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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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er ihr Ruheplätzchen reinigen konnte, aber Tiger ließ das nicht zu. Da Shep sich auf Tigers Seite schlug, arbeitete Eddie um sie alle herum, wobei er um die beschützende, besitzergreifende Hundemutter einen großen Bogen machte. Erst als er die Situation akzeptiert hatte, kam Tiger näher. Mit dem Schwanz wedelnd und mit dem Hintern wackelnd, stupste sie ihn mit der Nase an, um ein wenig von der Aufmerksamkeit zu bekommen, die er ihr jeden Tag geschenkt hatte. »Der Name passt haargenau zu ihr«, sagte er zu Callie.
    Stone strich gemeinsam mit Jake den Pferdestall und redete dabei nonstop in der für ihn typischen fröhlichen Art. Tucker arbeitete mit den Pferden, er war wieder ruhig und nachdenklich, weshalb Callie annahm, dass er und Jake das »Wir malen Callie an«-Erlebnis längst vergessen hatten.
    Alles in allem herrschte jedoch Ruhe auf der Ranch. Zumindest bis zum späten Nachmittag, als Marge es tatsächlich fertigbrachte, beim Flicken der Vorhänge des Haupthauses mit einem Finger in die Nadel der Nähmaschine zu geraten. Mit verletzten Tieren konnte Callie gut umgehen, doch beim Anblick von Marges Finger und dem herausquellenden Blut wäre sie fast ohnmächtig geworden. Amy war auch keine große Hilfe. Sie stand einfach da, schlug die Hand vor den Mund und schaute mit weit aufgerissenen Augen zu.
    Fast wären sie alle in Panik verfallen, da beugte Marge sich aus dem Fenster der Waschküche und rief: »Wir haben hier ein Problem!«
    Nur zwei Sekunden später war Jake da, die andern dichtauf. Er drückte Marge auf einen Stuhl, hob ihren Arm, übte Druck auf die Wunde aus und erteilte währenddessen Anweisungen. »Amy, holen Sie ein paar Handtücher. Eddie,
sag Lou, er soll den Pick-up vorfahren. Stone, der Boden hier …«
    »Bin schon dabei«, sagte Stone und fing an, sauber zu machen.
    Callie saß nur da und hielt Marges andere Hand, während Jake die Wunde mit den Utensilien aus dem Erste-Hilfe-Kasten verband, den Tucker aus der Küche geholt hatte. Callie achtete darauf, nicht die Wunde anzusehen, und bewunderte zugleich, wie abgeklärt und gelassen Jake unter Druck handelte.
    Lou fuhr Marge in die Stadt zu einem Arzt und ließ Callie und Amy zurück, die sich nun beeilten, das Bettzeug und die Handtücher zu wechseln und das Haus sauber zu machen. Die beiden standen am Wäschetrockner und legten gerade Bettwäsche zusammen. Callie war ganz heiß; erschöpft wischte sie sich mit dem Arm über die Stirn. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie mir helfen.«
    Wie üblich machte Amy ein absolut ernstes Gesicht. »Haben Sie sich auch bei Stone und Eddie bedankt? Und Tucker?«
    »Wofür?«
    Amy faltete weiter die Bettwäsche. »Dafür, dass sie ihre Arbeiten erledigen.«
    »Aber das hier ist doch nicht Ihre Arbeit.«
    Amy legte ein Laken zusammen, penibel wie ein Feldwebel. »Zufällig haben Sie eine Köchin gebraucht, und ich kann gut kochen. Aber ich kann auch andere Dinge.«
    »Es ist schon eine Weile her, dass man meinen Dank abgewiesen hat.« Callie lächelte.
    Amy verzog keine Miene.
    Callie seufzte. Wortlos arbeiteten sie weiter, bis sie das Schweigen nicht mehr ertragen konnte. »Sie sind jetzt seit über einer Woche hier, richtig?«

    Amy begann, ein weiteres Laken zu falten. »Ja.«
    »Gefällt es Ihnen bei uns?«
    Amy ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, dass Callie mit dem Falten der Bettwäsche innehielt und Amy ansah.
    »Ja, ganz gut«, sagte Amy schließlich.
    »Und – ist alles in Ordnung?«
    Amy schaute argwöhnisch drein. »Warum?«
    Callie erinnerte sich, wie sie in ungefähr demselben Alter auf die Ranch gekommen war, verängstigt und allein, mit einem Heidenbammel, Fehler zu machen und rausgeschmissen zu werden. Sie hätte fast alles getan, um das zu vermeiden. »Schauen Sie, ich will nicht in Sie dringen, aber Sie lächeln nicht sehr viel, und Sie sind so ruhig. Marge hat gesagt, sie sei gestern Morgen an Ihrer Blockhütte vorbeigegangen, als Sie herauskamen, und da hätte es so ausgesehen, als hätten Sie Ihre Tasche noch nicht ausgepackt. Ich möchte nur sichergehen...«
    »Mir geht’s gut.« Und wenn sie auch nicht gerade lächelte, so wirkte Amy zumindest nicht mehr ganz so steif. »Wirklich.«
    Callie lächelte. »Also gut.« Und legte noch einen Stapel gefaltete Bettwäsche in den Korb. »Sie sollen wissen, dass Sie mit mir über alles sprechen können. Wenn Sie es für nötig halten.«
    »Worüber?«
    Zum Beispiel über diesen verzweifelten Ausdruck in deinen Augen.

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