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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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erst richtig schlimm kommen, bevor sich die Dinge ändern. Vertrau mir, ich weiß es.«
    »Du redest von deinem Vater.«
    Eddie nickte betrübt. Das entsprach so wenig dem meist heiteren Eddie, dass Callie ihn in den Arm nehmen wollte, so wie sie Lou in den Arm genommen hatte, aber ehe sie das tun konnte, ging er davon in die Nacht.
    Callie seufzte noch einmal, jetzt allerdings tiefer. Sie ging in ihr Büro und zog ihre eigenen Probleme hervor, soll heißen ihre privaten Kontoauszüge. Sie breitete die Blätter für den Darlehensantrag aus, an dem sie gearbeitet hatte, und betrachtete die Zahlen, die zeigten, wie viel Geld sie besaß. Gar nicht schlecht für eine alleinstehende Frau. Doch für eine alleinstehende Frau, die eine Gästeranch kaufen wollte, konnte die Lage nicht weniger vielversprechend sein.

    Aufseufzend wechselte sie zu den Büchern von Blue Flame, um die Buchführung auf den neuesten Stand zu bringen. Eine langweilige Arbeit, aber sie war ihr willkommen, denn sie lenkte sie von ihren anderen Gedanken ab.
    Eine halbe Stunde später runzelte Callie die Stirn, als sie in die Kasse mit dem Kleingeld blickte. Irgendetwas stimmte da nicht. Richtig, zweihundertfünfzig Dollar fehlten. »Verflucht noch mal!« Sie zählte noch einmal, und der Betrag fehlte immer noch. Ein wenig überwältigt von dem, was das bedeutete, setzte sie sich zurück, mit einem furchtbaren Gefühl im Bauch. Irgendjemand hatte zweihundertundfünfzig Dollar Bargeld gestohlen, vermutlich jemand, den sie gut kannte und dem sie zutiefst zugetan war.
    Es war zwei Uhr morgens, als sie schließlich zu Bett ging. Aber obwohl sie immer wieder aufwachte und nachdachte, fiel ihr keine Antwort ein. Es waren keine Feriengäste auf der Ranch gewesen, jedenfalls nicht ununterbrochen. Die benachbarten Ranches lagen nicht sehr nahe, und die Leute von dort kamen auch nicht so einfach in ihr Büro. Gewiss, Shep war kein besonders guter Wachhund, aber er besaß zumindest einen gewissen Wachhundinstinkt.
    Wer also? Nicht die ruhige, grüblerische Amy. Nicht der liebe Eddie. Nicht Stone – trotz seines Alkoholproblems. Nicht Marge oder Lou, der viel zu viel mit seinem Chef und dessen Anschuldigungen beschäftigt war. Nicht Tucker, der die Ranch als sein Zuhause betrachtete. Er hatte zwar eine wilde Jugend hinter sich, aber sie würde ihm trotzdem ihr Leben anvertrauen. Und ganz bestimmt nicht Michael, der zugegebenermaßen oft auf der Ranch gewesen war, zum Teil weil er es toll fand, hier draußen bei seinen Freunden zu sein, hauptsächlich aber, weil er das
Pech hatte, sie, Callie, allzu sehr zu mögen. Was beides kein Verbrechen war.
    Mein Gott. Sie war so fix und fertig, dass ihr die Augen schmerzten. Sie brauchte Schlaf, um klar denken zu können. In einigen Stunden, dachte sie müde, als sie sich umdrehte und aufs Kopfkissen schlug. In einigen Stunden würde sie klarer sehen.
     
    Wieder einmal wachte Jake auf, weil Tuckers Fuß ihn am Hinterkopf traf.
    »Entschuldige«, sagte Tucker und warf einen Blick zurück auf seinem Weg ins Badezimmer. »Tut mir leid.«
    »Du bist so voller Scheiße, dass deine Augen schon ganz braun sind.«
    Tucker hielt kurz inne, dann musste er lachen. Er schloss die Tür zum Bad, während der Klang seines Lachens die frühmorgendliche Luft erfüllte.
    Jake wälzte sich auf den Rücken und betrachtete die Tür. Er war verblüfft. Es war das erste Mal, seit er hier eingetroffen war, dass sein Bruder die Tür zum Bad nicht so heftig zugeknallt hatte, dass die Wände wackelten.
    Das musste ein gutes Zeichen sein, oder? Und daraufhin musste Jake lachen. Er hatte viel gelacht in den alten Zeiten, wenn er Tuck gekitzelt, ihn Huckepack getragen hatte oder mit ihm Eis essen gegangen war – mit dem Geld, das sie aus der Geldbörse der Mutter entwendet hatten.
    Ob Tucker sich auch an diese Zeiten erinnerte? Jake hatte sich nicht erinnert, bis er hierher gekommen war und gesehen hatte, dass die Menschen hier wie eine Familie waren. Und zwar auf eine Weise, wie er selbst es nur mit Tucker erlebt hatte.
    Bei diesen Gedanken schlief Jake wieder ein. Er träumte vom Anruf seiner Mutter am Vorabend, als sie den Nerv
hatte, ihn zu warnen, Tucker nicht in die Gosse zu zerren. Als wäre er für Tuckers Probleme verantwortlich gewesen. Er träumte davon, vor Moe und Goose wegzulaufen, die ihn beide aus der Dunkelheit anglotzten, während sich ihre Gesichter in das seines Vaters verwandelten. Dann wieder hielt er Callie in den Armen, versank

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