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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Handschellen angelegt hatte, und im weiteren Verlauf der Spurensicherung war außerdem ein Draht aufgetaucht, der zu einer Acht gedreht worden war und höchstwahrscheinlich seine Füße gefesselt hatte, die dann weggebrannt waren.
    Seine Autoschlüssel und seine Brieftasche waren gefunden worden, nicht aber seine Neun-Millimeter-Sig-Sauer und sein goldener Siegelring. Er hatte Kleidung in seinem Hotel hinterlassen und ebenso seinen Aktenkoffer, den man mir aushändigte, nachdem er untersucht worden war. Die Nacht verbrachte ich in Teun McGoverns Haus. Sie hatte Beamte auf dem Grundstück postiert, weil Carrie sich immer noch irgendwo herumtrieb und es nur eine Frage der Zeit war, wann sie wieder in Aktion treten würde.
    Sie würde ihr Werk fortsetzen, und es war nur noch die Frage, was sie als Nächstes vorhatte und ob sie es erfolgreich zu Ende bringen würde.
    McGovern hatte versucht, zu mir durchzudringen. Mehrmals hatte sie in der vergangenen Nacht Tee oder Essen in mein Zimmer gebracht, dessen Fenster mit seinen blauen Vorhängen auf die alten Backsteinmauern un d Messinglaternen der Reihenhäuser von Society Hill hinausging. Sie war jedoch klug genug, keinerlei Druck auszuüben, und ich war zu kaputt, um irgendetwas anderes zu tun, als zu schlafen. Immer wieder wachte ich auf, fühlte mich elend und erinnerte mich schlagartig, weshalb.
    An meine Träume erinnerte ich mich hingegen nicht. Ich weinte, bis mir die Augen fast zugeschwollen waren. Am späten Donnerstagmorgen duschte ich lange und betrat dann McGoverns Küche. Sie trug einen preußischblauen Hosenanzug, trank Kaffee und las die Zeitung.
    »Guten Morgen«, sagte sie, überrascht und erfreut, dass ich mich hinter meiner verschlossenen Tür hervorgewagt hatte.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Sagen Sie mir, was es Neues gibt«, sagte ich. Ich setzte mich auf den Stuhl ihr gegenüber. Sie stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch und schob ihren Stuhl zurück.
    »Ich hole Ihnen erst mal Kaffee«, sagte sie.
    »Sagen Sie mir, was jetzt geschieht«, wiederholte ich. »Ich will es wissen, Teun. Haben Sie schon irgendetwas herausgefunden? Im Leichenschauhaus, meine ich?«
    Für einen Augenblick wusste sie nicht, was sie antworten sollte, und starrte aus dem Fenster auf einen alten Magnolienbaum, der voller welker, brauner Blüten war.
    »Sie arbeiten noch an ihm«, sagte sie schließlich. »Doch bisher lässt einiges darauf schließen, dass man ihm die Kehle durchgeschnitten hat. An den Gesichtsknochen hat man Schnitte gefunden. Hier und hier.« Sie wies auf den linken Unterkiefer und die Stelle zwischen den Augen.
    »Es gab keinen Ruß oder irgendwelche Verbrennungen in seiner Luftröhre und kein Kohlenmonoxid. Er war als o schon tot, als der Laden angezündet wurde«, sagte sie. »Es tut mir Leid, Kay ... Ja, also ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Wie soll das denn möglich sein, dass niemand gesehen hat, wie er das Haus betreten hat?«, fragte ich, als hätte ich gar nicht begriffen, welch grauenhafte Mitteilungen sie mir gerade gemacht hatte. »Jemand hat ihn womöglich mit vorgehaltener Waffe gezwungen hineinzugehen, und kein Mensch hat irgendwas gesehen?«
    »Der Laden hat um fünf Uhr zugemacht«, antwortete sie. »Es gibt keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen, und die Alarmanlage war aus irgendeinem Grund nicht eingeschaltet, sodass sie auch nicht losging. Wir haben in letzter Zeit mit solchen Läden, die wegen der Versicherungssumme angezündet worden sind, viel Ärger gehabt. Auf die eine oder andere Weise hatte immer irgendeine pakistanische Familie die Hand im Spiel.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee.
    »Derselbe Modus operandi«, fuhr sie fort. »Geringes Inventar, das Feuer bricht kurz nach Ladenschluss aus, und kein Mensch in der Nachbarschaft hat irgendwas gesehen.«
    »Das hier hat doch nichts mit Versicherungsbetrug zu tun!«, sagte ich in plötzlich aufwallendem Zorn.
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete sie ruhig. »Oder jedenfalls nicht direkt. Doch wenn Sie meine Theorie hören wollen, sage ich Ihnen, was ich denke.«
    »Bitte.«
    »Ich meine, sie könnte mit dem Ladeninhaber konspiriert haben, um ihm sein Geschäft abzufackeln. Er könnte sie sogar dafür bezahlt haben, weil er nicht wissen konnte, was sie eigentlich vorhatte. Das hätte allerdings einiger Planung bedurft.«
    »Sie hat doch jahrelang nichts anderes zu tun gehabt, als zu planen.«
    Die Brust schnürte sich mir wieder zusammen, und Tränen bildeten

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