnd und lächelte ihn an.
Steenhoff verschlug es die Sprache. Noch während er überlegte, ob sich die Frau womöglich einen Spaß mit ihm erlaubte, setzte Martina Benke noch einmal nach.
«Ich würde mich auch erkenntlich zeigen und Sie und Ihre Frau zu meiner berühmten Paella einladen, wenn alles fertig ist.»
«Das dürfen Sie auch so gerne tun», erwiderte Steenhoff knapp. «Als Polizeibeamter bin ich für die äußere Ordnung zuständig. Für das Innenleben interessieren sich andere Experten.»
Martina Benke schaute ihn verblüfft an.
Steenhoff prostete ihr zu und leerte sein Glas mit einem Schluck. Dann sammelte er seine Gartengeräte ein.
«Danke für die flüssige Verpflegung», rief er Martina Benke zu, während er zu seinem Auto ging. Am Gartentor hob er zum Abschied die Hand, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Dem BMW , der 20 Meter hinter seinem Wagen parkte und in die Wohnstraße mit ihren schlichten Häusern nicht recht hineinpasste, schenkte er keinen Blick.
Wenige Minuten nachdem Steenhoff gefahren war, stieg ein schlanker, geschmackvoll angezogener Mann aus dem Wagen und ging in Richtung Doppelhaus.
19
Petersen schaute kritisch in den Spiegel. Es war Monate her, dass sie sich zuletzt geschminkt hatte. Aber auch der dunkle Kajalstift, der ihren Augen nach Ansicht ihres Exmannes «eine geheimnisvolle Tiefe» gab, und das Make-up konnten nur notdürftig ihre geröteten Lidränder und das geschwollene Gesicht überdecken. Sie entschied sich, noch etwas Lippenstift aufzulegen und eine leuchtend blaue Bluse anzuziehen.
Navideh Petersen wusste, wie man die Blicke der Männer lenken konnte. Keiner ihrer Kollegen würde merken, wie sie die vergangene Nacht zugebracht hatte.
Sie schaute kurz aus dem Fenster und entschied sich, angesichts der dunklen Wolken ausnahmsweise mit dem Bus ins Polizeipräsidium zu fahren. Eine halbe Stunde später öffnete sie die Tür zu ihrem Büro.
Steenhoff saß schon an seinem Computer und hob zur Begrüßung nur kurz den Kopf.
«Morgen, Navideh.»
Doch statt wie üblich nach ein paar Floskeln über das Wochenende konzentriert weiterzuarbeiten, stutzte ihr Kollege und betrachtete sie überrascht.
«Wie siehst du denn aus?»
«Wie du siehst, habe ich mich geschminkt. Ich habe heute Abend noch eine private Verabredung.»
Petersen warf ihre Lederjacke über einen alten Holzstuhl, der an der Wand stand, und ging auf ihren Schreibtisch zu. Sie spürte, wie Steenhoff
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