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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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übrigens Ben. Keine Angst, der tut nichts. Der ist völlig verspielt», sagte Ira Steenhoff und kraulte den Hund zärtlich. «Ich lasse ihn gerade in der Hundeschule zum Wachhund ausbilden.» Sie lachte laut auf, als hätte sie einen guten Witz erzählt. «Aber ich fürchte, im Ernstfall wird er begeistert auf jeden Einbrecher zustürmen, weil er in Menschen vor allem potenzielle Spielkameraden sieht.»
    Der Hund stand ganz still und schaute ihn an. Dann kam ein leises Knurren aus seiner Kehle.
    Überrascht riss die Frau an dem Halsband des Tieres. «Ben, was ist denn mit dir auf einmal los? Knurrst hier einfach unseren Besucher an.» Sie wirkte verlegen. «Tut mir leid. So kenne ich ihn sonst gar nicht.»
    Die Frau befahl dem Golden Retriever, Platz zu machen, was er nur widerwillig befolgte.
    Inzwischen hatte er sich wieder unter Kontrolle. «Lassen Sie es gut sein, Frau Steenhoff. Ihr Hund spürt irgendwie meine Angst. Ich hatte als Kind einmal eine sehr unangenehme Begegnung mit einem Hund. So eine verkrampfte Haltung wirkt oft irritierend auf ein Tier. Das kenne ich schon.»
    Ira Steenhoff sah ihn betroffen an. «Wenn ich meine Kurse gebe, ist Ben immer nebenan im Wohnbereich. Da müssen Sie nichts befürchten. Das verspreche ich Ihnen.»
    Er nickte dankbar. Dann fragte er nach einem Anmeldeformular. Sie bat ihn, die Treppe mit hinunterzukommen, und ging in ihr Büro, das neben dem Wohnzimmer lag. Dort musste sie eine Weile in einem Papierstapel kramen, was dadurch erschwert wurde, dass sie den Hund noch immer mit einer Hand am Halsband festhielt. Ihm schien es, als würde der Golden Retriever ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Dennoch griff er sich mit einer raschen Bewegung das oberste Blatt von einem Notizblock und steckte es in seine Jacke. Dann nutzte er die Zeit, um sich umzuschauen. Auf einer Anrichte im Wohnzimmer standen mehrere Bilder. Immer wieder war ein junges Mädchen abgebildet, das abwechselnd Frank Steenhoff, seine Frau oder den Hund umarmte. Auf einem Bild, auf dem sie deutlich älter wirkte, war sie vor einer exotischen Kulisse abgebildet.
     
    «Das ist unsere Tochter Marie. Sie ist für ein Jahr in Neuseeland», erklärte ihm Ira Steenhoff und riss ihn damit aus seinen Betrachtungen. Es schien sie nicht zu stören, dass er sich ihre Familie so interessiert anschaute. Er hatte es plötzlich eilig. Überschwänglich verabschiedete er sich und saß wenig später in seinem Wagen. Als er am Straßenrand einen Parkplatz entdeckte, lenkte er das Auto von der Fahrbahn und hielt. Wütend schlug er auf das Lenkrad. Was für ein Narr er war! Fast hätte er alle Sicherheitsvorkehrungen außer Acht gelassen, nur weil die Gelegenheit günstig schien. Ein Jäger durfte nicht einfach zuschlagen. Er musste ruhig bleiben. Kühl abwägen.
    Eine Viertelstunde später hatte er sich gefasst und fuhr nach Bremen zurück. Am Nachmittag gab er den Wagen bei der Leihfirma am Flughafen ab.
     
    Die nächsten Tage verbrachte er wie in Trance. An seiner Arbeitsstelle schob er einen Trauerfall in der engeren Familie vor. Zwei Kollegen kondolierten förmlich, aber keiner erkundigte sich näher. Die anderen ließen ihn einfach in Ruhe. Am Wochenende stand er schon am frühen Morgen in der Nähe von Steenhoffs Haus und wartete.
    Seine Geduld wurde belohnt. FS fuhr mit seinem Wagen vom Hof und ließ seine Frau allein in dem großen Haus zurück. Diesmal zögerte er keine Sekunde. In weitem Abstand folgte er dem Auto. Er kannte erst einen kleinen Ausschnitt der Lebensgewohnheiten von FS . Zu wenig, um zu wissen, wie er ihn am tiefsten verletzen oder ihn gar für immer ausschalten könnte.
    An einer Kreuzung in Bremen hätte er den Wagen einmal fast aus den Augen verloren. Aus Angst, der Mann könnte ihn bemerken, war er fast 50  Meter hinter ihm geblieben. Die Ampel schaltete auf Gelb, als Steenhoff noch einmal Gas gab und über die Kreuzung fuhr.
    Fluchend blieb er hinter dem Auto einer älteren Frau stehen, die ihr Fahrzeug vor der Ampel abgebremst hatte. Doch er hatte Glück. Auch Steenhoff war durch einen Müllwagen, der eine Fahrbahn der zweispurigen Hauptstraße blockierte, nicht viel weitergekommen. Er sah, wie der weiße Kombi ausscherte und an dem Müllwagen vorbeizog. Schließlich machte der Polizeibeamte in einer kleinen Wohnstraße in Hastedt halt.
    Er setzte zurück, fand einen Parkplatz in einer Nebenstraße und stieg aus. Als er zu Fuß um die Ecke der Straße bog, sah er, wie Steenhoff an der Tür eines

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