Brandfährte (German Edition)
hatte. Ihr Mann war über die Tat so schockiert, dass er am Sonntag kaum vernehmungsfähig war.»
Ungläubig wechselten Rüttger und Petersen einen Blick.
Petersen fasste sich als Erste wieder. «Was stand in dem Brief? Hat dir Frehls das vorgehalten?» Steenhoff musste nicht lange überlegen.
«Da stand: ‹Du Schlampe. Erst lässt du mich für dich arbeiten, dann machst du mich heiß und willst mich mit einem Sekt abspeisen. Ich will mehr, und ich weiß, dass du auch mehr willst. FS ›.»
«Scheiße.» Rüttger ballte die Faust. «Da will dich jemand fertigmachen. Das ist doch offensichtlich. Aber wieso? Hast du mit irgendjemandem Ärger?»
Steenhoff zuckte mit den Schultern. «Nenne mir einen Polizeibeamten, den nicht ein Dutzend Leute abgrundtief hassen.»
«Frank, denk nach! Wir müssen da ruhig und analytisch rangehen.»
«Natürlich habe ich Leute, die mich nicht mögen oder die mich am liebsten nur aus weiter Ferne sehen. Aber ich kenne niemanden, der bereit wäre, einer wildfremden Frau den Schädel einzuschlagen, nur um mir eins auszuwischen.» Er atmete heftig. «Das ist doch krank!»
Mühsam versuchte er, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. «Im Übrigen ist das jetzt Frehls’ Fall, nicht unserer.»
Rüttger ging gar nicht auf die Bemerkung ein. «Frank, erzähl, was du von dem Angriff auf Martina Benke weißt. Was hat dir Frehls gesagt?»
Steenhoff hob hilflos die Arme. Doch dann nahm er sich zusammen und versuchte, sich so detailliert wie möglich zu erinnern.
Martina Benke war am Sonntagnachmittag von ihrem Nachbarn Horst Geldmann im Flur ihres Hauses in einer Blutlache entdeckt worden. Der alarmierte Notarzt hatte ein schweres Schädeltrauma durch stumpfe Gewalteinwirkung festgestellt.
«Was wollte Geldmann denn bei ihr?», unterbrach Petersen Steenhoff.
«Angeblich machte er sich Sorgen, weil die Sonntagszeitung noch immer in der Zeitungsrolle am Zaun steckte. Das sei zuvor noch nie vorgekommen. Martina Benke soll sich sonntags ihre Zeitung immer gegen 8 Uhr 30 aus der Rolle am Zaun geholt haben. Deshalb hat er durch ihren Briefschlitz in der Eingangstür geschaut.»
«Der kennt ihre Gewohnheiten aber genau», wunderte sich Petersen.
«Man wohnt in Hastedt sehr eng zusammen», erklärte Steenhoff.
«Was ist mit der Tatwaffe und dem mutmaßlichen Tatzeitpunkt?», erkundigte sich Rüttger.
«Die Waffe haben sie noch nicht gefunden», antwortete Steenhoff. «Jedenfalls schließe ich das aus Frehls’ Fragen. Der Rechtsmediziner geht davon aus, dass Martina Benke in der Nacht zu Sonntag überfallen wurde. Das Opfer soll beim Auffinden ein Nachthemd getragen haben. Außerdem war ein Teil des Blutes schon am Boden getrocknet.»
«Ein Sexualdelikt?», hakte Petersen nach.
«Sie haben nichts darüber gesagt», erwiderte Steenhoff. «Aber es war kein Raubüberfall. Das hat Tetzlaff zum Ärger von Frehls bei der Vernehmung fallenlassen. Die Schränke und Schubladen von Martina Benke seien nicht durchwühlt gewesen und auf dem Tisch in der Küche habe noch ihr Portemonnaie mit 70 Euro gelegen.»
Er stockte. «Aber sie müssen etwas Merkwürdiges bei der Leiche, ich meine bei der Schwerverletzten, gefunden haben.»
«Was?», fragten Petersen und Rüttger gleichzeitig.
Steenhoff seufzte. «Ich weiß es nicht. Frehls hat während der Vernehmung höllisch aufgepasst, dass Tetzlaff mir das nicht auch noch aus Versehen verrät.»
«Das kriege ich raus», knurrte Rüttger entschlossen.
«Hast du eigentlich schon mit Ira gesprochen?», erkundigte sich Petersen vorsichtig.
Steenhoff schüttelte den Kopf. Sie beschlossen, dass er zunächst seine Frau über die Vorfälle informieren sollte und sie anschließend zu dritt weiter überlegen würden, was zu tun sei.
Petersen und Rüttger verließen schweigend den Raum, während Steenhoff Iras Nummer wählte. Im Flur wurden sie sofort von Kollegen angesprochen, die von der ungewöhnlichen Unterbrechung der Besprechung gehört hatten. Aber Rüttger schüttelte nur den Kopf.
«Irgend so ein Schwein versucht Frank was anzuhängen. Er ist heute Morgen vernommen worden. Alles Weitere müsst ihr ihn selbst fragen. Aber lasst ihn jetzt erst mal in Ruhe mit seiner Frau telefonieren.»
Es dauerte nicht lange, und die Tür ging wieder auf. Steenhoffs Gesicht war aschfahl.
«Und? Was sagt Ira zu dem ganzen Mist?», fragte Rüttger.
«Sie wusste es schon. Frehls und ein Kollege sind gerade bei ihr. Sie konnte nicht viel reden. Ich
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